Donnerstag,03.03. (Jubiläum) – Mittwoch, 09.03.2016
Nachdem ich letzte Woche noch gesagt habe, dass die Temperaturen angenehm sind, hat sich das nun drastisch geändert. Über eine Woche lang hatte es jeden Tag über 40 Grad ! Das ist ein Rekord für diese Gegend. Erst erlebe ich den kältesten Winter hier (bis zu -2 Grad) und jetzt den heißesten Herbst. Die Hitze war nicht mehr auszuhalten. Zwar war die Luftfeuchtigkeit niedrig, was es nicht so schwül machte, aber es war trotzdem nicht mehr normal. Nachts konnte ich trotz offenen Autotüren nicht schlafen, weil es da immer noch 30 Grad hatte und selbst morgens war es schon heiß. Ich stand oft auf dem Feld bevor die Sonne aufging, aber dann hab ich nicht gesehen, wo die Trauben sind. Auch die Zeit wollte nicht rum gehen. Jeden Morgen fragte ich mich, ob Brian und Helen meinen „Morning-Tea“ vergessen hätten, dabei war es noch gar nicht 9. Nach dem Mittagessen machte ich dann meistens gar nicht mehr weiter. Das hätte keinen Wert gehabt und Helen hätte mich auch nicht gelassen. Selbst in der Hitze pflückte sie noch manchmal mit. Es gibt ein Wasserrad wo wir unsere Hemden und Hüte nass machten, damit es ein bisschen kühler ist. Diese trockneten aber innerhalb von Sekunden wieder. Außerdem gibt mir Helen zwar immer gefrorenes Wasser mit und wickelt die Flasche in ein Tuch, dass es nicht so schnell warm wird, aber man kann die Flasche nicht ständig mit sich herum tragen und bis ans Ende der Reihe laufen wo die Flasche liegt, mache ich bei der Hitze auch nicht.
Jeden Tag kam ich näher an die Reihen von Aborigini-Frau Sandy und ihrem Mann Chris. Diesem stelle ich mich an einem Tag vor, als es zu heiß wurde und ich aufhörte. Die beiden sind ein sehr lustiges Paar. So viele Schimpfwörter und Fluche habe ich noch nie in einem Satz gehört wie von denen beiden. Chris war im Vietnamkrieg und ist schon 66. Er hilft Sandy mit dem Pflücken, damit sie mehr Geld verdient. Oft kommen die beiden einfach nicht zum Pflücken und melden sich nicht. Zwei mal hatten wir mit den beiden unseren „Morning-Tea“ was sehr interessant war. Sandys Tochter hat in dieser Woche ihr Baby bekommen und Sandy die nun zweifache Oma ist, zeigte mir stolz Fotos. Sie ist total lieb und redet viel mit mir wenn wir uns mal sehen.
Manchmal kochte ich, weil Helen mir immer Zucchini und Knoblauch aus ihrem Garten brachte. Einmal hatte ich Lust auf Pizza und nebenan gibt es ein Restaurant von dem mir jeden Tag der gute Duft in die Nase steigt. Die Inderin die dort arbeitete war super unfreundlich. Ich wollte die Pizza im Restaurant essen und bekam nur den Karton vor die Nase geknallt. Die Pizza war schwarz und total trocken. Ich aß nur die Hälfte und am anderen Tag die andere Hälfte. Als Brian die Pizza sah, konnte er nicht glauben was da serviert wird. Er regte sich total drüber auf und wollte noch am gleichen Tag rüber und sich beschweren.
An einem Tag freute ich mich besonders, als es 12 war und ich endlich aufhören konnte. Brian und Helen fragten mich, ob ich ihnen mit den Racks helfen würde. Meine Motivation hielt sich in Grenzen, aber ich denke mir, wenn die beiden sich nicht beschweren, habe ich erst recht in meinem Alter keinen Grund dazu. Brian ist sage und schreibe 74 Jahre alt, arbeitet 7 Tage die Woche von morgens bis Abends und teilweise nachts. Neben der Farm repariert er Autos und LKWs. Helen ist schon lange in Rente und arbeitet trotzdem gleich viel wie Brian. Und dann bleibt für die beiden gerade mal so viel Geld, dass sie sich ein altes Haus und was zu Essen leisten können. Da half ich natürlich gerne, wo ich konnte. Sie meinten ich würde Stundenlohn dafür bekommen, aber das wollte ich gar nicht. Bei fast 43 Grad standen wir in der prallen Sonne und versuchten das alte Rack wieder in Schuss zu bringen. Das wurde seit über 10 Jahren nicht genutzt, weil es nie genügend Trauben gab. Wir mussten den ganzen Müll und Schrott drum herum weg räumen, darunter rechen und das ganze Unkraut weg machen das in den Racks gewachsen war. Das war Schwerstarbeit und ich fragte mich, wie Helen und Brian das aushielten. Nach ein paar Stunden sah das Gestell endlich wie neu aus und ich war fertig für den Tag. Helen und Brian arbeiteten bis spät Abends, aber wollten nicht, dass ich ihnen noch mehr helfe, bevor ich kollabiere.
Doof ist halt auch, das ich mittags kein Geld verdienen kann. Machen kann ich halt in dieser Zeit auch nichts, was ein bisschen schade ist, weil so vergeude ich meine restliche Zeit in Australien einfach. Im Stich lassen will ich die beiden aber auch nicht, das wäre unfair.
Das Thermometer ist im Schatten in einer Box

Mittags konnte ich immer nur nichts tun, weil ich sonst eingegangen wäre. Helen brachte mir einen Rasensprinkler und ließ ihn den ganzen Tag laufen, sodass es ein bisschen „abkühlte“. Ich legte mich da oft drunter und las ein Buch. Es geht unglaublich an die Substanz, wenn es nicht mal nachts abkühlt und man die ganze Nacht schweiß gebadet ist. Wenigstens entdeckte ich einen Zelt-Ventilator der noch von Saskia stammt. Diesen hatte ich neben meinem Gesicht. Machte es zwar auch nicht wirklich erträglich, aber angenehmer.
Am Sonntag nahm mich Helen wieder nach Swan Hill mit. Erst waren wir bei ihrer Tochter, wo eine andere Tochter eine Schuhparty veranstaltete. Das war wie eine Tupperparty und es waren ein paar Leute da. Das Haus hat einen riesigen Pool, wo ich mit den beiden Kindern badete. Selbst das Wasser war so warm, dass es keine Abkühlung war. Deswegen schließen die Australier alle Vorhänge und sperren sich im Haus mit Klimaanlage ein bei diesen Temperaturen. Die 11 jährige Lucie wollte alles über Deutschland wissen, dachte es sei eine Stadt in London und war erstaunt, dass der Staat Victoria größer als Deutschland ist und wir so viele Landesgrenzen haben. Ja, Australien ist halt eine Insel..
Danach fuhren Helen und ich zum Kindergeburtstag von Bailey. Dieser ist ihr Urenkel und wurde 5. Die Feier fand in einem Wasserpark statt und die Kinder hatten Spaß. So konnte ich nun auch mal einen typisch, australischen Kindergeburtstag sehen. Es gibt eine sogenannte „Pinjata“. Wie man das aus Spanien kennt hängt diese an einer Schnur und die Kinder müssen mit einem Schläger nacheinander versuchen diese zum Platzen zu bringen. Das war ein Spaß und alle freuten sich über die Süßigkeiten die raus kamen. Außerdem gab es „Fairy-Bred“ (Feenbrot) . Das ist ungetoasteter Toast, viel Butter und bunte Streusel drauf. Klingt einfach, schmeckt aber super genial. Auch der Schokokuchen schmeckte gut und die typischen australischen Platten mit Käse, Dips, Crackern, Obst und Gemüse sowieso.







Um noch ein bisschen was zu sehen, fuhren wir zum Riverside Park, der ebenfalls in Swan Hill liegt. Dieser ist wunderschön und alles grünt. Da es zu heiß war, machten wir keinen Spaziergang.

Wir hielten an einem Pionier-Siedlungsmuseum und guckten uns von außen alles an.

An einem Abend kam ein Junge vorbei, dessen Auto Brian gerade repariert. Wir kamen ins Gespräch und Patrick ist auch von Deutschland. Ewig saßen wir da und redeten über Gott und die Welt. Er ist sehr nett und bereits in seinem zweiten Jahr in Australien. Irgendwie bekommt es Brian nur seit Wochen nicht hin Patricks Auto fertig zu machen. Zumal der Mechaniker Luke manchmal auch einfach nicht kommt und auch nicht bescheid sagt.
Mittlerweile darf ich ins Haus von Helen und Brian (hört sich an wie ein Hund 😉 ). Wenn es zu warm ist, sagen sie ich soll unter die Klimaanlage kommen, wenn die Nachrichten kommen, holen sie mich und an einem Abend kochte Helen für mich mit. Es gab Gemüse mit Kartoffelbrei. Außerdem legte sie eine DVD über den Norden Australiens ein, wo es faszinierend aussieht.
An einem Abend brachten Brian und Helen ein Auto zu einer Kundin und ich fuhr mit. Sie lebt ganz weit außerhalb auf einer Farm und alles ist verdörrt.
Am Mittwoch fuhr ich nach Nyah-West um einen Zettel für eine Mitfahrgelegenheit in dem Hostel auszulegen. Auf dem Rückweg sah ich Pferde und hielt an. Eine Frau war da und stellte sich als Coleen vor. Außerdem gibt es 4 große Hunde die sehr lieb waren. Ich erklärte, dass ich das Reiten und die Pferde vermisse. Coleen die gerade sowieso dabei war zeigte mir ihre 8 Pferde und sagte das würde ihr alles privat gehören. Ihre 18 jährige Tochter ist ein Jockey und fast nie da und sie macht alles allein. Es fühlte sich gut an nach so langer Zeit wieder ein Pferd zu streicheln. Eine Weile verbrachte ich dort und hatte tolle Gespräche mit Coleen.
Als ich zurück zur Farm kam, hatte sich der Himmel total zu gezogen. Ich legte schnell eine große Plastikfolie über meine Sachen, die alle auf der Wiese lagen. Helen kam gleich um mir zu helfen meine Wertsachen ins Auto zu bringen. Dann fing es von der einen auf die anderen Sekunde an, richtig heftig zu regnen. Es goss in Strömen und Brian musste noch irgendwas draußen machen. Helen sagte ich solle ins Haus kommen und Brian war total begossen und tropfte als er rein kam. Es hörte nicht mehr auf und kühlte aber auch nicht wie erhofft ab. So konnte ich die Autofenster nachts mal wieder nicht aufmachen, weil es sonst rein geregnet hätte. Das war dann noch eine schlaflose Nacht im Sauna-Auto.
Ich hoffe echt, dass die Hitze bald vorüber ist, denn alles ist ausgetrocknet und es hat davor seit Wochen nicht geregnet. Gut, dass wenigstens der Regen kam.
Hitzige Grüße
Nadine
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