Second day with the motorbike: It continues but I got saved

Sonntag, 15.05.2016

Der Tag fing so an, wie der andere aufgehört hatte. Ich wusste, dass meine Nerven so ein Drama nicht noch einmal verkraften würden. Um 9 checkte ich aus und wollte mein Motorrad starten. Leider nur „wollte“, weil Emma gab keinen Laut von sich. Von meinem Hostel in Hanoi hatte ich mir per Mail das Problem mit Emma in vietnamesisch übersetzten lassen. Das zeigte ich dem Besitzer vom Hotel und er fuhr mit meinem Motorrad zur Werkstatt. So saß ich mit seiner Frau, dem kleinen Sohn und der Tochter zusammen und wir lächelten uns die ganze Zeit an, weil wir uns sowieso nicht verständigen hätten können. Als der Mann wieder kam, sollte ich ihm 20.000 Dong geben. Er hatte ein Plastikteil austauschen lassen. Er schnallte meinen Rucksack fest und dann verabschiedete ich mich nett.
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Schon nach der ersten Ecke starb mein Bike erneut ab und ich konnte es nicht wieder starten. Außerdem war der Untergrund uneben und mir fiel das Motorrad um. Ich weiß nicht wie ich es schaffte, aber irgendwann bekam ich es wieder aufgerichtet. In der Hitze schob ich es zurück zum Hotel. Der Mann sagte es sei nichts falsch, machte ein bisschen was rum und dann fuhr ich erneut los. Keine 5 Kilometer später stockte der Motor und Emma starb erneut. Ich bekam sie wieder an, aber das Drama passierte alle paar Meter. Weil das so keinen Wert hat, beschloss ich wieder zurück nach Hanoi zu fahren und dort das Problem ordentlich fixen zu lassen. Mein Navi zeigte 45 Min. bis dort hin an und bei jeder Minute weniger machte ich ein Kreuz im Kalender. Die Vorfreude hielt nicht lange, denn 20 Kilometer vor Hanoi (die Skyline war schon zu sehen), gab mein Töf Töf komplett den Geist auf. Nichts ging mehr und auch der Kickstarter streike. Das darf echt nicht wahr sein, dachte ich. So stand ich mal wieder auf dem Standstreifen am Highway und versuchte verzweifelt Emma anzuwerfen.
Nach langer Zeit hielt ein LKW-Fahrer neben mir um in den Busch zu gehen und ich sprach ihn an. Er kickte ein paar Mal und es lief wieder. Leider nur wenige Meter. Der Fahrer kam wieder und versuchte es erneut, aber selbst mit viel Aufwand bekam auch er es nicht mehr hin. Obwohl wir uns nicht verstanden war er nett und redete in vietnamesisch auf mich ein und versuchte es mit Zeichensprache. Er holte Werkzeug aus dem LKW und schraubte ein bisschen was herum und guckte nach dem Benzin, aber das war noch voll. Er dachte lange über eine Lösung nach. Ich fragte, ob wir das Motorrad auf den LKW laden können und er mich mit in die Stadt nimmt. Da der LKW bestimmt einen Meter oder höher war, stellte sich das als schwer heraus. Erst wollte er nicht, aber dann versuchten wir es. Er band ein Seil an meinen Lenker und ich kletterte auf den LKW. Mit aller Kraft versuchte ich zu ziehen und er von unten hoch zu schieben. Ich weiß nicht wie, aber nach dem das Bike ein paar mal fast umgefallen war, schafften wir es. Meine Klamotten waren durchnässt als hätte es geregnet und auch der Fahrer war außer Atem. Auf dem LKW flog das Motorrad um und mein Spiegel ging kaputt, aber das war mir egal. Auf der Fahrt lächelte der nette Fahrer die ganze Zeit und redete vietnamesisch mit mir. Ich hatte Angst, dass wir mit dem LKW auch noch stehen bleiben würden, denn dieser stockte ständig und fuhr nur 30 km/h. Der Fahrer bot mir sogar was zu trinken an, aber mit dem Wasser hier muss man vorsichtig sein.
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Vor der Stadt hielt er an einer Werkstatt, aber diese wollten nicht helfen. Er zeigte auf ein Schild, was wohl hieß, dass er hier abbiegen muss. Ca. 10. Kilometer vor der Stadt hielt er also an. Er rief 2 junge Männer her, die ich für 16 jährige Jungs gehalten hatte. Zu 4. luden wir das Motorrad ab. In meinem Kopf machte sich Befreiung breit, als die beiden englisch konnten. Man kann gar nicht beschreiben was für ein tolles Gefühl es ist, wenn jemand englisch kann. Dem LKW-Fahrer wollte ich Geld geben, aber er winkte nur freundlich und fuhr einfach davon. Manche Leute sind total hilfsbereit.
Die beiden Jungs schoben mir mein Motorrad und sagten wir gingen zur nächsten Werkstatt. Es war sehr weit und ich war heilfroh das Motorrad nicht schieben zu müssen. Außerdem hatte ich kein Wasser und fand auch keins auf dem Weg. Ich fühlte mich als würde ich auf der Stelle zusammen brechen und hoffte, dass das Ganze bald ein Ende hat. Den ganzen Tag hatte ich noch nichts getrunken und es hatte 40 Grad. An der Werkstatt machten sie kurz was rum, sagten das ist kostenlos und dann konnte ich wieder gehen. Die Jungs wollten zum Mittagessen und da ich noch nichts gefrühstückt hatte und fast am Verhungern war, ging ich mit. Die beiden konnten es nicht glauben, dass ich Vegetarier bin denn das ist hier echt sehr außergewöhnlich. Trotzdem bekam ich eine Nudelsuppe (Pho) mit Ei was sehr lecker war. Als Dankeschön wollte ich die Jungs einladen, aber sie zahlten einfach für mich mit. Wir wollten uns auf Facebook hinzu fügen, aber da die Regierung ja Facebook gesperrt hat ging das nicht. Der eine gab mir seine Visitenkarte und er arbeitet in einer großen IT-Firma für Japan. Wir kamen auf das Thema Alter und ich hätte nie im Leben gedacht, dass sie 34 und 30 sind. Sie boten mir an, mein Motorrad bei ihrer Firma zu lassen und ich solle ein Taxi in die Stadt nehmen. Die in der Werkstatt hätten gesagt, dass ich mit dem Bike sowieso nicht weit kommen würde, weil es so alt ist. Das hätte mein Problem aber nicht gelöst. Jedenfalls sind die beiden mit mir zurück zur Werkstatt und haben den Mechanikern erklärt, dass ich mit dem Bike quer durch Vietnam fahren will. Daraufhin fingen sie an zu basteln und die Jungs die arbeiten mussten, gingen. Ein nettes Mädel die auf ihren Roller wartete, sprach mich an. Ihr Englisch war richtig gut und wir unterhielten uns total super. Sie übersetzte alles für mich was die Mechaniker sagten. Sie müssten den Motor austauschen. Mir blieb ja nichts anderes übrig und so gab ich dies in Auftrag. Huyen und ich fuhren in der Zwischenzeit mit ihrem Roller los. Wir tranken einen Kaffee, wobei sie mich unbedingt einladen wollte und in einen Helmladen um mir einen richtigen Helm zu kaufen. Der Alte ist mehr eine Nussschale. Ich wurde fündig und erstand für 20€ einen nagelneuen Helm in meiner Lieblingsfarbe rosa. Da war ich super stolz drauf.

Wir hatten super viel zu lachen und jede Menge Spaß. Ich lobte sie sehr oft für ihr englisch, weil das ist echt außergewöhnlich gut. Außerdem redeten wir viel über die Kulturunterschiede. Huyen kann es nicht glauben, dass man in Deutschland nichts für Schule oder Ausbildung zahlt. Ich finde es gut, dass die Vietnamesinnen ihren Mann selbst aussuchen dürfen (ist ja nicht selbstverständlich), aber krass, dass sehr viele schon mit 21-23 heiraten. Ihre Eltern fragen Huyen immer schon, wann sie denn heiratet. Sie ist sehr gebildet, studiert Management und weiß sehr viel über die Welt und Geografie, obwohl sie noch nie gereist ist. Über meine Einladung nach Deutschland freute sie sich unbeschreiblich. Sie findet es sehr lustig, wie gut wir in Europa unsere Haustiere behandeln und dass wir mit unseren Hunden spazieren laufen.
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Wir kamen zurück und ich sollte eine Probefahrt machen. Zu meiner Verwunderung lief Emma einwandfrei. Leider ging sie nicht mehr an nachdem ich sie ausgemacht hatte. Der junge Mechaniker sagte ich hätte es kaputt gemacht. Er würde mir einen neuen Elektrostarter einbauen, aber das koste nochmal. Mir egal, dachte ich. Dafür, dass ich danach keine Probleme mehr habe nehme ich das gerne in Kauf.
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So fuhr Huyen in der Zwischenzeit zurück zum Cafe, weil sie ihr Handy vergessen hatte und dann zu ihr nach Hause um mit der Vermieterin abzuklären, ob ich da schlafen könne.
Nachdem mein Motorrad nach fast 6 Stunden dann endlich komplett funktionierte, bekam ich die Rechnung. Ich dachte ich spinne, als ich für einen neuen Motor, einen Ölschlauch, einen Elektrostarter und nochmal was inklusive Rechnung in Papierform nur 33 Euro zahlte. Zum Glück war Huyen dabei, denn so zahlte ich den Einheimischen Preis und nicht den Touri-Preis.
Ich fuhr Huyen hinterher zu ihrem Zuhause. Sie lebt in einer Art Mehrfamilienhaus und hat dort ein Zimmer. Sie fragte mich, ob ich duschen will und ich freute mich total auf die Dusche. Irgendwie frech, dass man den gleichen Standard erwartet wie Zuhause, denn die Dusche suchte ich vergeblich. Hinter einer Betonmauer war ein Wasserhahn mit kaltem Wasser und eine Schüssel und damit versuchte ich zu duschen. Das Klo war ein Loch im Boden. Huyen wusch so lange ihre Wäsche von Hand im großen Waschzuber. Das Bett ist eine große Liege die sehr hart ist. Ich würde nie auf die Idee kommen mich darüber zu beschweren, denn ich habe das für eine Nacht, aber die Leute hier leben so. Da merkt man erst mal wieder, dass man auch die kleinen Dinge schätzten sollte und wie gut man es Zuhause hat.
Huyen wollte auf das Blumenfest in Hanoi von welchem der letzte Tag war. Wir liefen los und aßen was in einem netten Restaurant an der Straße. Huyen meinte, dass sie noch nie einen so guten Service dort hatte und dort sehr oft ist und dass sie sich extra Mühe geben, weil ich da bin. Die Restaurantbesitzer waren beeindruckt, dass ich mit Stäbchen essen kann und zeigten mir wie man das Tofu in die Suppe taucht.
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Dann trafen wir Huyens zwei Freundinnen die leider kein englisch können. Wir wurden gewarnt, dass es regnen sollte und Huyen dachte ich will nicht nass werden. Als ich ihr versicherte das ist kein Problem, konnte sie es gar nicht glauben. Mit zwei Rollern fuhren wir also zum chinesischen Blumenfest. Es ging quer durch Hanoi das am Sonntagabend sehr besucht war. Den Fahrtwind zu spüren und die genial beleuchtete Skyline von Hanoi zu sehen, war echt unbeschreiblich. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, was für große Sorgen ich in den letzten Stunden hatte. Alles war wie weg geblasen und ich genoss es richtig auf dem Roller hinten drauf. Hab ich jemals daran gedacht dieses Land vorzeitig zu verlassen? Meine Gedanken schweiften ab, als ich plötzlich hellwach war. Huyen hatten nicht gesehen, dass ein Auto anhält und wollte rechts vorbei und dann blieben wir zwischen Auto und Leitplanke stecken. Es tat einen Schlag und mein Herz rutschte in die Hose. Sie konnte das Motorrad gerade noch halten, bevor wir umgefallen wären. Keiner guckte, ob dem Auto was passiert ist und wir fuhren weiter als wäre nichts gewesen. Das war knapp und Huyen hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen und entschuldigte sich 100 Mal, aber mir ist gar nichts passiert. Und nein liebe Eltern: Motorrad fahren ist hier nicht gefährlich, das war nur ein dummer Zufall 😀
Ohne GoogleMaps hätte ich diesen komplizierten Weg nie gefunden, aber die Orientierung der Mädels ist super. Ein paar Mal mussten wir anhalten und nach dem Weg fragen, aber das war ok. Auf dem Festival war die Hölle los. Ich bin mir sicher in ganz Deutschland gibt es nicht so viele Roller wie hier parkten.
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Es ging durch eine enge Schleuse durch, da mussten wir zahlen und dann waren wir auf dem Gelände. Leider zu spät, denn es war halb 9 und um 9 machte es zu. Wir aßen einen chinesischen Nachtisch und schlenderten herum. Es gab viele Stände und außerdem einen Blumentunnel. Wir waren alle super enttäuscht, dass es Kunstblumen waren. Und das auf einem Blumenfest! Auf dem Fest fühlte ich mich wie ein Promi auf dem roten Teppich und das ohne Übertreibung ! Alle Leute wollten Bilder von mir und mit mir machen und ich bekam Komplimente wie hübsch ich sei. Mann war mir das peinlich ! Eine Frau drückte mir sogar ihr Baby in die Hand das gleich anfing zu schreien. Trotzdem machte sie ein Foto von dem Baby und mir. Die Mädels stritten sich drum, wer neben mir laufen darf, wer mit mir Bilder machen darf und wer meine Hand halten darf. Hier sind die Leute alle so klein und ich mit meinen 1,60m fühlte mich als Riese.
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Außerdem war alles für noch kleinere Menschen ausgelegt und ich musste mich überall ducken. Das Fest war vor einer riesigen, total schön beleuchteten Shoppingmall die sehr edel aussah. Am Fest gab es eine Absperrung um zu den Rollern zu kommen. Da es keinen anderen Weg gab, schlüpfte ich durch. Die Mädels trauten sich erst nicht, aber machten mir dann nach. Alle fanden das total witzig und lachten noch lange darüber. Pünktlich um 9 schloss alles und ich fragte mich, ob ich Zuhause eine Stunde fahren würde um eine halbe Stunde auf einem Fest zu sein, aber es hatte sich definitiv gelohnt und obwohl ich Huyen’s Freundinnen nicht verstand, hatten wir trotzdem viel Spaß. Der Rückweg war genau so schön wie der Hinweg und als wir über eine riesige Brücke über den großen Fluss fuhren, war die Skyline noch schöner. Da hätte ich auch Spaß daran: Mit meinen Freundinnen auf Rollern durch so eine coole Stadt zu cruisen. Coole Beschäftigung am Sonntag ! Außerdem fuhren wir einmal um den See den ich nur tagsüber kannte und diesen erkannte ich gar nicht wieder. Es war total schön beleuchtet und die rote Brücke erkannte man schon von weitem. Es war die Hölle los und alle waren unterwegs.
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Zurück in Huyens Zuhause, erwartete uns schon die Vermieterin. Sie wollte mir unbedingt ihren 30 jährigen Sohn vorstellen, weil sie meinte ich sei so hübsch und die perfekte Schwiegertochter. Leider konnte er kein englisch und Huyen musste alles übersetzten. Schon lustig, dass wir beide englisch als Sprache zur Kommunikation nutzen, obwohl das nicht mal unsere Muttersprache ist. Der junge, gutaussehende Mann gab mir viele Routenvorschläge, Warnhinweise und Insidertipps die Huyen alle übersetzten musste. Wir hatten viel Spaß und alle meinten ich muss vietnamesisch lernen und ihn heiraten.
Es ist echt krass, wie mir an diesem Tag klar wurde wie brutal Touristen hier abgezogen werden. Den ganzen Tag musste ich nur die Hälfte von dem zahlen was ich normalerweise bezahlt hätte und das nur, weil Huyen dabei war. Selbst die Reparatur hatte bei anderen Backpackern mit denen ich geredet habe das Doppelte oder mehr gekostet. Da hatte ich echt Glück, dass Huyen alles für mich geregelt hat.
Wir Mädels saßen noch ewig im Zimmer zusammen und dann fielen mir nach einem weiteren sehr ereignisreichen Tag die Augen zu.

Liebe Grüße von der geretteten Nadine mit der neuen Emma

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