Melbourne again

Sonntag, 26.07.2015

Das Wetter war wie fast immer doof, aber ich hatte frei. Das ist ja in dem Job sehr rar. Eigentlich wollte ich reiten, aber es hat so krass gestürmt, dass es wegen umfallenden Bäumen zu gefährlich gewesen wäre. In Australien sind auch Reithallen nicht üblich.
Irgendwann schon nach 12 Uhr haben Jack und ich uns nach einem ausgiebigen Frühstück mit Toast und Frühstücks-Ei aufraffen können aus dem Haus zu gehen.
Ein Tagesausflug ins 1 stündig entfernte Melbourne stand auf dem Plan.
Der Weg da hin ist eigentlich nur gerade aus und es gibt eine Mautstraße und eine kostenlose. Jack hat einen elektronischen Sensor im Auto mit dem die Maut günstiger ist und wollte deshalb diese Route nehmen. Nach einer Weile im Kreis in einer Stadt rum fahren, hab ich ihn gefragt, ob er weiß wo wir sind. Er hatte sich wohl spontan Umentschieden den anderen Weg zu fahren, aber ins Navi was anderes eingegeben. Obwohl mein Orientierungssinn nicht gut ist, kann ich die Strecke nach Melbourne ohne Navi fahren, aber Jack’s Stolz hat es nicht erlaubt sich von mir helfen zu lassen. Irgendwann nach öfterem vergurken, fragte ich ihn: „We are completely wrong, right?“ Und musste darüber unwillkürlich lachen. Er hatte keine Ahnung wo wir waren.
Schlussendlich ging’s doch über die Mautstraße und bei strömendem Regen erreichten wir Melbourne.
Vor meinem alten Hostel gabs einen kostenlosen Parkplatz, wo ich ausstieg um mein Handtuch zu holen. Das hatte ich das letzte Mal bei Elsbeth vergessen und die ist gerade zu Hause in Amerika. Erst haben die vom Hostel es nicht gefunden und es war ein Drama bis ich es endlich nach 15 min hatte.
Als ich wieder raus kam war es saukalt und windig und Jacks Audi war weg. Ich suchte alles ab – nix ! Nach einem Anruf bei Jack wusste ich, dass er weg gefahren war. Ohne ein Wort. Es besserte meine Laune nicht, dass er sagte er ist in 3 min da und dann nach über 20 min wieder auftauchte. Er hätte nicht gewusst, ob er da stehen bleiben darf. Hatte ich ihm aber doch gesagt und da war ein großes Schild ?!
Dann hab ich ihn gefragt was er denn sehen oder machen will, weil er das erste mal in Melbourne war. Ich soll das doch entscheiden, ich hätte ja die Ahnung. Auf die Frage hin ob er Hunger hätte, sagte er dass er was isst wenn ich was esse. Nach der 2. Nachfrage habe ich rausgefunden, dass er keinen Hunger hatte. Mir ist dann echt ein bisschen der Geduldsfaden gerissen. Ich wollte gemütlich einen Kaffee trinken, aber die Idee fand er auch nicht so toll. Der Parkplatz den wir nach langer Suche gefunden haben hat auch 5$ für eine Stunde gekostet und der Tag war für mich schon gelaufen. Es hellte meine Stimmung auf nicht auf, dass die Sonne raus kam und der Himmel blau wurde. Die Stunde Zeit die uns die Parkuhr gab reichte weder für den Viktoriamarkt, noch für was anderes. Die Parkhäuser wollten 20$ für einen Tag. Viel zu viel !
Ich sagte, dass wir uns den Straßennamen merken sollen, weil wir sonst das Auto nicht mehr finden würden. Für sowas besitzt er aber zu viel Männerstolz. Braucht man nicht !
So liefen wir eine Stunde rum, wobei mich Jack ständig anrempelte, was mir tierisch auf den Zeiger ging. Dann wollte er auch schon wieder heim, wegen einer TV Serie und so verließen wir Melbourne 2 Stunden nachdem wir angekommen waren.
Als ob ich es irgendwo her gewusst hätte, fanden wir das Auto natürlich nicht mehr. Jack sagte, dass ich es finden muss, weil ich ja schon so oft da gewesen sei und mich auskennen müsse. Zum Glück schafften wir es noch rechtzeitig vor dem Ablaufen der Parkuhr den Audi zu finden.
Der Verkehr war wegen des Footy Spiels Melbourne gegen St. Kilda auch grauenvoll.
Die Rückfahrt ging besser als die Hinfahrt und ich hatte die Hoffnung vor Sonnenuntergang noch reiten zu können.
Ich war sehr schnell umgezogen und rannte aus dem Haus, aber auf halbem Weg zur Koppel ging schon die Sonne unter und ich ging enttäuscht zurück ins Haus.
Dort musste ich mich erneut zusammen reißen, Jack nicht dumm anzumachen, weil er meinen Karton den ich für meine Reitsachen brauchte und der vor meinem Zimmer stand, einfach weg geschmissen hatte. Ohne Nachfrage o.ä. Er konnte gar nicht verstehen warum ich das nicht so gut fand.
Zum Glück kam The Voice im TV und ich schrieb noch mit ein paar netten Leuten aus Deutschland, was den Abend ein bisschen rettete.
Ich hatte mich so auf meinen freien Sonntag gefreut…

Angenervte Grüße
Nadine
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New stable, colorful horse and changing weather

Montag, 20.07 – Samstag 25.07.2015

Am Montag war ich k.o. und froh, dass ich mittags frei hatte. Dachte ich zumindest. Nix da. Ganz viele Leute sind krank und so musste ich aushelfen. Macht man aber ja gerne. Ich hab ja nette Kollegen.
Jack ist total lieb und hat mir nach meinen ganzen Geschichten ein Zimmer im Hauptcontainer eingerichtet. So muss ich nicht mehr nachts in der Kälte in den anderen, kalten Container laufen, kann beruhigt schlafen und hab ein schönes, kleines Zimmer mit Stockbett. Das Doofe ist nur, dass wir trotz penibler Sauberkeit usw. Ameisen haben. Die bekommen wir irgendwie nicht los…
Leider kommt The Voice immer nur Sonntag-Dienstag, aber Jack hat auch gute Filme. Einer davon war aber nicht so gut, sehr krass, mit viel Blut und Geschieße und absolut nicht zu empfehlen. 4 Brothers ist der Titel.
Wie immer gehen wir ein mal die Woche einkaufen, jeder bezahlt sein eigenes Zeug aber wir nehmen beide trotzdem alles. Das ist eine gute Lösung, weil man so immer alles hat was man braucht. Inzwischen bin ich totaler Fan vom Supermarkt „Coles“. Die haben absolut alles, sind super sortiert und das Gemüse, Obst und Brot sind frisch. Es ist zwar teilweise teurer als bei Aldi aber man hat mehr Auswahl. Außerdem gibts keine Schlangen an den Kassen, weil es sehr viele Kassen zum selbstscannen gibt. Ein Mitarbeiter steht daneben und guckt, dass alles richtig gemacht wird. Auch das System ist sehr intelligent und weiß, wenn man eine andere Einkaufstasche benutzt, noch Artikel im Wagen hat, Artikel nicht gescannt wurden usw. Ich habe ein Küchenmesser gekauft, woraufhin das System sich meldete und ein Mitarbeiter kontrollieren musste, ob ich schon 18 bin 😀 diese Woche war ich in beiden Supermärken. Aldi und Coles. Klar sind die Preise in Australien echt hoch und es ist nicht umsonst das teuerste Land der Welt. Trotzdem finde ich, dass es nicht stimmt, dass man sich hier nicht gesund ernähren kann. Ich esse immer frisches Obst und Gemüse und wenn man ein bisschen die Preise vergleicht kann man gut einkaufen. Manche Sachen sind echt übertrieben teuer, aber andere sind auch günstiger als in Deutschland. Was aber sehr teuer ist sind Milch und Käse. Alles gibts in großen Portionen, z.B. 3 L Saft oder Milch und große Käseblocks, für 7$ das Stück (und das ist der günstigste).
Wenn es hier (wie fast immer) regnet, ist es echt nicht angenehm und ich hasse unsere Dusche. Die hat 2 Hebel und entweder ist es zu kalt oder zu heiß oder es kommen nur Tropfen raus. Bei den Temperaturen im Bad nicht gerade gut. Und bei Regen das kalte Klo draußen zu haben ist auch nicht so vorteilhaft, aber man gewöhnt sich ja an alles 😛
Beim Waschen ist auch timing gefragt. Wir benutzen ja die Pferdewaschmaschine und die läuft quasi 24h mit den Handtüchern und Decken. Manchmal ist es so viel Pferdewäsche, dass ich nachts den Wecker stelle um fertig zu waschen, dass es für den nächsten morgen bereit ist, weil der Tag nicht ausreicht. Bisher konnte ich aber immer mein Zeug irgendwann waschen 🙂
Mit meinem nicht geliebten Wallach habe ich mich versucht ein bisschen anzufreunden, was auch geklappt hat. Trotzdem war ich gar nicht böse, dass er abgeholt wurde und jetzt woanders wohnt.
Am Dienstag war ich krank. Keine Ahnung was ich hatte aber ich fühlte mich hundeelend und war fix und fertig. Jack musste dann fast alle Boxen allein machen und tat mir leid. Dafür war er am Mittwoch krank und es war umgekehrt. Ich weiß nicht was hier rum geht, aber 5 Leute waren krank und alle hatten das gleiche wie ich. Und nach einem Tag ist es weg. Sehr komisch !
Die Sonnenaufgänge sind echt schön, wenn das Wetter mal gut ist und es hat was, früh mit Arbeiten anzufangen und früh aufhören zu können. Wenn wir schon manchmal um 10 fertig sind, esse ich da immer schon Mittag 😀
Mittwoch Mittag hatte ich wieder frei und ich hab so Glück. Das Wetter war ausnahmsweise super und perfekt für einen Ausflug nach Mornington. Ich genoss einen Eiscafé und einen Muffin in der Sonne, beobachtete die Leute und war glücklich einen so schönen Tag verbringen zu können. Die Leute sind so freundlich und es hat viel Spaß dort gemacht. Dann ging’s zur Post und shoppen. Natürlich wurde ich fündig. Ich glaube mein Zeug passt schon lange nicht mehr in meinen Backpack, aber Brissie ist ja groß genug 😀 mittwochs ist immer Markt und dort hab ich frisches Gemüse gekauft. Das ist bezahlbar. Wie immer bin ich dann in MC Donalds um WLAN zu schnorren und nach Hause zu skypen. Ich kaufe dann einfach den günstigsten Espresso und hab dann kein schlechtes Gewissen.
Am Donnerstag sind die ersten 3 Pferde in den neuen Stall eingezogen. Diesen hat Jack fast allein gebaut. Er ist 1km von der Farm weg, mitten im nirgendwo mit 12 Boxen. Am Dienstag hat er den Stall fertig gestellt und Türen und Tränken rein gemacht. Als Jack und ich nach den Pferden schauen wollten, stand plötzlich ein Pferd mitten in der Stallgasse. Es fraß gemütlich und tat als ob nix wäre. Normalerweise gibt es Karabiner für jede Boxentür, weil die Pferde die Verschlüsse aufmachen können, aber im neuen Stall fehlten die noch. Leider gab es auch keine Halfter und Jack wollte das Stalltor zu machen, dass das Pferd nicht abhaut. Das fand der Wallach nicht lustig und erschrak. Jack fuhr dann mit dem Auto los um ein Halfter auf der Farm zu holen. Ich versuchte den Wallach an der Decke in seine Box zu ziehen. Das klappte nicht und er stand da wie festgenagelt. Nach einigen Versuchen nahm ich meine Jacke, band sie ihm um den Hals und zog an den Ärmeln. Zum Glück klappte das und das Pferd war wieder in seiner Box. Zurück zur Farm durfte ich endlich mal mit dem Bobcat fahren. Das ist wie ein Golfcaddy und total lustig zu fahren.
Das Highlight war als John kam. Er ist Trackrider und reitet auch Pferde ein. Kate (Tochter von David und Schwester von Tom) hat eine 4 jährige Stute, aber kann zur Zeit nicht reiten. Sie ist ein Warmblut, Pinto und ein Springpferd, hat also nichts mit Rennpferd zu tun. Kate organisierte, dass John die Stute 2 mal reitet, bevor ich drauf sitze, weil sie schon fast 4 Monate nicht mehr geritten wird. Sie steht zusammen mit der Stute von Davids Frau Tag und Nacht auf einer Koppel an dessen Haus. Kathrin half uns „Gipsy“ zu holen und fertig zu machen. Erst ließ John sie im Roundpen laufen, dann saß er dort auf sie drauf und als das gut klappte, ging er auf den Track. Dieser ist eine ovale Rennbahn auf der Farm aus Sand und 1km lang. John ritt Gipsy im Schritt, dann im Trab und dann galoppierte er sie langsam. Sie war von Anfang an total lieb und hat alles super gemacht. Das ist für ein junges Pferd das so lang steht nicht selbstverständlich. Am Freitag wurde es ernster. John kam nochmal und ging gleich auf den Track mit ihr, dann ritt er eine Runde auf dem Reitplatz und dann kam mein Part. Ich freute mich total Gipsy zu reiten und sie war toll. Total gelassen und es war super. John war sehr zufrieden und machte viele Bilder und Videos. Unsere Managerin Sheryl fuhr mit dem Auto vorbei, hielt an und stieg nach einer Weile aus. Lange redete sie mit John, aber ich war so konzentriert, dass ich nicht zuhörte. Nach dem Reiten sagte sie, dass ich das so gut gemacht hätte, dass sie sich vorstellten könnte, dass ich einige der Rennpferde reiten kann. Das war natürlich eine große Ehre und wäre sau cool, wenn das klappen würde.
Am Samstag bin ich Gipsy nochmal geritten und Kate (die Besitzerin) hat zugeschaut. Sie hat mir ein bisschen Reitunterricht gegeben und war sehr zufrieden. Sie hat gemeint ich reite sie sehr gut und dass ihre Stute sonst immer schreckhaft war und gebockt hat. Ab sofort darf ich sie so oft reiten wie ich will. Ich habe mich total gefreut. Jeden Tag reiten – wie genial !

Abends hatten wir beide keine Lust zum Kochen und haben uns Pizzen im Dominos in Mornington geholt. Außerdem gabs Churros mit Schokosoße dazu – sehr lecker und voll gesund 😛 Vor dem TV neben „The Voice“ schmeckte das umso besser. Außerdem hat meine Pizza 4 Käse mit Käsefüllung im Rand gerade mal 5$ gekostet.

Farmergrüße
Nadine

Lecker Churros

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…und Domino Pizza

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Mornington bei bestem Wetter

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Was es hier alles gibt. Einen Alkoholladen mit Drive-In

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Lecker Auflauf

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John reitet Gipsy auf dem Track (sieht schneller aus als es war)

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Hofhund müsste man sein….

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Es gibt auch schönes Wetter hier

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neuer Stall

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Jack hat gekocht

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John und Gipsy Tag 2

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erstes mal reiten

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Bilder machen ist doof 😛

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Wraps zum Mittag

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Snow, cold shower, riding and other catastrophes

Sonntag 12.07 – Sonntag 19.07.2015

Ich lebe noch und melde mich nach der 2. Woche wieder zu Wort.
Das Aufstehen geht immer einfacher, aber trotzdem bin ich täglich in letzter Minute draußen 😀
Mittlerweile hab ich schon richtige Armmuckis bekommen und meine Kondition hat sich deutlich verbessert. So bin ich nun richtig schnell beim Misten. Wie gesagt das bringt nur für den frühen Feierabend nix, weil sich hier manche Leute gerne auf „die Backpackerin“ verlassen und ich dann noch das Geschäft dieser Leute mache. Das ist z.B. noch allen Pferden Heu füttern, den LKW sauber machen usw.
Das Wetter war bis Freitag grausig. In den Nachrichten kommen täglich Bilder vom Schnee nicht weit weg und jeder redet von Weihnachten im Juli. Das sei wohl der krasseste Winter seit 20 Jahren sagen sie in den Nachrichten. Hier gibts zum Glück (noch) keinen Schnee, aber vor lauter Regen die ganze Nacht konnte ich nie richtig schlafen (hört sich im Campingcontainer doppelt so laut an) und außerdem regnete es so arg rein, dass der Boden ein See und meine Klamotten getränkt sind. Ein anderer Grund warum ich nie durchschlafen konnte, waren die Hunde. Ich liebe sie wirklich, aber wenn sie die ganze Nacht bellen, find ich das nicht ganz so witzig.
In einer Nacht war es besonders schlimm. Jack und ich haben einen gruseligen Film angeguckt, dann bin ich ins Bett und die Hunde haben beide angefangen zu bellen. Wenn nur Sam bellt, kann es auch am Nachbarhund liegen, aber wenn es beide sind ist es ernst. Dann hab ich eine Berührung an meinem Fuß gespürt und mir ist fast das Herz stehen geblieben. Ich hatte noch nie so viel Angst ! Normalerweise fühle ich mich alleine in meinem Campingcontainer echt sicher. Dann musste mir ausgerechnet in dem Moment jemand eine Whatsapp Nachricht schreiben, woraufhin mein Handy aufleuchtete. Das liegt immer am Fenster und ist lautlos, sodass ich dachte draußen ist jemand mit einer Taschenlampe. Ich hab mich keinen Millimeter bewegt und wollte auch nicht aufstehen um mein Handy zu holen um Jack anzurufen. Ich war nach einer fast schlaflosen Nacht froh, dass ich endlich aufstehen konnte und weiß bis jetzt nicht was da los war. Bestimmt wieder nur der Nachbarhund…
Diese Woche musste ich auch zusätzlich sonntags und 5 mal Nachmittags arbeiten. Dementsprechend fertig war ich und mein Mittagsschlaf ist fester Bestandteil meines Tagesablaufs.
Ein weiteres „muss“ ist außerdem die große Gassi-Runde mit den Hunden, egal wie das Wetter ist. Ausgestattet mit Mütze, Regenjacke und Gummistiefeln geht alles ! Charly und Sam warten immer freudig bis ich fertig mit Arbeiten bin und ich genieße es, über die sehr weitläufige Farm an den Koppeln vorbei zu laufen. An meinen freien Tagen war ich mittags ein bisschen joggen und Schäferhund Sam hat eindeutig weniger Kondition 😛 Charly drehte schon nach ein paar Metern um – fauler Hund ! Auch hier hab ich gemerkt, dass meine Kondition so gut ist wie nie. Die 4,5 km gingen sehr locker und in einem guten Tempo. Neben den Koppeln lag eine tote Kuh, was ich als Vegetarier sehr ekelig fand. So „beerdigen“ die Australier alle ihre Tiere. Bei der Runde gehts immer am Haus von David und seiner Frau vorbei, wo auch ein Labrador wohnt. Dieser findet es nicht so lustig, wenn wir da vorbei kommen und macht das sehr deutlich. Ich hatte immer panische Angst vor diesem Tier und war froh, als wir vorbei waren. Er rannte mit einem aggressiven Gesichtsausdruck hinterher. Da mir die nette Frau vom Büro aber gesagt hat, dass der Hund total lieb ist, hab ich eines Tages meinen ganzen Mut zusammen genommen, gestoppt und zitternd gewartet bis er her kommt. Gegen meine Befürchtung setzte er sich neben mich und freute sich total, gestreichelt zu werden. Seit diesem Tag sind wir Freunde und der Hund (dessen Namen ich noch nicht kenne), bellt nicht mehr und freut sich, wenn ich vorbei laufe.

Eines Mittags saß ich gerade beim Essen als Jack anrief und fragte, ob ich schnell in den neuen Stall kommen kann und ihm helfen. Ich bin ja nicht so, dachte ich, ließ alles stehen und liegen und marschierte die 1 km zu Fuß. Als ich ankam war ich ziemlich sauer. Erst fragte Jack mich wie ich hergekommen sei. Ich sagte patzig, dass ich geflogen bin. Wie denn auch sonst?! 2 andere Kolleginnen waren bereits da und halfen Jack die neuen Boxen einzustreuen. Das Sägemehl war auf der Stallgasse verteilt und wir sollten es in die Boxen schippen. Warum genau hab ich dafür mein Mittagessen stehen gelassen und warum kann man sowas nicht während der Arbeitszeit machen? Still schweigend tat ich meine Arbeit und ging wieder zurück.

An einem Tag hatte ich viel Unglück. Erst klemmte ich mir meine Hand in der Boxentür ein, sodass es blutete, dann haute ich mir meinen Rücken an einer Tränke an, dann wollte ein Pferd absolut nicht auf den LKW, ich bekam ärger, weil ich zum 2. mal abends vergessen hatte die Handtücher zu waschen die dringend für die Pferde gebraucht werden und es kam (wie öfter) nur Eiswasser aus der Dusche. Und das alles wo der Tag sowieso ein einziges Chaos war. Es fing damit an, dass eine Frau sich ärgerte, dass 2 Pferde die auf Koppeln stehen nicht her kommen wollten. Dann sollten wir stattdessen 2 andere Pferde auf den LKW laden und es später nochmal versuchen. Nachdem ein Mann 2 Pferde die ähnlich heißen verwechselte und das falsche Pferd auf die Rennbahn geschickt wurde, war das Chaos perfekt. Keiner wusste mehr, welches Pferd nun auf den LKW muss, das alles kostet Zeit und somit Geld. Außerdem dürfen im LKW Stuten nicht neben Hengsten stehen, was die Organisation zusätzlich erschwert. Alle Leute sind nur noch wild durcheinander gelaufen und eine Frau hat versucht die Ordnung wieder herzustellen. Irgendwann waren aber doch irgendwie alle Pferde auf der Rennbahn und wir waren froh darüber.

Es gibt ein Pferd, dass mich am ersten Tag beim Misten in eine Ecke gedrängt hat und nach mir ausschlug und beim Führen stieg und bockte. Dummerweise hab ich immer Pech und das Pferd steht im LKW vor mir, bereit zum Ausladen. Gut, dass der nette LKW Fahrer weiß, dass die Beziehung des Wallachs und mir nicht die beste ist und sucht immer jemanden der ihn mir abnimmt 😀

Nachdem immer 2 Trackrider (Jockey die nicht auf Rennen gehen) kamen und 2 junge Pferde anritten, durften diese am Mittwoch zum ersten mal mit zur Rennbahn. Da sie es nicht kannten, wollten die Jungspunde auch nicht auf den LKW. Dieser wurde dann an das Stalltor gefahren, sodass die Pferde nicht mehr ausweichen konnten und mit viel Geduld und Zuspruch wurde versucht sie zu verladen. Nach 20 min war es geschafft und der LKW konnte den Hof verlassen.

Es ist immer interessant die Ergebnisse „unserer“ Pferde auf Rennen mitzuverfolgen und so saß ich vor dem Handy und guckte live, wie eines der Pferde rannte. Es ist cool die Kollegen beim Richten und Führen der Pferde (strappen) im TV zu sehen. Leider muss ich immer lange nach den Namen suchen, da die Pferde ja anders heißen als im Stall.

Einige Pferden verließen die Farm diese Woche wieder um in den Urlaub zu gehen und an einem Tag kam Tom und holte zwei davon ab.

Eine gute Abwechslung ist es immer, wenn wir nach Mornington zum Einkaufen fahren. Ich darf oft mit Jacks Audi A4 fahren, der abgeht wie eine Rakete und dafür darf er auch mal hinters Steuer von Brissie. In einer Tiefgarage war max. Höhe 2m. Ich erklärte ihm, dass Brissie 2,10m hoch ist. Ich war stock sauer, als er meinte das ist kein Problem und es dann „ratsch“ machte. Zum Glück war es nur die Plastikbegrenzung von der Tiefgarage und es ist nichts passiert. Als dann auch noch das Shoppingcenter gerade zu machte, wurde ich zur Zicke und fragte, ob Jack nicht im Internet nach den Öffnungszeiten geschaut hätte. Nein, natürlich nicht. Er tat mir ein bisschen leid, weil er immer so nett ist und ich danach echt schlechte Laune hatte, weil er unbedingt nicht wie sonst immer zu Aldi sondern zum viel weiter entfernten Shoppingcenter wollte. Gut, dass wir an dem Abend aber noch einen offenen Supermarkt fanden – Coles sei Dank !
Sonst sind wir aber eine vorbildliche WG. Abwechselnd kochen und putzen wir und Jack bringt mir indisches Essen näher (sehr lecker). Ich versuchte mich an selbst gemachten Käsespätzle die er sehr lecker fand. Um den Nachtisch komme ich bei ihm nie rum und er will auch immer den Abwasch machen, macht mir Cappuccino und freut sich mich zu bedienen 😀 seine Frau in Mauritius kocht wohl sonst immer für ihn 😉
Nach dem Essen gucken wir The Voice und Merlin, worauf wir uns beide freuen.

Was ich total gut finde ist, die Einstellung der Australier zu den Pferden. Die „no worries“ Mentalität wird auch auf den Umgang mit den 4-Beinern übertragen. So beschlägt der Schmied diese allein in der Box, die Pferde werden bei 8 Grad komplett mit kalten Wasser geduscht und bekommen danach ihre Stalldecke drauf. Nix mit Abschwitzdecke und so. Und was passiert ? Die Pferde bleiben gesund. Ich glaube die meisten Leute (inkl. mir) in Deutschland packen ihre Pferde zu sehr in Watte. So hab ich über 1000€ für einen Husten meines Pferdes ausgegeben, obwohl oder vllt. gerade, weil ich immer gut aufgepasst habe. Man darf glaub ich einfach nicht vergessen, dass Pferde Wildtiere sind und man sie nicht immer wie Haustiere behandeln muss. Wenn ein Pferd lahmt kommt auch selten der Tierarzt. Der Hufschmied guckt danach und am nächsten Tag läuft der Sportler wieder 1a. Auch aus jungen Pferden wir kein Aufheben gemacht. Die muss jeder führen können. Kein: hier musst du aufpassen, da hat er Angst,… Auch beim Transportieren bekommt keiner Transportgamaschen oder Schweifschoner und nie ist ein Pferd verletzt. Trotzdem ist der Umgang sehr sorgfältig und jede Schramme wird sofort sehr gut behandelt. Also auch keine Vernachlässigung o.ä. Es wird einfach nicht so getan, als ob das Pferd zerbrechlich ist und ich kann hier viel mitnehmen was den lockereren Umgang anbelangt.
Das aller aller Schönste der Woche, Monats, Jahres?, hab ich Lena zu verdanken 🙂 erst vermittelt sie mir diesen Job (bzw bei Tom) und jetzt bringt sie mich in Kontakt mit James.
Lena: ich danke dir für alles ! Du bist die beste !!! 🙂
Am Samstag besuchte ich ihn bei aller bestem Wetter im 45 km entfernten Notting Hill. In meiner 3 und halb stündigen Mittagspause durfte ich eeeeeendlich nach genau 140 Tagen wieder in den Sattel steigen. James, Stute Luna und Wallach Mack empfingen mich sehr freundlich. Die Pferde haben eine riesen große Koppel, viel Platz und eine sehr artgerechte Haltung. Zuerst durfte ich mit dem 8 jährigen Mack im Roundyard reiten. Er hat einen Stocksattel, was ich bisher nicht kannte, aber es war ein Mix aus Western und Englisch was ich geritten bin. Sogar teilweise einhändig. Als James meinte das wird zu langweilig, sattelte er die 3 jährige Luna und wir ritten im Schritt über die Koppel. Die junge Stute war ein bisschen zickig und schlug ein paar mal aus und bockte, aber er ist sie wohl schon lange nicht mehr geritten. Bei der 2. Runde wurde es spannender und ich durfte mit Mack über einen Baumstamm springen. Die ersten Male machte er es sehr brav aber dann hatte er keinen Bock mehr und galoppierte nicht mal mehr an. James saß dann drauf und nach einer Weile bekam er es hin. Mit beiden Pferden ritten wir durch eine gigantische Pfütze (eher See), was den beiden nichts auszumachen schien – sehr faszinierend !
Zurück im Roundyard sollte ich Luna reiten. Erst im Schritt und Trab und als das gut war, durfte ich auch sie galoppieren. So ein junges Pferd bin ich selten geritten und man merkte, dass sie noch nicht lange unter dem Sattel ist und die Hilfen nicht kennt. Trotzdem ging es irgendwann ohne Bocken und nach einigen Versuchen wusste sie was ich von ihr will. Es hat sich unbeschreiblich angefühlt, nach so langer Zeit wieder auf einem Pferd zu sitzen und es war alles perfekt. James ist super nett, die Pferde auch, das Wetter war gigantisch und ich hatte so viel Spaß. Zum Schluss zeigte er mir sogar auf den Pferden das Spiel Polocross, das er professionell macht. Es ist nicht einfach mit einer Hand zu reiten, den Schläger zu halten, den Ball vom Boden aufzunehmen und zu schmeißen und ich stellte mich glaub ich sehr doof an. Mack und Luna waren die Ruhe selbst und James hatte ne Menge zu Lachen 😀 Ich werde auf jeden Fall wieder kommen !
Nachdem die Pferde gut versorgt waren, ging’s für mich zurück zur Farm wo ich die falsche Ausfahrt nahm und gleich mal 10 min. zu spät kam. War aber nicht tragisch.
Wie ich es ahnte, hatte ich am Tag danach einen gigantischen Muskelkater, aber der war es definitiv wert.
Das war (sehr ausführlich, ich weiß) die 2. Woche hier.

Bis nächste Woche
Liebs Grüßle Nadine

 

Mein Schrittzähler sagt mir, dass ich so viel laufe

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Charly macht der Regen nix aus

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Gesund 😉

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Hofhund muss man sein..

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Gericht aus Mauritius

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Crumpet Bread mit Schoki – yamm

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Bei dem Wetter hilft nur verkriechen

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Wen erinnert das Pferd an jemanden?

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selbstgemachte Käsespätzle

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Reiten bei James

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Farm auf der ich lebe 🙂

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Spazieren mit Sam

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Unsere Campingsiedlung 😀

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Charly

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Essen von Jack 😉

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Ich dachte ich bin in Australien? Wer hat die Kälte bestellt?

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Frost

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Führanlage (Walker)

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Bäääh es ist kalt

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Mittagessen 🙂

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Jack macht Bananenküchle

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Sonnenaufgang

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Hauptstall

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Neue Freundin 😉

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Das hab ich Jack gekocht

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Good start at the Farm

Freitag 03.07 – Samstag 11.07.15

Da ich jeden Tag das selbe mache, werde ich in nächster Zeit nur noch Wochenberichte schreiben, sonst wird’s langweilig.
In meiner ersten Woche habe ich mich sehr gut eingelebt. Leider hatte ich die ersten Tage sehr stark Migräne, was das Arbeiten erschwerte. Das Aufstehen fällt mir nicht so schwer, aber ich koste jede Minute Schlaf aus und so schaffe ich es gerade um Punkt 4:30 Uhr im Stall zu stehen, obwohl alle immer schon 10 min. früher da sind.
Gerade hatte ich es auf dem Kasten wo welches Pferd steht und dann wurden einige sehr junge Pferde wieder auf die Koppeln in den Urlaub geschickt, neue Pferde kamen und einige wurden auf andere Koppeln gestellt. So mussten wir uns alle wieder umgewöhnen und immer auf dem Plan nachschauen.

Die Pferde lieben alle meine Mütze

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Winter in `stralia

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Essen 🙂

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Freier Nachmittag

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Die Pferde buddeln tiefe Löcher in den Boxen

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Kuchen backen geht auch ohne Rührgerät

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Jack hilft beim Backen

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Hund Charly nutzt die Sonne aus

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fertiger Kuchen

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Teilweise hatte ich am Anfang Probleme, wenn mir jemand einen Pferdenamen zurief. Wegen der Aussprache wurde aus Zebra „Sebbra“, aus Geoff „Tscheff“ usw. Die Pferde haben auch alle zwei Namen. Einen Offiziellen und einen Rufnamen, was auch sehr oft zu Verwirrungen führt. So wird aus einer Stute schon mal ein „Peter“.
Das Misten geht immer besser, weil ich mehr Kraft und Kondition bekomme und Jack sagt, dass er gerne mit mir zusammen arbeitet, weil ich schnell bin. Durch einen Mann der bisher im Urlaub war, bekamen wir Verstärkung und sind jeden Tag früher fertig. Nur bringt das den Feierabend nicht näher, weil es immer Extraaufgaben gibt. So führten wir z.B. zu dritt junge Pferde einmal um den Hof auf die Koppeln, wobei sie sehr wild waren und eine Frau hinfiel und das Pferd weg rannte. Gut, dass wir es wieder einfangen konnten.
An einem Mittag brachte ich ein Pferd in die Führanlage als es anfing zu steigen und zu bocken wie verrückt. Ich versuchte alles aber konnte es nicht mehr halten und es galoppierte weg. Mein Herz blieb fast stehen. Wenn man ein Rennpferd für eine halbe Mio. Dollar „verliert“ ist das nicht gerade spaßig. Der total nette Hufschmied den ich von der anderen Farm schon kenne, fing ihn zum Glück wieder ein und es passierte nichts.
An einem anderen Mittag war ich allein, weil alle auf dem Rennen waren, als plötzlich der Hund bellte. Dann klopfte es an meiner Tür und ein Mann den ich nicht kannte stand da. Er hätte ein neues Pferd dabei. Pferd ? Weiß ich nix davon… Also dieses junge Tier ausgeladen und David angerufen. Da er ja auf dem Rennen war, ist er nicht ran gegangen. Der Fahrer konnte mir leider auch nicht helfen und meinte dass er 370 km hier her gefahren wäre. David arbeitet noch mit einem anderen Trainer zusammen und von dem kam das Pferd. Als der nette Fahrer wieder weg war, begab ich mich mit dem zappeligen einjährigen auf die Suche nach einer leeren Box. Leider war keine frei. Zum Glück meldete sich David in der Zwischenzeit und sagte ich solle es ins Roundpen stellen und Heu und Wasser geben. So stand ich dann da eine Weile davor bis sich die junge Stute beruhigt hatte und ging wieder zurück ins Haus.
Am nächsten Tag strukturierte David um und das „Filly“ (Stutfohlen) bekam eine Box.
Die Leute hier sind alle sehr nett und auch die Managerin empfing mich freundlich. Man hat nur nicht viel Kontakt, weil jeder sein Zeug arbeitet und dann wieder heim geht.
Auch John der kurz vor Mittag kommt und die jungen Pferde einreitet fragt mich immer wie es mir geht.
Mittags arbeite ich gern mit Julie und Elly zusammen und diese sagten ich kann mich immer an sie wenden, wenn ich was brauche. Ich mag die beiden sehr und sie sind wie alle Australier die ich bisher kennen gelernt hab sehr freundlich.
Eines morgens rief mich Rose mit der ich zusammen arbeite her. Ein Pferd hatte sich in seiner Box festgelegen und beim Anblick wurde mir ganz anders. Es lag reglos am Boden und hatte die Augen weit aufgerissen. Zu dritt versuchten wir es zu befreien, aber hatten keine Chance. Am Schweif banden wir ein Seil fest und versuchten das Pferd zur Seite zu ziehen, aber so ein 600 kg Tier lässt sich natürlich nicht so leicht bewegen. Mit vielen Decken polsterten wir es, dass es sich nicht noch verletzt. Man sah richtig, dass sich der Wallach schon aufgegeben hatte und der Anblick jagt mir jetzt noch Gänsehaut über den Rücken. Es war absolut schrecklich ! Rose sagte, dass der Wallach das bestimmt nicht überleben würde und ich hatte Angst davor.

Nach einem Anruf kam David und wir banden ein Seil am Halfter fest, aber konnten immer noch nichts bewegen. Das Problem war, dass die Vorderbeine und der Kopf auf der Stallgasse lagen und der Rumpf und die Hinterbeine an der Wand feststeckten. Der Wallach war also komplett verdreht. Als David dann das Auto holte, um ein Seil daran festzubinden, schaffte es der 4-Beiner irgendwie sich zu drehen und aufzustehen. Zum Glück ist nichts passiert und er hatte nicht mal Schrammen. Das hätte anders ausgehen können. Wir sind alle mit einem großen Schrecken wieder an unsere Arbeit gegangen. Das kommende Rennen kann man zwar vergessen, aber zum Glück ging es gut aus.
Wenn die Leute von der Rennbahn wieder kommen, gibt es jeden Tag einen Haufen Wäsche wie Pferdehandtücher, Decken, usw. Ich bin dafür zuständig diese alle zu waschen und zu trocknen. Nach Feierabend muss ich also immer in die Waschküche und die Maschinen an machen. Das ist kein Aufwand, aber einmal hab ich es vergessen und das ist schlecht. Somit haben die Leute keine Handtücher um die Pferde nach dem Schwimmen trocken zu reiben. Doof ist nur, dass ich dann auch nachts raus muss um die neue Wäsche rein zu machen, weil man es tagsüber gar nicht schafft alles zu waschen. Die Waschmaschine ist auch gleichzeitig die Waschmaschine für meine Wäsche und ich finde dazwischen nie Zeit meine Wäsche zu waschen.
David ist total nett. Er sagt zu uns immer „good Girls“ und „great Job“ und schafft es perfekt alle zu motivieren. Er ist so ein herzlicher, lieber Mensch und ein super Chef. Ich mag ihn total.
Mit meinem Mitbewohner und Kollegen Jack verstehe ich mich auch super und wir wechseln uns wie in einer guten WG mit Kochen, Putzen usw. ab. Abends gucken wir immer „The Voice“ im TV und diskutieren über die Kandidaten.
Das Wetter hier ist nicht so gut. Es hat ca. 10 Grad, regnet oft und ist bewölkt. Tja, das ist australischer Winter ! Nicht weit von hier hat es sogar Schnee.
Am Mittwoch hatte ich mittags frei. Die Sonne lachte, der Himmel war blau und Brissie und ich machten uns auf den Weg ins 15 Minuten entfernte Mornington. Dort war Markt und ich setzte mich erst in ein Café und genoss einen guten australischen „Flat-White-Coffee“ (Kaffee mit Milch). Der nette Besitzer gab mir 50 ct Preisnachlass 😉
Für sage und schreibe 15$ gönnte ich mir ein paar Kugeln Eis in der Eisdiele, wo ich auch WLAN schnorrte.
Die anschließende Shoppingtour im „Target“ war auch mehr als erfolgreich und mit guten Vorsätzen kaufte ich mir eine Sporthose.
Jeden Abend laufe ich eine Runde mit den Hunden „Charly“ und „Sam“ über die Farm. Ich liebe sie beide und Sam ist sehr intelligent. Sie sucht immer Charly, motiviert ihn schneller zu laufen, passt auf, dass niemand Fremdes kommt und wartet vor jeder Box die ich miste. Sie ist ein schwarzer Schäferhund und ich liebe sie. Ich habe noch nie so einen aufmerksamen und intelligenten Hund gesehen.
Das einzig Doofe ist, dass ich hier nicht reiten kann. Ich habe schon alle Leute gefragt, ob sie jemand kennen, aber keiner konnte mir weiterhelfen. Es gibt einige Reitschulen, aber ich zahle weder 50$ für eine Reitstunde, noch 140$ für einen Ausritt.
Freitag besuchte ich unsere Nachbarn die eine Reitschule nebenan haben. Keiner beschwerte sich, dass ich über den Zaun kletterte und die Tochter der Besitzer die gerade ritt und ein bisschen älter als ich ist, begrüßte mich freundlich. Wir hatten ein langes, tolles Gespräch und sie entschuldigte sich, dass ihr Hund immer zu uns kommt. Macht ja nix, unserer geht auch immer auf die andere Seite. Weil derzeit Ferien sind, ist Kinderprogramm dort mit vielen kleinen pferdebegeisterten Mädels und Jungs. Ihre Eltern waren nicht da, aber sie versprach mir zu fragen, ob ich mal ein Pony reiten kann – yippi ! Sie will uns auf der anderen Seite des Zauns auch mal besuchen und ich freue mich eine neue, nette Bekanntschaft gemacht zu haben.
Für Samstag backte ich zwei Kuchen für alle die sehr gut an kamen. Die Freude war sehr groß.
So hatte ich eine anstrengende, schöne Woche auf der Farm wo es mir gut gefällt.
PS: Mein Tattoo ist super verheilt und meine Ohrenentzündung ist vorbei 🙂 vielen Dank auch an alle (fremden) Menschen die sich nach mir erkundigt haben ! Ihr seid super :*

Farmergrüße von
Nadine

Another Farm, a other luck ?

Donnerstag, 02.07.2015

Huch ? Was ? Dachte ich, als mein Handy 1 Uhr mittags anzeigte. Da hab ich wohl sehr gut geschlafen 😀

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Nachdem ich mein Nachtlager zusammen geschlagen hatte, ging es los zum „Frühstück“. Im Pizza-Hut gab es Pizza 4 Käse die ich nur zur Hälfte schaffte.

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Um noch vor Einbruch der Dunkelheit da zu sein, düste ich los zur neuen Farm. Naja, düsen ist das falsche Wort. Überall war Stau und es ging nur schwer vorwärts.

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Nach über einer Stunde erreichten Brissie und ich bei Regen das Tor meines neuen Zuhauses.
Jack empfing mich schon freundlich. Er ist 45, arbeitet und wohnt hier und zeigte mir das Haus und den Hof. Ich wohne in einem Campingcontainer und Jack in einem 2. daneben ebenfalls, wo auch Wohnzimmer, Bad und Küche sind. Das Leitungswasser ist Regenwasser, das Klo ist draußen und ich schlafe auf einem Campingbett aber ich finde es total urig, gemütlich und schön. Außerdem hält Jack alles sehr sauber und wir haben zwei Heizer, dass es nicht kalt wird.
Die Farm ist fast genau so toll wie die von Tom. Toms Papa David hat 60 Rennpferde in 3 Ställen, außerdem gibt es einen Reitplatz, eine Führanlage, ein Roundpen und viele Koppeln. Mit zwei großen LKW werden die Pferde morgens alle zur Übungsrennbahn dem „Track“ gefahren. Die Ställe sind schön, die Boxen hell und die Pferde machen einen glücklichen Eindruck. Gut, dass meine Vorurteile gegenüber Rennpferden nicht bestätigt wurden und sie auch alle gut genährt sind. Gewalt gibt`s hier wie es sich gehört in gar keiner Form und ist absolut verboten. Man merkt, dass David die Farm gut pflegt und alles ist sauber.
Nachdem ich meinen Container bezogen hatte, setzte ich mich noch eine Weile zu Jack ins Wohnzimmer und guckte Fern. Er ist richtig nett und umsorgte mich gleich 😀
Leider gibt`s hier kein WLAN, weshalb ich nur Bilder in den Blog laden kann, wenn ich nach Mornington in den McDonald`s fahre.
Da täglicher Arbeitsbeginn um 4:30 Uhr morgens ist, bin ich früh schlafen gegangen.

Grüße von der neuen Farm
Nadine

Bali here I come

Mittwoch, 17.06.2015

Als ich mich aus dem Bett raffte, war es noch dunkel. Die Uhr sprach 5 und zu Fuß machte ich mich auf den Weg zur Stadtbahn. Diese fuhr mich zur Southern Cross Station. Ein komisches Gefühl nach einem Monat wieder am Bahnsteig 2 1/2 vorbei zu laufen wo ich erst noch zum Zug Richtung Violet Town gerannt bin. Die Zeit vergeht so schnell. Dann wieder ein de-ja-vu: mit dem Skybus die Fahrt zum Flughafen. Schlappe 18$ hab ich wieder hingelegt.
Natürlich war ich wie immer sehr rechtzeitig dort. Meine Sparmaßnahmen haben zur Folge, dass ich diesmal nur mit Handgepäck fliege. Hoffentlich kommt mein Backpack auch als solches durch, dachte ich die ganze Zeit.

 

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Nach einem guten Frühstück ging es durch die Sicherheitskontrolle, die hier viel genauer ist, was ich gut finde.

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Zu dritt muss man an Tische und wird von Kopf bis Fuß mit einer Kelle durchleuchtet. Auch das Handgepäck wird gut abgesucht. Dann muss man wie sonst auch durch die Personenkontrolle und das Gepäck durchs Röntgen. Auffällige Leute müssen in einen geschlossenen Ganzkörperscanner. Eine Frau diskutierte ewig mit dem Security, weil sie ihr 80$ teures Shampoo weg werfen musste – tja, besser vorher informieren ! (ich musste auch schon was weg werfen). Generell ist der Flughafen in Melbourne total gut organisiert, alles geht super schnell und es stehen überall Security die einen zum schnellen aufrücken in den Schlangen motivieren.

Als ich an Board war, war ich total erleichtert mit meinem Backpack als Handgepäck durchgekommen zu sein, der eigentlich zu groß ist. Bestimmt war er auch zu schwer – gut, dass es niemand kontrolliert hat – 80$ für Gepäck gespart ! Diesmal hatte ich leider nicht meinen Lieblingsplatz, weil ich zu spät gebucht hatte und saß in der vorletzten Reihe im Mittelteil.

Pünktlich erhob sich der Airbus 330-300 in die Lüfte. Wie immer war das Wetter in Melbourne nicht so toll. Ich hätte es wissen müssen, aber nun hatte ich das erste mal meine Tabletten gegen die Flugangst nicht dabei und schon kamen wir in Turbulenzen. Normalerweise hätte ich mir beim ersten Ruckeln eine eingeworfen. Immer noch nicht zu vergleichen mit meinem Horror-Flug weswegen ich die Angst habe, aber schon ziemlich wackelig. Also leuchteten mich gleich über eine Stunde lang die Anschnallzeichen an. Ich bekam natürlich nasse Hände, einen schnellen Puls und Ohrensausen und es war, als würde mir die Luft weg bleiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl ich werde mit jeden Turbulenzen stärker und hab weniger Angst. Als es endlich vorbei war, gab es auch Essen (Reis mit Tofu, aber nicht zu genießen) und ich hatte mich erst mal wieder beruhigt.

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Leider sollte das nicht alles gewesen sein und es ging trotz Sonnenschein wieder von vorne los. Diesmal konzentrierte ich mich auf das Schreiben und meine Atmung und hatte die Angst und den Puls besser unter Kontrolle. Vielleicht wird Fliegen ja irgendwann mal ein schönes Erlebnis für mich, wer weiß… Zumindest weiß ich jetzt, dass ich einen turbulenten Flug auch ohne Wunderpillen überleben kann.

Ich wusste nur nicht, dass AirAsia kein Entertainment-System hat (Billigairline halt) und schrieb gegen die Langeweile den ganzen Flug über neue Blogartikel. Mit meinen Sitznachbarn (ein Ehepaar das mit den 3 Kindern Urlaub in Bali macht), unterhielt ich mich auch lange super nett.

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Kurz vor der Landung die sich irgendwie ewig hin zog, gab es ein lautes Geräusch im Flugzeug und alle guckten aus dem Fenster. Ich konnte nur das Meer sehen und als der Vogel aufsetzte, dachte ich, dass wir auf dem Meer gelandet sind. Ich bekam Herzrasen aber stellte fest, dass wir nach sechseinhalb Stunden endlich auf dem sonnigen Bali angekommen sind.

Da ich nicht aufs Gepäck warten musste, konnte ich direkt zum Visa-Schalter. Da Deutsche aber seit dem 13. Juni für das Visum nichts mehr zahlen müssen, ging es nachdem ich eine Sicherheitskontrolle passiert hatte, zum Taxistand. Die 20 minütige Fahrt kostete 21$, was ok war. Der junge Taxifahrer trug meinen Rucksack zum Taxi und unterhielt sich während der Fahrt nett mit mir. Nach dem Geld wechseln war ich reich, denn meine 80$ verwandelten sich in 800.000 Rupiah.

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Vor dem Hotel wartete schon Saskia und zeigte mir alles. Die Wiedersehensfreude war natürlich riesig und ich freute mich total, dass wir hier zusammen „Urlaub“ machen können.

Den restlichen Tag verbrachten wir am Rooftop-Pool bei bestem Wetter. Die Sonne scheint, es hat 30 Grad und das Hotel ist super. Außerdem drehten wir Videos zum Geburtstag von Saskias Schwester und ihrer Freundin.

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Saskia und ich

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Weil wir zu faul und zu müde waren essen zu gehen, bestellten wir wie die Könige unser Essen aufs Zimmer und es gab Nasi-Goreng, Pizza und Bananen-Pfannkuchen für sehr wenig Geld und wir ließen es uns schmecken.

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Sehr übermüdet schlief ich glücklich ein.

Indonesische Grüße

Nadine

Rainy Goodbye to the Farm

Dienstag, 16.06.2015

Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet und auch an meinem letzten Morgen auf der Farm hatte der Regen keine Gnade mit uns. Dafür waren die Temperaturen mal angenehm und ich habe mir ja extra eine Regenjacke gekauft. Bei jedem Pferd das wir gefüttert haben dachte ich: Und heute sehe ich dich zum letzten mal. Genau einen Monat war ich nun hier und man gewöhnt sich so schnell an ein neues zu Hause (vorallem an ein so wunderschönes). Natürlich waren wir beide nach dem Füttern so schön nass wie die Pferde.

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Guinea fowls (Perlhühner )

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Mit viel Hoffen und Bangen ging es ein letztes Mal zur Post. Ich warte ja nun schon über 3 Wochen auf meine Bankkarte meiner australischen Bank, die ich dringend benötige. Die vielen Anrufe bei der Bank haben das leider auch nicht beschleunigt. Außerdem konnte ich kein Geld mehr von der einen Visa-Karte abheben und die andere ist ja wegen der unerlaubten Kopie für den Müll. Wenn die Karte also am letzten Tag nicht gekommen wäre, hätte ich ohne Geld nach Bali fliegen können. Erneut hätte ich den Postbeamten am liebsten umarmt als er mir den langersehnten Brief von der Bank aushändigte – nochmal Glück gehabt !

Nachdem alle Sachen gepackt, Brissie bis oben hin voll beladen und mein Haus im astreinen Zustand war, war der traurige Moment gekommen. Tschüss Sophia, tschüss Traumfarm, tschüss Keith & Bowie, Angus und tschüss Pferde, Hühner und Kühe. Sophia hat mir noch einen ganz lieben Abschiedsgruß auf meine Australienflagge geschrieben. Obwohl ich weiß, dass was Schönes auf mich wartet ist der Abschied wie jeder Abschied schwer. Ich winke nochmal und dann verlasse ich die Farm, die Tiere und Sophia für immer.

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Bisher hatte ich das ja noch nicht erwähnt, aber Sophia und ich haben die Farm jetzt dreieinhalb Wochen ganz allein geführt. Das ist sehr viel Verantwortung und in Deutschland wäre sowas glaube ich nicht denkbar. 19 und 22 jährige Mädchen die Verantwortung für 50 teure Rennpferde und ein riesiges Anwesen haben? Ich glaube wir können stolz auf uns sein, dass wir das so gut hinbekommen haben und ernteten auch von vielen Leuten Anerkennung wie toll wir das machen. Dieses Erlebnis wird uns sicher prägen und es gab schöne und weniger schöne Momente. Sophia und ich hatten jedenfalls Spaß zusammen und ich werde ihre Kochkünste, die Kuchen, die Desserts und die allabendliche Folge Heartland sehr vermissen 😦 Sophia: danke für alles !! Die Zeit war so toll mit dir !

Da mir aber der Kontakt mit den Pferden hier gefehlt hat (außer beim Füttern gab es den ja nicht), hat mir Toms Papa einen Job auf seiner Farm angeboten. Dort habe ich mehr mit den Pferden zu tun und kann anfangen, wenn ich aus Bali zurück bin. Auf jeden Fall bin ich jetzt Profilandschaftsgärtnerin, Hühnerexpertin, Raumgestalterin und ein ganz schönes Stück verantwortungsbewusster.

Die nächste Herausforderung war die Anmeldung von Brissie. Wie gesagt, es benötigt viel Zeit, Geld, Nerven und Kenntnis der englischen Sprache. Ich hatte einen Termin in Benalla und die Frau wollte unendlich viele Unterlagen, war nicht sehr freundlich und seufzte ständig vor sich hin. Da lagen dann meine Bankkarte, ein Nachweis über meine Adresse, mein Perso, mein Reisepass, mein internationaler Führerschein, der Kaufvertrag und die dicke Automappe. Sie wusste gar nicht, wo anfangen. Erst wollte sie meinen australischen Führerschein (woher soll ich den haben?) Der internationale würde nicht genügen (wers glaubt). Irgendwann gab sie sich doch mit diesem zufrieden und behauptete mein Auto wäre Baujahr 2000 (in der Unterlagen steht 1999). Also raus, Motorhaube aufgemacht und geguckt. Gut, dass ich jetzt weiß wie diese aufgeht 😀 Ok, liebe Frau: du hattest Recht, Brissie ist 2000 geboren. Wieder rein, wieder dem großen Papierstapel und Formularen zugewandt. Leider wusste ich die Hälfte der Sachen nicht, die die wissen wollten. Warum müssen die auch so neugierig sein? Also hat die gute Frau namens Robyn das erledigt. Ständig seufzte die Arme und ich glaubte nicht mehr dran, dass das noch was werden sollte. Nach 45 min. des Zitterns und Bangens, wollte sie 700$ von mir (für die Anmeldung, Versicherung und Kennzeichen bis November) und gab mir die Kennzeichen und Schraubenzieher. Ich solle ihr die Alten geben und die Neuen dran schrauben. Leider wollten sich die Schrauben keinen Millimeter bewegen – mist ! Gut, dass die benachbarte Werkstatt wo ich schon den Check machte so freundlich war und das mit dem Akkuschrauber für mich erledigte. Wieder bewunderte ich den jungen Azubi mit wie viel Geschick er das Ding bedienen konnte (ok, ich übe ja noch). Also wieder zur Zulassung, alte Kennzeichen abgegeben und ab Richtung Melbourne. Sehr erleichtert, dass alles geklappt hat.

Gut, dass Brissie einen Tempomat hat und es Sprachnachrichten gibt. Es ging immer nur gerade aus, die Landschaft war die Gleiche und es wäre langweilig gewesen die ganze Zeit mit 110 zu fahren, wenn nicht Saskia gewesen wäre. Sie lag schon am Pool in Bali und erklärte mir wie der Tempomat funktioniert, wir planten in den Sprachnachrichten unsere Ausflüge, sie beschrieb mir das Hotel, usw. Außerdem bekam ich die beste Sprachnachricht des Tages/Monats/Jahres von Papa. Der verkündete feierlich, dass er und meine Oma einen Flug nach Sydney im September gebucht hatten. Ich rastete aus vor Freude und konnte es gar nicht glauben. Ich freue mich nun schon abartig darauf den beiden alles zu zeigen.

Ich bin mir nicht sicher, aber als ich an einem Blitzer vorbei gefahren bin, blitze ein blaues Licht. Eigentlich bin ich nie schneller als 110 gefahren und hoffe nicht, dass das jetzt mein erstes Knöllchen hier war, weil die sind schweineteuer.

Als sich zweieinhalb Stunden später die Skyline von Melbourne vor mir auftat, war das ein richtiges Gänsehautgefühl. Genau hier hat vor über einem Monat alles begonnen. Wie viel habe ich seither schon gesehen und erlebt?! Nachts nach Melbourne rein zu fahren, hat was geniales. Man hat einen perfekten Blick auf die toll beleuchteten Hochhäuser. Auch der Verkehr in Melbourne war sehr geordnet und obwohl es stockdunkel war, hatte ich keine Probleme mitten durch die große Stadt zu fahren. Als ich an meinem Hostel vorbei kam, musste ich lachen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier mal mit meinem eigenen Auto vorbei fahren würde.

Nach einem Abstecher im MC, steuerte ich das Haus von Manny an, den ich vor einem Monat im 7-eleven (Supermarkt) kennen gelernt habe. Dort darf ich netterweise Brissie 2 Wochen stehen lassen. Somit hatte ich also meine erste lange Fahrt im Linksverkehr überstanden. Manny musste noch arbeiten und ich schlief zum ersten Mal im Auto, was total cool war. Ich hätte es mir unheimlicher vorgestellt.

Abschiedsgruß von

Nadine