Mittwoch, 29.06.2016
Wir mussten uns wie so oft sehr früh aus unseren gemütlichen (naja, gemütlich ist was anderes) Betten quälen. Um halb 8 kam nämlich schon unser Bus der uns ins 140 km entfernte Kyaikto fuhr.
Dort buchten wir einen anderen Bus bei einem netten jungen Mann und mussten dann in ein Tuk Tuk steigen. Dieses erinnerte uns mehr an einen Massentiertransport und ich weiß nun, warum ich Vegetarierin bin. Eng wie die Presswürste saßen wir mit vielen Einheimischen zusammen und wie immer saßen auch ein paar Leute auf dem Dach das fast zusammen krachte. Nicht zu vergessen, dass es wieder total schwül war und alles klebte. Ich erschrak total, als sich plötzlich ein Hahn meldete der wohl auch an Bord war. Zum Glück lebte dieser noch, sonst wäre ich aus dem Tuk Tuk gesprungen.
Darf ich vorstellen: Mein Zukünftiger der nichts von seinem Glück weißAußerdem hatten wir sehr viel Gemüse dabei. Mir taten die Schweine in einem Tiertransporter immer mehr leid, desto länger die Fahrt wurde. Überall hielten wir an und ließen Leute aus-, und neue wieder einsteigen. Die Burmesen hier konnten kein Englisch und wir redeten trotzdem ständig was auf Englisch mit ihnen. Den einen fragte ich, ob er mich heiratet und weil er mich nicht verstand, nickte er nur und das war dann der Joke des Tages. Ständig redeten die anderen von meinem Mann und fragten, wann die Hochzeit ist. Wir hatten also wie jeden Tag total viel Spaß und machten das beste aus jeder Situation.
Als wir endlich am Ziel waren, konnten wir wieder aufatmen. Uns empfing der Bruder vom Ticketverkäufer wo wir unser Gepäck lassen konnten. Ich machte ein Schloss an meinen Rucksack. Man weiß ja nie…
Dann liefen wir zur Haltestelle wo ein LKW uns auf den Berg zum Golden Rock (goldener Fels) fahren sollte. Wir waren ein wenig im Stress, weil unser Anschlussbus schon um 2 wieder fahren sollte. Leider wartet der LKW-Fahrer bis wirklich jeder Platz voll ist. Das hieß für uns eine geschlagene Stunde in diesem Ding auf unbequemen Metallbänken sitzen und warten. Auf einem Schild steht, dass eine Lebensversicherung im Fahrtpreis inbegriffen ist. Wie ermutigend. Für eine Fahrt zahlt man 2,50$ und wenn man bedenkt, dass auf einem LKW 40 Leute sitzen, weiß man, dass die einen Haufen Geld damit machen.
Legende (Wikipedia)
„Der Legende nach wird der Fels nur von zwei Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten, sodass er nicht herunterfällt. Ein alter Eremit soll von Buddha selbst eine Haarreliquie geschenkt bekommen haben, die er immer in seinem Haarknoten aufbewahrte. Kurz vor seinem Tod wollte er für die Reliquie eine Pagode auf einem Felsblock bauen lassen, der exakt seinem Schädel gleiche. Mit Hilfe des Königs suchte er den Meeresgrund nach einem solchen Felsen ab. Als er ihn schließlich fand, brachte er ihn auf den Berg, wo er noch heute am Abgrund steht.“
Die Fahrt auf den Mt. Kyaiktiyo (1,100 Meter) ist abenteuerlich, aber nicht so krass wie uns viele gesagt hatten. Der Fahrer fährt verrückt und es hat gerade Platz für einen LKW. Ich saß in der Mitte und weil das Führerhaus so hoch ist, sieht man nur an der Seite raus. Da fühlt man sich wie in einem Simulator in dem man Achterbahn fährt. Es war witzig und gut, dass mir nicht so schnell schlecht wird. Mit an Bord waren viele Einheimische und Mönche, weil der Golden Rock die heiligste Stätte in Myanmar ist und dort unendlich viele hin pilgern. Die Fahrt zog sich und unterwegs mussten wir in einem kleinen Dorf anhalten und lange warten bis zwei andere LKW passieren konnten.
Warten bis der LKW voll wird
Voller LKW
Life-insurance (Lebensversicherung) inbegriffen
Oben angekommen war es sehr bewölkt und fing an zu regnen. Überall werden Ponchos verkauft. Keiner von uns war bereit die 5$ zu zahlen, um den Fels aus der Nähe zu betrachten, wo wir auch gehört hatten, dass es nicht wirklich lohnenswert sei. So suchten wir uns einen Aussichtspunkt und schauten den „schwebenden“ Stein aus der Ferne an. Der 5,5 Meter hohe goldene Fels besteht aus Granit. Der Fels hat eine Beschichtung aus Blattgold und die Pilger bringen Blattgoldblättchen mit, die sie an den heiligen Felsen kleben. Er ist bis in ca. zwei Meter Höhe vergoldet. Frauen dürfen das Heiligtum nicht berühren. Es war so neblig, dass man überhaupt nichts sah. Wir hatten auch nicht mehr viel Zeit zu warten, aber als wir gerade umdrehen wollte, klarte es auf und wir konnten einen kurzen Blick auf den Golden Rock erhaschen. Überall hier in diesem Dorf auf dem Berg liegt Müll und es ist total dreckig. Außerdem hat er sehr viele verletzte Straßenhunde und mir tat es in der Seele weh diese hinkenden und verbissenen Hunde zu sehen die vor allem Angst haben.
Hier könnte ein Bild vom Golden Rock sein
Wolken weg
Der LKW der uns runter bringen sollte, sah schon sehr voll aus, aber wir mussten wieder ewig warten, bis er los fuhr. Da wussten wir, dass wir es nicht mehr auf unseren 2 Uhr Bus schaffen würden. Der Himmel wurde immer dunkler und zum Glück hielt sich der Regen in Grenzen. Es hat nämlich kein Dach auf dem LKW. Die Fahrt runter war viel spektakulärer und rasant. In jeder Kurve hatten wir das Gefühl, dass der LKW umfällt. Der Fahrer gab alles und links und rechts geht es sehr steil runter. Da ich dieses Mal an der Seite saß, sah ich, dass der LKW immer sehr knapp am Abgrund fuhr und hielt ein paar Mal die Luft an. Wir mussten wieder eine Weile stoppen und auf andere LKW warten.
Unten angekommen erwartete uns schon ein anderer Bruder vom Ticketverkäufer dem wir erst nicht trauten. Wir holten unser Gepäck und luden es in ein anderes Tuk Tuk. Dieses brachte uns zu dem Ort an dem wir morgens mit dem Bus angekommen waren. Zum Glück organisierte der junge Mann für uns, dass wir den 3 Uhr Bus nehmen können (das war vorher ausgemacht). So holte uns ein neuer Bus ab und fuhr die 95 km nach Bago. Auf der Fahrt waren wir so müde, dass wir alle schliefen. Unsere Gesäßknochen taten uns leid und nach einem Tag mit fast nur sitzen auf den unbequemen Sitzen hat man irgendwann kein Sitzfleisch mehr.
In Bago angekommen hatten wir noch 2 Stunden Zeit bis der nun schon dritte Bus an diesem Tag uns nach Bagan fuhr. Ein weiterer Bruder holte uns ab und wir liefen zum Busbahnhof wo wir unser Gepäck deponierten.
Wir suchten uns ein gutes Restaurant in dem gerade Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange waren. Das Essen war sehr gut und wir schlugen die Zeit tot bis wir um 7 wieder am Busbahnhof waren.
Der Bus war pünktlich und wir waren froh, dass das das letzte Mal umsteigen an diesem Tag war. Wie immer liefen lautstark Filme und Musikvideos in diesem Bus und die Einheimischen unterhielten sich total laut. In Myanmar gibt es leider nicht wie in den anderen Ländern von Süd-Ost-Asien Schlafbusse. Über Nacht in einem Bus zu sitzen in dem man nicht mal die Sitze ganz nach hinten klappen kann, ist doof. Ich versuchte zu schlafen, aber das war unmöglich für mich. Nach einer halben Stunde Fahrt hielten wir außerdem das erste Mal an, sodass die Burmesen Abend essen konnten. Das hieß für uns eine Stunde warten. Im Bus durften wir dabei nicht bleiben.
Das war also eine lange Nacht mit wenig Schlaf.
Liebe Grüße vom Tag der vielen Transporte
Nadine