Montag, 23.05.2016
Natürlich war wie zu erwarten das Wetter nicht besser. Es schüttete was das Zeug hält und uns war klar, dass das so keinen Sinn macht.
Schon auf dem Weg zum Bahnhof wurden wir nass.
Sind meine Handschuhe nicht schick?
Wir waren sehr rechtzeitig dran und wussten schon warum. Gleiches Problem wie immer: sprachliche Barrieren. Bis wir unsere Tickets hatten, mussten wir ein paar Mal die guten Dienste des Google Übersetzers in Anspruch nehmen und wieder viel Geduld aufbringen um alles zu organisieren. Die Mühlen mahlen langsam, vor allem in Lao Cai. Bis wir endlich unsere Tickets hatten, der Sprit aus unseren Motorrädern gelassen wurde und wir diese „eingecheckt“ hatten, war es zu spät fürs Frühstück. Hungrig wollte keiner von uns die 9 stündige Zugfahrt antreten. Ich flitzte los um mir an einem Kiosk Kekse zu kaufen. Die Anderen wollten gerade auch los, als ein Angestellter des Bahnhofs hektisch und nervös auf uns zu gerannt kam. Wir dachten irgendwas stimmt mit den Motorrädern nicht und bekamen einen Schrecken. Er wollte mir nur meine Plastiktüte geben die ich während der Fahrt nicht am Lenker lassen durfte. Dafür so einen Stress machen… Die Anderen liefen los und ich bewachte das Gepäck als eine andere Angestellte kam und sagte wir sollten schnell in den Zug, weil dieser gleich los fahren würde. Ich versuchte die Anderen zu erreichen, aber es ging keiner an sein Handy. Die Frau stresste immer mehr und von den Anderen war nichts zu sehen. Als sie zurück kamen, sprangen wir schnell in den Zug. Für was? Dafür, dass wir noch 20 Min. warten mussten, bis dieser Lao Cai verließ.
Die Fahrt zog sich sehr lange und der Zug ist total alt. Immer wieder hüpften die Wagons und schlugen wieder auf den Schienen auf. Wir fragten uns, wie viele Zugunglücke es hier wohl gibt. Der Regen ließ nicht nach und wir waren froh den Weg nicht fortgesetzt zu haben. Es zogen viele grüne Felder, Wasserbüffel und Feldarbeiter an uns vorbei. Wir beschäftigten uns mit unseren elektronischen Geräten und mit Reden. Wie schon gesagt haben wir viel Spaß und auch Yvonne und Alex die 35 und 39 sind, benahmen sich mit uns wie kleine Kinder. Im Zug waren sonst nur Einheimische die bestimmt dachten: dumme Touristen ! Da war ein kleiner Junge von dem Alex ein Bild mit seiner Polaroid-Kamera machte und ihm schenkte. Der war total fasziniert.
Wir wussten nicht, wo wir aussteigen müssen, weil Hanoi viele Bahnhöfe hat, aber mit Händen und Füßen erklärte uns eine Frau wo wir hin müssen.
Als wir nach geschlagenen 9 Stunden um 7 abends Hanoi erreichten (für mich bereits das 4. Mal), regnete es zum Glück nicht. Wir hatten schon Angst, dass unsere Motorräder in Lao Cai vergessen wurden, denn beim Ausladen waren sie nicht dabei. Zum Glück bekamen wir sie unbeschadet wieder.
Diesmal sprangen alle Bikes an, aber wir mussten trotzdem eine Tankstelle suchen. Das mit dem Sprit rauslassen ist zwar verständlich, aber echt nervig. Das ist jetzt nun schon das zweite Mal, dass ich einen vollen Tank verschenken muss. Die Vietnamesen wissen wie man Geschäfte macht, denn vor dem Bahnhof standen Frauen, die Sprit in 1 L Flaschen verkauften. Da wir nicht wussten, ob wir gleich nochmal einen anderen Zug nehmen würden, reichte uns vorerst der eine Liter und wir kauften was.
Der nächste Stopp war was zu Essen. Es ist ja schon lange her, dass wir was gegessen hatten, denn im Zug gab’s nix. Der Verkehr war so krass wie immer und schon nach ein paar Metern verloren wir uns. Sich wieder zu finden ist unmöglich, vor allem wenns dunkel ist. Berni und ich fanden auch kein Restaurant und meine Laune ging immer mehr in den Keller. Über das Internet hatte ich ein Hotel gebucht und dort fuhren wir hin. Es war ein riesen Drama bis wir es fanden. Das Golden Time Hotel 3 ist echt zu empfehlen. Die Mitarbeiter sprechen Englisch und sind super nett. Gleich bekamen wir einen kostenlosen Kaffee und konnten durchatmen. Die anderen beiden hatten sich immer noch nicht gemeldet. Glücklicherweise bekamen wir ein Upgrade und hatten für 4 Euro ein total großes Luxuszimmer mit 2 großen Betten. Es war sehr sauber und sah genial aus.
Berni und ich liefen dann los um Essen zu suchen und setzten uns endlich in ein vietnamesisches Restaurant. An meinem Tofu waren Reste vom Chicken dran und ich als Vegetarier habe dann schon genug. So ließ ich das Essen stehen und gab auf. Bernis Essen war wohl ungenießbar und auch er aß es nicht.
Wir liefen durch die Straßen von Hanoi und alles war super toll beleuchtet. Wir schlenderten über einen Markt und hatten einen schönen Abend. Irgendwann wollte ich was kaufen und stellte beim Blick in meine Tasche sehr erschrocken fest, dass meine Actioncam fehlte. Ich durchsuchte meine Taschen, aber: nichts ! Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich sie verliere (einmal in Australien mit meinem gesamten Rucksack). Ich wusste, dass ich nicht nochmal Glück haben werde und sie wieder finde, zumal die Vietnamesen bestimmt nicht so ehrlich sind wie die Australier. In weiser Voraussicht hatte ich im Zug alle Videos gesichert. Wir liefen zurück zum Markt, fragten an dem Stand wo ich sie das letzte Mal hatte und suchten alles ab. Natürlich erfolglos. Ich war super genervt und sauer auf mich selbst. Das versaute endgültig meine Laune. Wir liefen gerade zurück, als Berni sich bückte und wie selbstverständlich was aufhob. Ich dachte er hätte was fallen gelassen. Nun das Unglaubliche: Unter einem Roller im Dunkeln sah er meine Actioncam und hob sie auf. Das ist doch unfassbar, oder ? Absolut überhaupt nicht kann ich verstehen, warum ich so ein Glück habe. Es war schon jemand über die Kamera drüber gefahren, denn sie sah mitgenommen aus und die Linse war sehr stark verkratzt. Trotzdem habe ich sie wieder. Wie eine Gestörte fiel ich Bernie um den Hals und freute mich abartig. Ich kanns immer noch nicht glauben, dass er die Kamera dort fand und sie noch niemand mitgenommen hatte. Es gibt Dinge die gibt’s gar nicht !
Berni hatte noch Hunger und bestellte was im Burger King. Totaler Kulturbruch, aber wenn man hier nichts gutes findet..
Im Hotel trafen wir dann Yvonne und Alex an, die 3 Stunden später auch den Weg hierher gefunden hatten. Wir unterhielten uns ewig, wie es weiter gehen sollte. Nun wurden schon so viele Pläne gemacht, über den Haufen geworfen, Wetterberichte und Flüge gecheckt und endlose Diskussionen geführt.
Berni sagte er wolle nicht mehr zu Viert reisen, weil das mit der Zeit zu anstrengend wird, weil wir uns dauernd verlieren und immer jeder eine andere Meinung hat.
Die Pläne von Yvonne und Alex, sowie der von Berni hörten sich gut an und ich war hin und hergerissen mit wem ich nun reisen sollte. Ich komme ja mit allen gut aus. Da ich mich noch nicht entscheiden konnte und wollte, gab ich mir bis zum nächsten Morgen Zeit.
Es war schon fast 3 als ich einschlief. So viele Gedanken in meinem Kopf.
Liebe Grüße (wiedermal) von Hanoi
Nadine