Montag, 17.08.2015
Um 8 klingelte der Wecker. Für mich kein Problem. Für die anderen nach einer durchzechten Nacht schon 😀 Mann bin ich gemein, dachte ich, als ich meine Meute zur Motivation drängte. Was muss das muss. Das Hostelfrühstück (Cornflakes & Toast) ließen wir uns trotzdem nicht entgehen. Geschenkt ist geschenkt. In Laos hat ja schon meine erste Essensmutprobe (Durian) statt gefunden. Auch hier ist das Pflicht, nur dass man Vegemite essen muss. Das ist der australische Brotaufstrich. Es sieht aus wie Teer, riecht auch so und schmeckt wie Maggie. Mit ganz dick Butter auf dem Toast hab ich eine ganze Scheibe runter bekommen, aber öfter werde ich das wohl nicht essen.
Frisch gestärkt stand schon die erste Aufgabe bevor: How to pack a Jeep? Gestern hat mich Sarah gefragt ob es ok ist einen jungen Mann vom Hostel mit auf die große Tour zu nehmen. Ich war gar nicht begeistert weil unsere Sachen so schon nicht in Brissie gepasst haben. Als wir dann in aller Frühe vor meinem Auto standen und versucht haben, es bis unters Dach vollzupacken, sank meine Laune in den Keller. Ich setzte mich auf den Fahrersitz, ließ die anderen machen und erklärte Sarah, dass ich ihr gleich gesagt hatte, dass das eine schlechte Idee war. Ganz stolz erklärten mir die Jungs, dass sie alles verstaut hätten. Es wäre lebensmüde gewesen, wenn wir mit der ungesicherten Ladung auf meinem Dach losgefahren wären. Also machte sich die Fachfrau ans Werk und ich zurrte alles mit Gurten und Gummibändern fest. Endlich konnte es los gehen. Ich bin mir zwar sicher, dass Brissie nun zu voll beladen war, aber stehen lassen konnte ich den jungen Mann ja auch nicht.
Aus Melbourne draußen verriet mein Navi mir, dass es nun 800km gerade aus gehen würde. Auf den 2 spurigen Highways ist maximale Geschwindigkeit von 110 km/h. Also setzte ich den Tempomat auf exakt diese Geschwindigkeit und mit guter Musik und genialer Stimmung machte das Fahren Spaß. Unser neuer Mitreisender „Sam“ stellte sich als total nett heraus und wir lernten ihn auf der Fahrt näher kennen. Wir kamen in einen sehr heftigen Regen und zwischen vielen Trucks konnte ich gar nichts sehen. Diesen ließen wir zum Glück nach kurzer Zeit hinter uns und hofften, dass Sams Backpack auf dem Dach wasserdicht ist.
Der Highway war propevoll und das Fahren haben die Aussies definitiv nicht erfunden. Eigentlich herrscht Linksfahrgebot, aber davon scheinen auch die unendlich vielen Trucker noch nie was gehört zu haben. Da musste man dann schon mal links überholen. Gut, dass das die Polizei nicht sah, die vor uns einen Truck aus dem Verkehr zog. Wir redeten eine Weile über die hohen Geldstrafen in Australien und ich erzählte den anderen, dass ich Angst habe, auch mal erwischt zu werden und deswegen immer exakt die richtige Geschwindigkeit fahre. Auch an vielen Blitzern sind wir vorbei gekommen, aber mein Tempomat lässt mich glücklicherweise nicht im Stich.
Gerade, als ich wieder einen dieser nervigen Trucks überholte, saß ich im Rückspiegel ein Blaulicht. Ganz brav fuhr ich auf den Standstreifen und stieg aus. Die Polizisten wollten meinen Führerschein sehen und ich musste in ein Alkoholgerät pusten. Natürlich hatte ich (wie bei den letzten beiden Kontrollen auch) 0,0 Promille. Sie fragten mich, wie lange ich schon in Australien wäre und wie lange ich noch vor hätte zu bleiben. Außerdem wollten sie wissen, ob es einen Grund für das heutige rasen gäbe. Ganz selbstbewusst konterte ich, dass ich nicht gerast wäre, sondern nur einen Truck überholen wollte. Das hätten sie gesehen, sie hätten an der Rastätte gewartet, so die Antwort. Auf die nächste Frage hin ob ich Australien bisher mögen wurde, konnte ich nur antworten: „Ja, bis ich die Strafe hierfür sehe“. Ich musste auf der Stelle anfangen zu heulen, als ich hörte, dass ich 300$ für 12 km/h zu schnell zahlen soll. Vielleicht hat irgendwas in mir drin gehofft, dass die Polizisten Mitleid mit mir haben werden, aber dem war leider nicht so. Sie rieten mir zu einem Zahlungsplan, wenn ich das Geld nicht auf einmal zahlen könne. Die besaßen auch noch die Frechheit in mein Auto zu gucken und zu sagen, dass die anderen ja auch was zahlen können. Ich erklärte nur, dass ich zu schnell gefahren bin und nicht meine Mitfahrer. Auch wegen der Verfrorenheit der beiden Polizisten geriet ich sehr in Rage und erklärte den beiden, dass ich gestern zu Hause geblieben bin und nichts getrunken habe, weil ich die Verantwortung für die Leute in meinem Auto trage, ich seit über 5 Stunden meinen Tempomat auf genau 110 km/h habe und ich mich frage, warum ich nur weil ich einen LKW überholt habe und für 10 Sekunden 122 km/h hatte, so immens viel Geld zahlen soll. „Das ist verf*** unfair“, sagte ich dazu. Wir haben nicht gezählt wie oft ich das Wort „verf**“ gesagt habe, aber es war sehr oft. Gut, dass mir keine Beschimpfungen raus gerutscht sind. Bestimmt sind die solche Reaktionen gewohnt und machen Gelassenheitsschulungen. Jedenfalls ließen die mich stehen und fuhren davon. Ich musste mich erst mal ins Gras am Standstreifen legen und tief durchatmen. Hoffentlich werde ich in nächster Zeit mehr Glück mit dem Geld haben. Zum Glück hab ich nicht noch eine Strafe für die Ladung bekommen.
Sehr lange habe ich mich noch darüber aufgeregt und auch die anderen meinten, dass es verdammtes Pech wäre, aber als wir anfingen Witze über Strafen zu machen, konnte ich wieder lachen. Außerdem kam blauer Himmel zum Vorschein und wir fuhren der Sonne entgegen. Als ich meinen Kaugummi zum Fenster raus warf, sagte Sam, dass ich aufpassen muss, keine Strafe zu bekommen.
Zufällig kamen wir an Benalla vorbei und ich fuhr die Ausfahrt raus. Leider konnte ich meine Adresse bisher nicht übers Internet ändern und musste persönlich vorbei kommen um das zu tun. Ich bekam bereits 2 Briefe für Maut auf Toms Farm geschickt, die er mir leider nicht weiter leitete. Zum Glück konnte ich endlich die Adresse endlich auf die neue Farm ändern. Eine große Sorge weniger.
Es dämmerte schon langsam als wir an einem großen Schild mit „Holiday Park“ vorbei fuhren. Ich folgte den weiteren Schildern und wir kamen an einem wunderschönen, sehr ruhig gelegenen Campingplatz raus. Für 7,50$ pro Person und Nacht, bekamen wir einen Stellplatz mit Strom.
Als Brissie komplett ausgeräumt, das Essen im Kühlschrank verstaut und das Zelt aufgebaut war, kam das Tageshighlight. Wir durften mit dem Ranger die Tiere füttern gehen. Neben Gänsen, Llamas, Schafen und Rehen, fraß uns auch ein Känguru aus der Hand. Jona konnte somit den Punk „Känguru sehen“ auf seiner Bucketlist abhaken und wir waren alle sehr beeindruckt und hatten viel Spaß mit den Tieren. Der Campingplatzbesitzer nimmt kranke und verletzte Tiere auf und peppelt sie auf. Auf dem Campingplatz läuft ein Strauß rum, der uns ständig verfolgte und uns nicht ganz geheuer war.
Jona, Sarah und Sam kochten und ich ruhte mich aus. Es gab Gnocci, Ratatoullie, Nudeln, Maiskolben und Reis und wir ließen es uns alle schmecken. Der Campingplatz hatte total geschickte Grillplatten, auf denen man alles grillen konnte.
Ein ganz nettes, älteres Ehepaar setzte sich eine Weile zu uns und die beiden redeten lange mit uns. Sie schenkten uns eine große Packung Vanilleeis und Gefriergemüse. Vor einem warmen Feuer in der Mitte vom Aufenthaltsraum, genossen wir unser Eis, hörten Musik, tranken Goontee (Tee mit Billigwein = Eigenkreation) und ließen den wunderschönen ersten Tag unseres Roadtrips gemütlich ausklingen. So hab ich mir das vorgestellt und die Verärgerung über die Strafe war längst verflogen. Ich freute mich einfach nur hier sein zu dürfen und so gigantische Erfahrungen machen zu können.
Leider wurde es affig kalt und keiner wusste wie wir die Nacht im Auto und Zelt überleben sollten. Sobald man einen Meter vom Feuer weg war, hielt man es nicht mehr aus. Sarah und Sam beschlossen vor dem Feuer zu schlafen und Jona wagte sich ins Zelt. Ich zog ein T-Shirt, 2 Pullover, 2 dicke Jacken, Mütze, Schal, Handschuhe und Wollsocken an und wagte mich in Brissie zum schlafen. Die Sonnenblenden machte ich hin, dass die nicht vorhandene Wärme drin bleibt, aber ich wusste, dass das nicht viel bringt. Zitternd vor Kälte versuchte ich einzuschlafen. Ja, auch in Australien kann es im Winter sau kalt werden.
Liebselige Grüße
Nadine
Erster Roadtrip
Jona macht Straußselfies
Natürlich campt mein Schaf auch mit
Brissie voll gepackt
Tiere füttern
Drei Leute kochen – eine macht Bilder
Sarah sortiert um
Lecker essen
Goontee, Vanilleeis und Feuer – so lässt sichs aushalten