I think I spider

Donnerstag, 25.02. – Mittwoch, 02.03.2016

Jeden Morgen stand ich um 7 auf dem Feld. Wenn ich aus dem Auto krabble ist es immer noch dunkel, weshalb das Aufstehen schwer fällt. An einem Morgen wachte ich auf und sah, dass es schon hell war. Mein Iphone verriet mir, dass es bereits nach halb 8 war. Wie eine Furie sprang ich aus dem Bett, schaufelte mein Müsli quasi „on the go“ rein und beeilte mich. Helen kam ganz gemütlich um die Ecke und sagte sie hätte mich schlafen gesehen, aber nicht wecken wollen. Mein Körper hätte den Schlaf gebraucht, so ihre Aussage. Sie fragte, ob ich denn gefrühstückt hätte, denn das sei wichtig. Ohne Frühstück lässt sie mich nicht aufs Feld.
Ich durfte mir meine Reihen aussuchen, aber weiß nicht welche „gut“ sind. So gibt es die jungen Reben die sind niedrig, die mittelalten die sind mittelhoch und die alten die sind sehr hoch. Umso mehr Blätter dran sind, desto schwieriger ist es die Trauben zu finden, aber diese sind von der Sonne geschützt und die Bündel und Trauben groß. Die ohne Blätter sind schnell geerntet, aber weniger an einem Bündel und die Trauben kleiner und teilweise schon Rosinen. Deswegen bin ich mir nicht sicher, wo ich schneller bin.
Brian fragte mich ob ich wüsste, was eine Demeter-Farm ist. Irgendwo hatte ich das schon mal gehört. Demeter ist sogar noch besser als Bio und es werden keine chemischen Stoffe oder Düngemittel verwendet. Seit Brians Vater vor vielen Jahren durch Chemikalien auf der Farm umgekommen ist, wird alles nur Natur belassen. Der Name Demeter kommt von der gleichnamigen griechischen Göttin.
Das Picken fiel mir leicht und die Zeit geht rasend schnell rum. Wenn Helen und Brian mit dem Quad kommen, wundere ich mich immer, ob es schon so weit für eine „Cuppa“ (Cup of Tea – Tasse Tee) ist. An einem Tag hatte ich richtig Muskelkater in den Oberschenkeln und täglich habe ich Rückenschmerzen, aber das ist nicht so schlimm. Manchmal haben wir unseren „Tea“ (Kaffee) im Garten, aber sehr oft auf dem Feld. Ein Mal habe ich beim zurück Laufen meine Handschuhe und Messer vergessen. Ich habs erst gemerkt als ich auf dem Feld war und durfte den gaaaanzen Weg zurück laufen. Mit Musik im Ohr picke ich immer ein bisschen schneller, aber wirklich schnell bin ich nicht. Im Schnitt schaffe ich aber meine 100 Eimer am Tag. Helen hilft mir jeden Tag. Manchmal ein paar Minuten und manchmal schon eine Stunde. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen und sage sie soll nicht so viel arbeiten, aber weil sie schon ihr Leben lang pickt, macht sie es gerne. Obwohl sie Rentner ist, arbeitet sie sehr viel und 7 Tage die Woche. Manchmal kommt der Mechaniker Luke einfach nicht und dann hilft Helen sogar in der Werkstatt. An einem Tag an dem sie mir nicht beim Picken half, hatte ich nur 70 Eimer und das machte sie ganz traurig. Sie meinte sie weiß ja, dass ich das Geld brauche. Wir haben so tolle Gespräche beim Picken und sind uns immer gegenüber. Dann bin ich automatisch schneller, weil ich mit Helen mithalten will und sie ist sehr gut. Die Temperaturen sind mit um die 30 Grad auch sehr angenehm. Da lässt es sich gut aushalten. Nachts wird es ziemlich kühl und morgens muss ich mit einer dicken Decke am Frühstück sitzen, weil ich total friere. Die Moskitos verstechen mich total und kein Fliegenmittel will helfen. Wenigstens hats beim Picken kaum Fliegen und auch keine Bienen. Das Hemd hier habe ich von Helen bekommen, da ich keins hatte.
DSC_0030 (FILEminimizer)

DSC_0014 (FILEminimizer) DSC_0016 (FILEminimizer) DSC_0020 (FILEminimizer) DSC_0025 (FILEminimizer) DSC_0027 (FILEminimizer) DSC_0040 (FILEminimizer) DSC_0051 (FILEminimizer)
Ich wollte alles ganz genau wissen und ging nach Feierabend mit um die Eimer auf dem Feld einzusammeln. Brian und Helen zeigten mir, wie man die Trauben auf den „Racks“ (Gestellen) verteilt. Wir kippten die vollen Eimer da drauf und sortierten alle Blätter aus. Es hat richitig viele Bienen und man muss aufpassen nicht gestochen zu werden. Um die Racks kommt eine riesige Plastikfolie drüber und dann können die Trauben innerhalb einer Woche zu Rosinen werden.

DSC_0056 (FILEminimizer) DSC_0061 (FILEminimizer) DSC_0067 (FILEminimizer) DSC_0068 (FILEminimizer) DSC_0069 (FILEminimizer) DSC_0071 (FILEminimizer)

Diese werden von einem LKW abgeholt und auf dem Markt verkauft. Manche Trauben werden als Weintrauben verkauft. Außerdem hat Brian eine eigene Internetseite erstellt auf der er auch Produkte verkauft (http://www.farmhousedirect.com.au/bdlewis/biodynamic-dried-sultanas-q6e). Er meinte aber, dass kaum jemand was bestellt wegen den zu hohen Portokosten. Die Beiden waren sehr begeistert, dass ich so viel wissen wollte. Sie sagten, dass alle Anderen immer nur ihr Geld wollen und sich für nichts interessieren.
Die beiden Hunde sind meine besten Freunde geworden. Blue wird nachts vor den alten Traktoren an eine Laufleine gemacht und soll Einbrecher abhalten. Er würde das anscheinend gut machen und ist von klein auf als Wachhund trainiert worden. In die Nähe von seiner Hütte darf keiner kommen, sonst rennt man am besten schnell um sein Leben. Umso mehr wundert es Brian und Helen, dass Blue mein bester Freund ist. Er kommt immer her und will gestreichelt werden und wenn wir auf dem Traktor sitzen, will er schmusen. Die beiden meinten dass er das außer bei Brian noch bei niemand gemacht hätte. Beide Hunde lieben Brian und folgen ihm aufs Wort. Keine Fahrt mit dem Quad verpasst der blinde Red.

DSC_0023 (FILEminimizer) DSC_0043 (FILEminimizer)
Ich weiß nicht warum, aber seit ein paar Wochen habe ich keinen Hunger mehr. Dann esse ich natürlich auch nichts. Ist total praktisch, weil ich noch gar nicht einkaufen musste seit ich hier bin. Außerdem habe ich nun in fast drei Wochen nur 2$ ausgegeben, was die Reisekasse freut. Nur meine australische Oma kann das nicht sehen. Am Anfang hat sie immer noch gefragt was es bei mir zu Mittag gibt, aber mittlerweile fragt sie schon gar nicht mehr. Aus dem Garten holt sie immer 2 Nektarinen und sagt ich soll sie essen, dass ich Kraft zum Arbeiten habe. Nach der Arbeit macht sie manchmal Cracker mit Käse und Tomaten und kein Anderer darf diese essen, weil sie weiß, dass ich sonst nichts esse. Sie ist so süß und guckt immer nach mir. Mir ist das schon unangenehm. Meine Wäsche holt sie immer ab und wäscht sie und bringt mir jeden Tag Boxen wo ich mein Zeug aus dem Auto verstauen kann, macht oft Kaffee, putzt meine Schuhe und ist einfach nur total fürsorglich.
An einem warmen Abend fragte sie mich, ob ich noch Energie hätte. So machten wir einen Spaziergang zum Fluss. Der Murray River ist die Grenze zu New South Wales und stolze 2375 km lang. Er ist einer der Wasserreichsten in Australien und es gab schon oft schwere Überflutungen. Es war richtig schön dort entlang zu laufen. Einige Boote waren unterwegs und sehr viele Wohnwagen waren anzutreffen. Es ist erlaubt dort kostenlos zu campen. Außerdem gibt es eine ehemalige Trabrennbahn, einen Tennisplatz und zwei Kriegsdenkmäler. Ein Denkmal wo die Schule in Nyah war, ist Brians Vater gewidmet. Der Abend war total schön und ich lernte viel über das 400 Einwohner Dorf Nyah und Australien.

IMG_6192 (FILEminimizer) IMG_6193 (FILEminimizer)

Ist der Himmel nun grau oder blau?

IMG_6195 (FILEminimizer) IMG_6198 (FILEminimizer) IMG_6200 (FILEminimizer) IMG_6202 (FILEminimizer) IMG_6203 (FILEminimizer) IMG_6204 (FILEminimizer) IMG_6205 (FILEminimizer)

Brian und Helen sind total gebildet und wollen alles wissen. Sie haben ein dickes Buch über Australien und schlagen alles nach was sie nicht wissen. Weil ich erzählt habe, dass ich nach Tasmanien gehe, suchten sie mir Fähren raus, zeigten mir viele Bilder als sie dort waren, empfahlen mir Orte und vieles mehr.
Außerdem habe ich über eine Facebook-Gruppe mein Auto verkauft 😦 eigentlich gut, aber ich werde Brissie so unglaublich vermissen. So viele Erinnerungen hängen an dem Auto. Die Käufer sind auf Tasmanien und als ich heraus fand, dass die Fähre für eine Strecke fast 300$ ! kostet, sagte ich den Käufern sie müssen nach Melbourne kommen. Gut, dass sie einstimmten. Am 17.03. heißt es dann für immer: goodbye Brissie !
Brian und Luke machten dann einen Service und das RWC (wie TÜV). Alles war gut und nur die Antriebswelle war kaputt, was mich fast 300$ kostete. Da muss ich fast 300 Eimer dafür pflücken 😀 Selbst Abends sehe ich überall Trauben und träume schon davon. Ich werde langsam verrückt.

IMG_6254 (FILEminimizer) IMG_6255 (FILEminimizer) IMG_6258 (FILEminimizer) IMG_6259 (FILEminimizer) IMG_6261 (FILEminimizer) IMG_6264 (FILEminimizer)
An einem Abend sind wir in die nächst größere Ortschaft Swan Hill (Schwanenhügel) gefahren. Die Beiden haben mich zum Essen eingeladen, was mir sehr unangenehm war. Sie haben selbst kein Geld und sparen an jedem Ende. Sogar das Haus ist sehr alt und total baufällig. Das fällt bestimmt bald in sich zusammen. Auch Urlaub können sie sich nicht leisten, dabei würden sie so gerne reisen. Nächstes Jahr wollen sie nicht mal mehr Trauben anbauen, weil es sich gar nicht lohnt. Die Förderungen vom Staat lassen sehr nach in der Farmindustrie. Wir hatten ein leckeres Abendessen und als ich mir den Rest einpacken lassen wollte, sagten die im Restaurant mir, dass das aus hygienischen Gründen nicht gehe. Hab ich jetzt auch noch nie gehört.

IMG_6183 (FILEminimizer) IMG_6185 (FILEminimizer) IMG_6186 (FILEminimizer) IMG_6187 (FILEminimizer) IMG_6189 (FILEminimizer)
Nach dem Essen und Einkaufen fuhren wir zu einem von Helens Söhnen. Er hat mit seiner Frau und den Kindern eine Kuhfarm. Der junge Labrador begrüßte mich freundlich und außerdem haben sie eine Katze, Krabben und eine Blindschleiche. Die Familie ist super lieb und wir blieben eine Weile. Bei einer Tochter von Helen stellten wir eine Box Trauben vor die Tür.

Und wenn in Zukunft jemand Trauben oder Rosinen von Australien isst oder australischen Wein trinkt, bitte genießt es. Vielleicht stand ich auf dem Feld und habe die Trauben liebevoll gepflückt 🙂

So waren also die ersten Tage vom Fruitpicking.

Und wenn sie nicht verzweifelt sind, dann picken sie noch heute…
Nadine

Fruitpicking

Donnerstag, 25.02.2016

Um 7 morgens hatte ich gefrühstückt und war bereit anzufangen. Helen erwartete mich schon. Sie gab mir Handschuhe und ein Messer und lief mit mir aufs Feld. Das ist ca. 500 m vom Haus weg. Es gibt hier nummerierte Reihen mit vielen Weinreben. Helen erklärte mir, das ich mit dem Messer immer die Trauben von den Reben abschneiden und dann in einen Eimer werfen muss. Pro vollem Eimer verdiene ich 1,22 $, das sind 5ct pro Eimer mehr als der Mindestlohn. Dadurch dass so viele Trauben an einem Bündel hängen (so wie man das aus dem Supermarkt kennt) wird ein Eimer relativ schnell voll. Helen war so nett und half mir eine ganze Weile mit dem Pflücken. Ihre Eimer zählten als meine, was meinem Verdienst natürlich zu Gute kam. Das fand ich eine sehr nette Geste. Generell verhält sie sich total wie eine Oma. Sie sagt ich soll hier und da aufpassen, gibt mir Tipps wie es schneller geht und sorgt sich um mich. Wichtig ist nur, dass ich den Eimer direkt unter die Reben stelle, dass die Trauben gleich rein fallen und ich sie nicht aufheben muss und dass ich den Eimer bis oben hin voll mache. Außerdem müssen die vollen Eimer an der Seite stehen, dass wenn Brian kommt und diese mit dem Traktor einsammelt, sie nicht überrollt. Ein Plastikeimer kostet nämlich fast 20$ zu kaufen. Als ich das ein paar Mal vergaß, erinnerte mich Helen ganz lieb und geduldig daran und meinte, dass es ja auch viel zu merken sei am Anfang. Eigentlich ja nicht 😀 Ich solle so viele Trauben essen wie ich möchte, so die Beiden. Wenn man diese aber den ganzen Tag pflückt, denkt man gar nicht daran sie zu essen.
Als Helen weg war, war ich ganz allein. Sandy (die Aborigini) ist ganz woanders auf dem Feld und ich sehe sie gar nicht. So hatte ich viel Zeit über alles Mögliche nachzudenken und pickte fleißig Trauben vor mich hin. Da ich weder mein Handy noch eine Uhr hatte, verging die Zeit sehr schnell. Um 9 kamen Brian und Red (der Hund) mit dem Traktor um meine Eimer einzusammeln. 51 zählte er und das sei wohl ganz okay für einen Morgen. Da lernte ich auch Luke kennen. Er arbeitet mit Brian in der Werkstatt und sammelt die Eimer mit ihm ein. Er ist 24 und wohnt hier in Nyah mit seiner Freudin und den beiden Kindern.
Helen entschuldigte sich, dass Brian viel zu tun hat. Sie hatte einen Picknickkorb mitgebracht. So saßen wir in den Weinreben auf dem Boden, sie schenkte Kaffee ein und wir aßen ihren selbstgemachten Kuchen. Das nennt man in Australien „Morning-Tea“ und ich finde das eine sehr gute Idee. Wir unterhielten uns gut und dann ging ich wieder an die Arbeit. Ich fragte mich, wann ich mir das erste Mal in den Finger schneiden würde, aber hab ja zum Glück Handschuhe an. Außerdem soll ich ein langes Baumwollhemd und eine lange Baumwollhose tragen, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme und mich nicht an den Reben aufritze. Mein Hut ist auch ganz wichtig. Die Temperaturen waren sehr angenehm und mit nicht mal 30 Grad perfekt zum Picken.
Um 12 kamen Brian und Red auf dem Quad um mich abzuholen. Helen und Luke saßen schon am Gartentisch und machten Mittagspause. Ich hatte keinen Hunger und trank nur was. Helen konnte das als gute Oma nicht mit ansehen und meinte ich brauche Energie. Sie brachte mir einen Pfirsich und machte mir Kaffee. Sie ist einfach so goldig. Nach ca. 30 Minuten lief ich wieder zum Feld und machte weiter. Ich hatte überhaupt keine Ahnung wie viele Eimer ich gepickt hatte und ob ich schnell oder langsam war.
Um 4 kam dann nochmal Helen mit dem Picknickkorb. Diesmal war Afternoon-Tea angesagt und wir machten dasselbe wie am Morgen. Sie fragte mich, ob ich genug hätte oder noch weiter picken will. Bis ca. 5 machte ich noch weiter und dann beschloss ich, dass das für diesen Tag reichen müsste.
Dank der Hilfe von Helen hatte ich an diesem Tag etwas über 100 volle Eimer und somit mehr als 100$ verdient. Leider gehen immer noch 13% Steuern weg.
Nach Feierabend saßen wir zusammen, ich bekam noch einen Kaffee und wir ließen meinen ersten Arbeitstag ruhig ausklingen.
Helen bot mir an meine Sachen zu waschen, wenn ich es bräuchte und gab mir eine neue gefrorene Flasche für meine Kühlbox. Diese steht in meinem „Camp“ und ist total geschickt. Jeden Tag wird eine volle Wasserflasche eingefroren und dort rein gelegt. So bleibt auch ohne Strom alles kühl und frisch. Gar nicht so doof die Australier. Auch am Morgen hatte ich eine gefrorene Wasserflasche fürs Feld bekommen. So hat man den ganzen Tag kühles Wasser und es taut relativ schnell auf, sodass man es auch trinken kann.
In meinem Camp habe ich sogar Strom und eine Lampe. Somit habe ich eine kostenlose Unterkunft und kann das ganze Geld was ich hier verdiene, sparen.
Ich war gar nicht so fertig wie ich dachte und mir tat nichts weh. So ging ich erst spät ins Bett. Vom Auto aus hört man die lauten Trucks (LKW) die hier vorbei donnern. Die Farm ist nämlich direkt an der Hauptstraße und obwohl Nyah nur 300 Einwohner hat, führt der Highway hier mitten durch.

Liebe Grüße von der neuen Fruitpickerin
Nadine

 

Brian und Red-dog

DSC_0004 (FILEminimizer)

Blue-dog

DSC_0005 (FILEminimizer)

DSC_0010 (FILEminimizer)

Blue muss an die Kette wenn jemand kommt

DSC_0075 (FILEminimizer)

Garten

IMG_6156 (FILEminimizer)

Haus von Brian und Helen

IMG_6157 (FILEminimizer)

Der blinde Red

IMG_6159 (FILEminimizer)

Mittagspause Helen und Brian

IMG_6163 (FILEminimizer)

Mein Campingplatz

IMG_6168 (FILEminimizer)

Meine „Küche“

IMG_6169 (FILEminimizer)

Weg zu den Weinreben

IMG_6182 (FILEminimizer)

In the middle of nowhere

Mittwoch, 24.02.2016

Stef kam mitten in der Nacht ins Auto gekrabbelt, weil es doch kalt wurde und ich wachte auf, weil ich fror. Nachdem alle Fenster und Türen zu waren, konnte ich aber auch nicht besser schlafen. Lag vielleicht am Vollmond.
Mit Stef die genau so gerne fotografiert wie ich, machte ich aus, dass wir zum Sonnenaufgang aufstehen würden. Beide glaubten wir nicht daran es tatsächlich zu machen, aber bei der tollen Landschaft fiel das Aufstehen einfach. Es war noch nicht mal 7 als wir unsere Kameras platzierten und der Sonne zu schauten, wie sie hinter den Bergen vor kam und den ganzen See beleuchtete. Die Farben waren so kräftig und alles so schön, dass sich das Aufstehen definitiv gelohnt hatte.
DSC_0084 (FILEminimizer)

DSC_0112 (FILEminimizer)

DSC_0127 (FILEminimizer)

DSC_0142 (FILEminimizer)

DSC_0144 (FILEminimizer)

DSC_0151 (FILEminimizer)

DSC_0166 (FILEminimizer)
Statt gemütlichem Frühstück gabs aber nur Cornflakes im Stehen, weil Stef ordentlich Stress machte. Sie müsse ins Büro, so ihre Aussage. Dabei erzählte sie uns einen Tag vorher noch sie habe keinen Job. Nils ließ sich nicht stressen und hatte Zeit, Stef drängelte und wurde immer ungeduldiger und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich hatte kein Stress und fand es schade so gedrängelt zu werden. Während wir am Frühstück waren, schmiss Stef alle Sachen irgendwie ins Auto und Nils und ich fanden nichts mehr. Schon um 9 waren wir dann auf dem Weg gen Melbourne. Ich schlug den beiden vor sie an einer Bahnstation raus zu schmeißen, die auf meinem Weg liegt. Nils wollte aber mit mir bis in die Stadt fahren und Stef sogar bis vor ihre Haustüre. An diesem Tag waren die Temperaturen wieder abnormal und die Klimaanlage ging leider immer noch nicht. Für mich war das ein rieeeesiger Umweg, aber ich erbarmte mich missmutig bis nach Melbourne und noch weiter zu fahren.
Auf dem Highway hatte es nicht mal Radioempfang und weil beide schliefen war mir langweilig. Auch an der trockenen Landschaft hatte sich nichts geändert. Nach 4 Stunden erreichten wir Stefs Zuhause und sie verabschiedete sich nett im Stress und beschwerte sich, dass die Tankrechnung die wir durch 3 teilten zu hoch sei. Dabei wollte sie mir mehr Geld dafür geben, dass ich sie nach Hause fahre. Davon sah ich dann nix.
Nils war dabei dann in Nachteiligkeit geraten und ich fuhr ihn zwar nicht nach Melbourne rein (noch mehr Umweg), aber bis zu einer Bahnstation. Auch er bedankte sich nett für die zwei tollen Tage.

karte
Nun war ich allein und wusste, dass es bis zu der Farm noch weitere 4 Stunden Fahrt sein würden. Ich bereute es bereits einen so großen Umweg gefahren zu sein. Die ganze Zeit kam mir kein Auto entgegen und das bedeutete bestimmt auch keine Polizei. So schickte ich Sprachnachrichten mit den Lieben Zuhause hin und her und vertrieb mir die Langeweile. Meinen Tempomat auf 110 km/h gesetzt ging es immer gerade aus. Wenn man das Handy in Australien in der Hand hat, kostet das nämlich 400$ und 3 Punkte. Und da beschwert sich nochmal jemand über 40 Euro in Deutschland.
Die Fahrt zog sich ewig und ich dachte ich bekomme einen Hitzschlag. Mein Trinkwasser war so heiß, dass ich es gar nicht trinken konnte und ich wusste nicht was besser ist: Fenster auf oder zu. Es kam nur heiße Fönluft rein.

IMG_6108 (FILEminimizer)
Als ich endlich das Dörfchen Nyah erreichte, rief ich meinen neuen Chef an. Dieser beschrieb mir den Weg zur Farm. Er und seine Lebensgefährtin standen bereits in der Einfahrt und winkten freundlich. Ich sollte mein Auto unter einem Baum im Schatten parken. Mein Chef Brian stellte sich vor und seine Lebensgefährtin Helen die auch hier wohnt umarmte mich gleich sehr herzlich. Sie sei nun meine australische Oma und passe auf mich auf, so ihre freundliche Begrüßung. Brian besitzt eine Farm mit Trauben und außerdem eine Werkstatt. Er macht also zwei Jobs gleichzeitig. Helen die bereits in Rente ist, hilft ihm mit den Trauben aus. Die beiden hatten einen Tisch vorbereitet und einiges an Campingmaterial. Es war bereits ausgemacht, dass ich in meinem Auto schlafen werde. Es gibt ein separates Klo und eine Dusche die als Anbau am Haus bzw. der Werkstatt sind.
Als die beiden hörten, dass meine Klimaanlage nicht funktioniert, tat ich ihnen leid. Das Thermometer zeigte nämlich sage und schreibe 41,7 Grad an!!
Es gibt die beiden Hunde Red (auch Red-Dog) und Blue (auch Blue-Dog) und die große Henne Speckles. Red ist schon 13 und auf beiden Augen blind. Meine Aufgabe in den nächsten Wochen hier wird sein, beim Traubenpflücken zu helfen. Sandy macht das selbe und ich durfte sie gleich kennen lernen. Sie ist eine waschechte Aborigini. Normalerweise sind die Australier nicht so gut auf diese zu sprechen, weil sie laut Klischee alle Sozialhilfe bekommen, viel trinken und nur faul in den Parks rum liegen. Sandy ist anders und hilft hier gerne. Ihr Handschlag war so fest, dass ich kurz schluckte. Sie ist sehr robust und sagt laut Helen ständig böse Schimpfworte vor sich hin, aber ich glaube ich mag sie.
Wir saßen im Garten im Schatten und unterhielten uns alle super nett. Brian und Helen wollten gleich alles über mich wissen. Sie haben immer Backpacker zur Ernte da und freuen sich über Gesellschaft. Da ich außer Sandy die Einzige bin und diese nur morgens kommt, werde ich bestimmt viel mit Brian und Helen zusammen sitzen.
Direkt neben meinem Schlafplatz ist ein öffentliches Klo und ein Grillplatz und Helen sagte, dass ich dort kochen könne, wenn ich mein Gas sparen wollte.
Nach einer wohltuenden Dusche und dem Ausräumen von Brissie, ging ich früh ins Bett um fit für meinen ersten Arbeitstag zu sein.

Liebe Grüße von der neuen Farm
Nadine

Fullmoon over the lake

Dienstag, 23.02.2016

Ich wollte um 9 schon los, aber ließ mich von einem Mitfahrer auf 10 überreden. Weil ich früh wach war und alles zusammen gepackt hatte, fuhr ich den Mc Donalds (diesmal der Richtige), aber aß nichts. Mein Geld wurde leider über Nacht nicht mehr.
Um 10 traf ich mich mit meinen beiden Mitfahrern an dem Redfern Bahnhof.
IMG_6063 (FILEminimizer)

Nils ist 28 und auch von Deutschland und Stef ist 27 und von England, aber lebt seit drei Jahren in Australien. Die beiden sind im Gegensatz zu den letzten Mitfahrern sehr nett. Sie redeten gleich viel, was sehr gut ist. Dann ist mir beim Fahren nicht so langweilig.
Wir hatten uns wieder einige interessante Reisegeschichten zu erzählen. Zum Beispiel war Stef schon 3 Tage in einem mexikanischen Gefängnis, weil sie an 2 korrupte Polizisten geraten war die ihren Personalausweis sehen wollten. Mitten am Tag hatte sie nur eine Kopie von diesem dabei und wurde ins 4 Stunden entfernte Gefängnis eingesperrt. Bis zwei Freunde die sie heimlich angerufen hatte sie befreiten. Nils hat in einer Baumschule gearbeitet und dort sehr viel Geld verdient. Er ist noch nicht so viel gereist wie wir Mädels.
Wir suchten uns einen Aldi, ich kratze mein letztes Geld für Tomatensoße zusammen und dann gings weiter Richtung Süden. Ich wollte so viel fahren wie es geht, sodass ich am nächsten Tag nicht mehr so viel vor mir habe. Leider hatte es fast 40 Grad und die Klimaanlage ging nicht. Auch die offenen Fenster waren keine Abkühlung. Die beiden schliefen eine Weile und mir wurde langweilig. Zum Glück war ich ausgeschlafen und fit, aber die Landschaft war karg, trocken, der Feueralarm auf den Schildern auf der höchsten Stufe und es gab nichts interessantes auf dem Weg. Mit Tempomat auf 110 km/h tuckerten Brissie und ich so vor uns hin.

IMG_6109 (FILEminimizer)
An einer Tankstelle fragte Stef, ob man irgendwo baden könne. Der Mann sagte uns die Adresse und wir machten uns auf dort hin, weil es sowieso auf dem Weg lag. Direkt an der Grenze von New South Wales nach Victoria liegt der Hume Weir. Dieser Weier war leider nicht fürs Schwimmen geeignet. Lustig ist aber, dass auf der einen Seite von der Brücke New South Wales und auf der anderen Victoria ist. Keine Ahnung wem der Fluss dann gehört. Meine App Wikicamps zeigte mir eine total geniale Stelle im Örtchen Huon. Am Lake Hume konnten wir kostenlos und erlaubt unser Nachtquartier aufschlagen. Bei den heißen Temperaturen sprangen wir gleich in den schönen See der richtig warm war.

DSC_0013 (FILEminimizer) DSC_0015 (FILEminimizer) DSC_0025 (FILEminimizer) DSC_0027 (FILEminimizer) DSC_0029 (FILEminimizer) DSC_0042 (FILEminimizer) DSC_0058 (FILEminimizer)

IMG_6092 (FILEminimizer) IMG_6093 (FILEminimizer)
Leider hatten wir kein Wasser und das Seewasser konnte man auch nicht trinken. Am Klo stand, dass es kein Trinkwasser sei. Neben dem See gab es ein Haus, wo eine total süße Ziege davor stand. Mit dieser freundeten wir uns gleich an. Keiner traute sich so recht, aber dann spazierten wir mit unserem Wasserkanister zu diesem Haus und suchten lange nach dem Eingang. Es gab keine Klingel, aber die Leute stiegen gerade aus dem Auto. Sie kämen auch gerade von Sydney, so der junge Mann. Er und seine Frau leben mit dem kleinen Sohn dort und haben Hühner, eine Ziege und zwei Hunde. Die Riesendogge begrüßte uns freundlich.

IMG_6100 (FILEminimizer)

Das junge Ehepaar war super nett, redete lange mit uns und bot uns an den Wasserkanister mit dem Gartenschlauch zu füllen. Wir waren froh, Wasser zu haben, weil wir sonst bestimmt verdurstet wären. Nils wollte das Wasser aber nicht so trinken und kochte es ab. Außerdem kochte ich Wasser mit dem ich meine Wäsche waschen wollte. Als Nils das kochende Wasser in meine Waschschüssel schüttete, passierte es. Er kippte sich das heiße Wasser über den Fuß ! Zwar rannte er gleich in den See, aber hatte sich ordentlich verbrannt. Ich gab ihm meine Aloe Vera Salbe und er hatte trotzdem den ganzen Abend Schmerzen.
Die Sonne verschwand gerade hinter den Bergen am See als wir da saßen, romatischer Musik lauschten und unsere Nudeln mit Tomatensoße genossen. Es war total schön und so stelle ich mir einen gelungenen Campingtrip vor.

Nils

DSC_0062 (FILEminimizer)

Nils und Stef

IMG_6076 (FILEminimizer) IMG_6078 (FILEminimizer) IMG_6079 (FILEminimizer) IMG_6080 (FILEminimizer)

Lange saßen wir zusammen, lauschten der Musik und genossen den sehr heißen Abend. Außerdem war Vollmond und es heißt in Australien ist dieser der Schönste. Tatsächlich war es gigantisch wie diese große Kugel über dem See steht und alles weiß anleuchtet.

DSC_0072 (FILEminimizer) DSC_0073 (FILEminimizer) DSC_0082 (FILEminimizer)
Stef und Nils rollten sich in ihre Schlafsäcke und schliefen unter freiem Himmel und ich machte es mir in Brissie bequem.

DSC_0110 (FILEminimizer)

So spät immer noch so heiß

IMG_6089 (FILEminimizer)

Ich bot den beiden an, dass sie ins Auto kommen könnten, falls es nachts zu kalt werden sollte. Da es aber immer noch warm war, wurde ich nur belächelt.

Seelige Grüße vom Campingtrip
Nadine

Anniversary

Anniversary

One year of travelling. 365 days of fun, action, new experiences and challenges.
7 countrys
13 flights (despite flight fear)
I can definitely say that it was the best year of my life! All the people I met were incredibly nice and I made good friends. Thanks to Quentin and Vroni for making the start so easy for me. You were my first travelmates and I miss you :*
I also made very bad experiences but thats part of growing and you can take something out of everything.
I wouldn’t want to miss anything.
Because I love to have memories it would be great if you could write a comment under this post where we met and what we did together.
Btw: I’m not coming home soon 😉

Thanks to everyone who makes my journey unforgettable ❤ ❤ ❤

Jubiläum
Ein Jahr auf Reisen. 365 Tage Spaß, Action, neuen Erfahrungen und Herausforderungen.
7 Länder
13 Flüge (trotz Flugangst)
Ich kann definitiv sagen es war das beste Jahr meines Lebens ! Alle Leute die ich getroffen haben waren wahnsinnig nett und ich habe viele neue Freundschaften geschlossen. Danke an Quentin und Vroni die mir den Start sehr einfach gemacht haben. Ihr wart meine ersten Travelmates und ich vermisse euch :*
Ich habe auch schlechte Erfahrungen gemacht, aber das ist Teil des Wachsens und man kann aus allem etwas mitnehmen.
Nichts will ich missen müssen.
Weil ich mich gerne erinnere wäre es sehr cool, wenn ihr unter diesem Beitrag einen Kommentar schreiben würdet wo wir uns getroffen haben und was wir zusammen gemacht haben.
Ps: Ich komme nicht so schnell wieder heim 😉

Vielen Dank an alle die meine Reise unvergesslich machen ❤ ❤ ❤

(Tuk Tuk Selfie in Bangkok heute vor einem Jahr: Vroni, ich, Aaron und Quentin)

11046768_876367972383498_7889477693759556334_n

I need a dollar

Montag, 22.02.2016

Am letzten Tag wo ich mit Sandra essen war, stellte ich total erschrocken fest, dass ich noch genau 9$ auf meinem Konto hatte. Sonst hatte ich leider außer ein bisschen Kleingeld im Auto nichts. Leicht panisch fiel mir auf, dass ich weder einen Job in Aussicht hatte, noch irgend einen Plan B. Ohne Geld im teuren Australien? Das ist nicht möglich. Zumal mein Auto Brissie ziemlich durstig ist und ein V6 verbraucht total viel.

Die erste Nacht allein war gut. Die Straße ist ruhig und ich konnte ausschlafen. Als ich um halb 9 aufstand, liefen ganz viele Leute auf dem Gehweg rum die mich verwundert anschauten.
Manu musste arbeiten und deswegen trafen wir uns nicht. Ich suchte in meinem GoogleMaps nach dem nächsten Mc Donalds und machte mich zu Fuß auf den Weg dort hin. Erstens ist das ein bisschen Sport und zweites wollte ich den guten Parkplatz nicht verlieren.
Irgendwie lief ich voll oft im Kreis, aber fand den MC nicht. Ich fragte eine Frau und diese meinte der MC ist schon eine Weile nicht mehr da und der nächste sei 10km entfernt. Leider hatte ich weder Geld noch eine Buskarte. Ich hoffte darauf, dass das Cafè das den Mc aufgekauft hatte noch das WLAN hatte. Zum Glück war dem auch so und ich setzte mich auf die Terrasse bei warmen Temperaturen und nutzte das WLAN aus. Geld für was zu Essen oder zu Trinken hatte ich nicht mehr, aber es fiel niemanden auf. Den ganzen Tag verbrachte ich dort, schrieb mein Auto zum Verkauf aus, organisierte viele Sachen und schickte über 100 Bewerbungen ab. Bei einer Tomatenfarm bekam ich eine Zusage am Telefon, aber ich las, dass das wohl der schlecht bezahlteste Job ist. Bei einem anderen Job wo ich anrief bekam ich ebenfalls eine Zusage. Die Jobanzeige von den vorherigen Backpackern dort hatte ich auf Facebook in einer Australien Gruppe gefunden. Meine Freude war riesig und der Mann schien sehr nett zu sein. Ich wusste, dass es Fruitpicking (Obstpflücken) war, aber wusste nicht genau was und wo. Der Mann fragte mich nur wie groß ich sei und ich dachte schon er sagt ich sei zu klein. Auf Milchfarmen z.B. muss man mind. 1,70 m groß sein. Er rechnete es in Inches um und meinte das wäre die Standardgröße und okay. Diese Zusage war auch sehr nötig. Mit den 9$ auf dem Konto wäre ich nicht mehr weit gekommen und freute mich sehr.
Außerdem suchte ich nach Mitfahrern die mich auf dem Weg nach Melbourne begleiten. Allein ist es zu langweilig und der Sprit ist zu teuer. Ich hatte 5 Leute zusammen, aber zwei sagten leider wieder ab. Das fand ich nicht nett, aber Zwei sind besser als keiner. Trotzdem fragte ich mich wie ich mit 9$ von Sydney nach hinter Melbourne kommen sollte.
Es dämmerte schon als ich mich zurück zum Auto begab. Es war sehr warm und die Sonnenblenden die ich für den Sichtschutz habe ließ ich weg, weil ich sonst eingegangen wäre. So guckten alle Leute die vorbei liefen rein und ich winkte nur freundlich. Viele lachten und winkten zurück.
Zu Essen gabs an dem Tag nichts, weil dafür einfach kein Geld übrig war. Ich wolle Nudeln kochen die ich noch hatte, aber fand weit und breit kein Wasser. Trinkwasser hatte ich leider auch nicht.
So ist das halt als Backpacker. Wenn man kein Geld hat ist doof, aber das ist auch eine Erfahrung. Wenigstens habe ich mit Brissie immer einen Schlafplatz und das ist das Wichtigste. Man lernt primitiv zu sein.
Sehr glücklich, dass ich alles organisiert hatte, schlief ich ein.

Route nach Melbourne
IMG_6062[1]

Grüße vom Mc Donalds der kein Mc Donalds ist
Nadine

Rainy and stressy goodbye to Sandra

Sonntag, 21.02.2016

Der Tag war eine absolute Katastrophe. Es fing schon damit an, dass wir beide fast nicht geschlafen hatten. Der Regen war sehr stark und das Auto eine Sauna. Sobald wir die Fenster aufmachten, regnete es rein und mit geschlossenen Fenstern hatte man 40 Grad. Außerdem war es unbequem, die Straßenlaternen waren die ganze Nacht sehr hell und es fuhren viele Autos vorbei.
Als wir aufstanden regnete es immer noch und wir sollten eigentlich unser Zeug umpacken. Ich fuhr uns zum Tamarama Beach wo ich mit meinen Mitfahrern vor 3 Wochen schon zum Duschen war. Im strömenden Regen rannten wir mit unserem Zeug in die Duschen. Zum Glück waren diese sehr warm und das Wasser weckte uns.
In einem kleinen netten Cafè saßen wir am Strand, tranken Kaffee und warteten bis der Regen nachließ. Da der dumme Regen uns den Gefallen nicht tun wollte, wurden wir auf dem Weg ins Auton wieder nass. Da hätte man sich gar nicht abtrocknen müssen.

IMG_6008 (FILEminimizer) IMG_6010 (FILEminimizer) IMG_6011 (FILEminimizer)
Das nächste Ziel war wieder mal ein Mc Donalds. Ich verfuhr mich einmal, was mich mindestens 15 min. kostete und richtig ärgerte.
Auf dem Parkplatz standen wir und räumten (mal wieder) das Auto komplett aus. Sandra versuchte zu packen, aber bekam ihr Zeug nicht in den Koffer gequetscht. Sie probierte und probierte. In der Zwischenzeit versuchte ich die Airline zu erreichen, was fast unmöglich war. Immer wieder flog ich aus der Leitung. Sandra dachte nämlich, dass sie zwei Mal 23kg Freigepäck hat und brachte extra einen kleinen Koffer und einen Rucksack mit, um viele Sachen die ich nicht mehr brauche mit nach Hause zu nehmen. Ich verfiel in sofortige Schockstarre als der Mensch am Telefon nur ein Gepäckstück notiert hatte. Über 400$ hätte es gekostet ein Teil dazu zu buchen. Na danke ! Das könnt ihr behalten. Ich war ein bisschen angenervt, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte mein ganzes Zeug los zu werden. Bald muss ich mein Auto verkaufen und es passt niemals alles in den Backpack. Vorallem meine teuren Reitsachen will ich eigentlich nicht zurück lassen.
Wir waren gerade fertig mit packen, da mussten wir auch schon los zum Flughafen. Die Parkplätze waren sehr kompliziert ausgeschildert und ich bekam die Krise.
In aller Eile rannten wir quasi zum Terminal. Das Parken ist nämlich nur 15 min. kostenlos, danach kostet es 7$ und für eine halbe Stunde muss man bereits 14$ zahlen. Sandra hatte Angst, dass ihr Koffer zu schwer ist. Ich dachte er sei zu leicht. So nahm ich was ich finden konnte in die Hand und hoffte ich könnte es noch in den Koffer stopfen, falls er zu leicht ist. Im Gebäude suchten wir eine Kofferwaage. 20,5 kg. Alles was ich in der Hand hatte, packte ich rein und dann waren es 20,8 kg. Sandra wollte, dass ich mir ihr komme um den Koffer aufzugeben, falls es sprachliche Barrieren geben sollte. Die Dame sagte, dass man auch zwei Handgepäckstücke haben könnte, aber umpacken wollten wir dann auch nicht mehr. Ich füllte noch schnell Sandras Einreiseformular aus und wir verabschiedeten uns in aller Hektik.
Die zweieinhalb Wochen waren einfach so rasend schnell vergangen. Es war eine geniale Zeit und wir haben sehr viel gesehen, erlebt und hatten unglaublich viel Spaß. Sandra: Es war total cool, dass du her gekommen bist und ich hoffe dir hat es genau so gut gefallen wie mir!

Ich rannte zurück und wollte mein Parkticket abstempeln lassen, als der Automat mir sagte, dass meine Karte nicht gültig sei. Ich probierte es an einigen anderen Automaten, aber ohne Erfolg. Da war ein Angestellter den ich fragte was ich tun sollte und dieser schickte mich zur Schranke. Ich sollte dort auf den Hilfeknopf drücken. Gesagt getan. Ich bekam einen Rüffel, warum ich den Knopf nicht gleich am Automat gedrückt hätte. Ja woher soll ich denn das wissen? Die Frau wollte die Ticketnummer und meinte ich sollte 14$ am Automaten bezahlen und würde eine neue Karte bekommen. Da wurde ich sauer. Ich kam pünktlich innerhalb der 30 min. zurück und nur weil der doofe Automat mein Ticket nicht erkennt, soll ich für über 30 min. zahlen? Mehr als die 7$ die mir Sandra gegeben hatte, besaß ich eh nicht. Ich war offiziell arm. Die Frau meinte sie hätte keinen Nachweis, dass ich früher zurück gekommen sei. Mein Ton schwang um und ich sagte sie solle ihre Automaten checken. Dort fand sie nichts. Zum Glück gab sie nach und schickte mich zurück an den Automaten um die 7$ zu bezahlen. Mein Auto stand so lange mit angeschaltetem Warnblinklicht an der Schranke. Ich zahlte, bekam ein neues Ticket und steckte dieses in den Automaten an der Schranke. Als dieser mir sagte, mein Ticket sei ungültig, suchte ich nach der versteckten Kamera. Ich kam mir total verarscht vor. Da ist man sowieso schon total gestresst und dann sowas ! Wieder hatte ich die selbe genervte Frau am Telefon die behauptete ich hätte nicht bezahlt. Ja woher sollte ich denn dann das neue Ticket haben? Sie wollte mich wieder zum Automaten schicken und als ich protestierte, öffnete sich die Schranke und die Dame wünschte mir einen schönen Tag. Ja geht doch !
Sandra hatte in der Zwischenzeit auch nicht mehr Glück im Flughafen. Der Körperscanner funktionierte nicht. Daraufhin musste sie zum Sicherheitsdienst, weil sie was metallisches am Bein hätte. Mit ihrem Englisch konnte sie auch nicht erklären, dass sie weder operiert sei noch sonst was. Zu allem Übel durfte sie auch noch zum Drogentest. Außerdem wollte sie für meine Familie die beliebte australische Süßigkeit „Tim Tams“ mitbringen, die am Flughafen ein halbes Vermögen kosteten.
Ich fuhr an den Coogee Beach in Sydney (https://en.wikipedia.org/wiki/Coogee,_New_South_Wales). Auf dem Weg stoppte ich, um mich ein bisschen her zu richten. Die Leute in dem Wohngebiet schauten nicht schlecht, als ich da stand und mich in meinem Außenspiegel schminkte.
Der Strand war total voll und ich brauchte ewig, bis ich einen Parkplatz fand. Mein allerletztes Geld war mein Kleingeld in einem Säckchen mit dem ich die Parkgebühren bezahlte.
Manu hatte sich verpätet und ich guckte so lange die schönen Läden an. Nun war auch das Wetter gut geworden, es war warm und die Sonne scheinte. Manu der auch aus dem Schwabenländle kommt kenne ich aus der Berufsschule. Wir waren zusammen in einer Klasse und da er beruflich gerade für ein paar Wochen in Sydney ist beschlossen wir uns zu treffen.
Wir freuten uns total uns nach 3 Jahren wieder zu sehen und hatten uns sehr viel zu erzählen. Der ganze Stress war vergessen und ich freute mich über die Aufheiterung nach dem stressigen Morgen. Manu war total nett und lud mich auf eine Dominos Pizza ein. Obwohl ich das nicht wollte blieb er eisern. Er war selbst mal Backpacker und weiß wie es ist kein Geld zu haben.
Die leckere Pizza verspeisten wir im Park wo gerade ein brasilianisches Fest war. Alle Leute musizierten und tanzten und hatten super viel Spaß.

IMG_6018 (FILEminimizer) IMG_6020 (FILEminimizer) IMG_6022 (FILEminimizer) IMG_6025 (FILEminimizer) IMG_6027 (FILEminimizer) IMG_6028 (FILEminimizer)  IMG_6032 (FILEminimizer)
Wir chillten eine Weile am schönen Strand und da ich nicht auf das gute Wetter vorbereitet war, schwitzte ich in der langen Hose.

IMG_6029 (FILEminimizer)
Manus Mitbewohnerin sagte in der Nähe der Wohnung hätte es kostenlose Parkplätze. Dort fanden wir einen guten Platz und ich schaute mir an wo er gerade wohnt. Seine Mitbewohnerin hat zwei Hunde die mich erst mal ordentlich anbellten.

IMG_6043 (FILEminimizer)
Das Leitungswasser soll man hier nicht trinken und es hat auch kein anderes Wasser. So kochten wir Wasser im Wasserkocher ab und stellten es in den Kühlschrank. Leider wollte es nicht abkühlen, aber wir hatten viel Durst. Auch die Eiswürfel schmolzen zu schnell und am Ende tranken wir das Wasser halt warm.

IMG_6039 (FILEminimizer)
Manu hatte schon wieder hunger und wir liefen zum Supermarkt. Nach dem Essenshopping zog es uns in einen Pub. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber Manu der vor kurzem Vegetarier geworden war, bestellte einen Pilzteller den wir uns teilten. Zum Nachtisch gab es viel Eis mit Schokosoße – yummi ! Der Pub war gut besucht und auch ein Bier gab mir Manu aus. Wir hatten auch hier noch viel zu reden und einen super lustigen Abend.
Im Dunkeln liefen wir zurück zu seiner Wohnung und ich verabschiedete mich. Da der Parkplatz ruhig und geschickt war, blieb ich da mit Brissie stehen und schlief in meinem fahrbaren Haus ein.

Grüße vom bad day der noch ein good day wurde
Nadine