Montag, 24.08. – Freitag, 28.08.2015
Die erste Woche auf meiner neuen Farm fing entspannt an. Ich stehe immer um 7 auf, bin aber schon früher wach, weil ich es ja gewohnt war, immer um 4 raus zu müssen. Dann gibt’s gemütliches Frühstück und um halb 8 fange ich an die Paddocks abzumisten und das erste Pferd aufs Laufband zu stellen. Matthew und Saphia trödeln immer und fangen ein bisschen später an, aber das ist auch ok.
Das Einzige was mich hier total nervt, ist die Deckenwirtschaft. Alle Pferde haben 3-6 ! Stalldecken und bis man die immer runter und wieder drauf gemacht hat, vergeht sehr viel Zeit. Bevor ich nach Australien kam dachte ich, dass die nicht mal wissen was Stalldecken sind, aber weil es hier nachts immer um die 1 Grad hat, ist das ein muss. Auf der anderen Farm hatten die Pferde 2 Decken und ich hab mich schon beschwert. Dann muss man sich auch immer die Reihenfolge merken in der diese aufs Pferd kommen und danach bekommen alle 4-Beiner noch eine Fliegenmaske auf. Manche haben zusätzlich Hufglocken und Gamaschen. So dick eingepackt ist es für mich sehr schwer die Pferde auseinander zu halten. Sie haben auch keine Namen an den Paddocks und so muss ich mir gut merken, welches Pferd wo steht.
Saphia sattelt immer die Pferde für Andrew meinen Chef der meistens mit diesen springt und Matthew und ich stellen die anderen aufs Laufband und duschen sie ab. Das nimmt den ganzen Morgen in Anspruch und um 1 oder 2 sind wir meistens fertig und können nach dem Fegen Mittag essen.
In dieser Woche hab ich mich zum ersten Mal selbst an Ratatouille versucht und es war sehr lecker. Die beiden Franzosen konnten mir gute Tipps geben, da dieses Essen ja aus Frankreich kommt.
Um 4 geht’s immer ans Füttern und wie ich schon geschrieben habe, machen wir das mit einem Quad. Ich sitze im Anhänger und Saphia fährt, was eine sehr wackelige Angelegenheit ist. Hier muss man sich auch mit den Pferdenamen ganz sicher sein, dass man jedem Pferd den richtigen Eimer gibt. Gut, dass Saphia mir da hilft. Das Schwierige ist das Rückwärtsfahren. Vor den Paddocks ist es zu schmal um umzudrehen und so werden die engen, langen Gasse mit dem Quad rückwärts durchfahren. Das Prinzip mit dem Anhänger ist gleich wie beim Pferdeanhänger, aber das kleine Quad reagiert so schnell, dass es sehr viel Geschick und Übung bedarf um es aus den Gassen zu bugsieren. Hoffentlich bekomme ich es hin, bis Saphia und Matthew gehen.
Leider hat es die ganze Woche geregnet und somit ist es sehr schwierig auf der großen Fohlenkoppel voran zu kommen. Man muss ganz dicht am Zaun fahren, dass das Quad den Berg hoch kommt und schlittert ganz schön. Normalerweise haben sie fast immer Sonnenschein, sagten sie mir. Irgendwie ziehe ich schlechtes Wetter magisch an. Diese Woche ist Sydney überflutet und es sieht dort ganz schlimm aus. Im TV kommt nichts anderes mehr. Die Naturkatastrophen verfolgen mich. Erst der kälteste Winter in Australien seit 18 hundert was weiß ich und nun Überflutungen überall.
Ich habe nun auch meine Chefin Jenny kennen gelernt die sehr nett ist. Jenny ist super ordentlich und genau und hat uns viele Zusatzaufgaben gegeben, was und wo wir putzten sollen und was wir immer bei jedem Pferd machen müssen, dass es perfekt aussieht. Sie ist sehr aktiv und flitzt wie ein Wirbelwind durch die Gegend um alles sauber zu machen und kontrolliert, ob wir das Richtige tun. Andrew ist da das totale Gegenteil, sehr ruhig und sagt nicht viel. Jenny ist aber nur sehr selten da, weil sie ja Reitunterricht in ganz Australien gibt.
An einem Tag war die Aufgabe das ganze Heu auf den Paddocks zusammen zu rechen und einzusammeln. Ich war sehr überrascht, als Jenny uns dabei half und tatkräftig mit an packte. Obwohl die beiden um die 60 sind, machen sie sehr viel selbst und arbeiten hart. Davor habe ich großen Respekt.
Jenny und Andrew züchten auch ein bisschen und wenn sie Fohlen haben, wird früh mit diesen trainiert. Das ist gut, damit man sie leichter einfangen kann, wenn z.B. mal der Tierarzt kommen muss. Das neue Fohlen steht also nun auf einem Paddock und ich durfte es trainieren. Das habe ich ja schon bei Tom auf der Farm gelernt. Hier nimmt man ein bisschen Futter in die Hand, lässt das neugierige Fohlen her kommen und läuft dann weg, sodass es hinterher läuft. Dann streichelt man es und schnappt sich das lange Seil das immer am Halfter befestigt ist. Ich führe es dann aus dem Paddock, binde es am Anbindeplatz fest und klopfe es mit dem Handtuch ab, sodass es sich an Berührungen gewöhnt. Die ersten paar Tage konnte man das Kleine noch nicht mal einfangen, aber mit jedem Tag sah man einen Fortschritt. Nun kommt es schon immer auf mich zugetrabt und steht da wie ein Profi, wenn ich mit dem Handtuch komme. Für mich eine sehr schöne Erfahrung und es macht viel Spaß mit einem Fohlen zu trainieren.
Da hier alles und somit auch der Supermarkt sehr weit weg ist, habe ich beschlossen den Wocheneinkauf auf alle 2 Wochen zu beschränken. So war mein Einkaufswagen propevoll, als ich ins 25 min. entfernte Glenorie fuhr.
Freitags mussten wir allen 7 Pferden die Samstags aufs Turnier gehen ein „Showshampoo“ geben. Erst werden die Pferde komplett nass gemacht, dann einshampooniert, dann Mähne und Schweif mit Spülmittel gewaschen, dann weiße Stellen mit Teppichreiniger geputzt, dann das Shampoo raus gespült, dann der Schweif verlesen, dann das Pferd abgetrocknet, dann die Hufe gewaschen und eingeölt, dann mit Menschen-Anti-Frizz-Gel die Mähne glatt gezogen, dann mit Bodenpolitur der Schweif gut eingesprüht und eingeflochten und dann mit dem Rasierer die Haare an Ohren und Beinen getrimmt. Zu guter Letzt wird jedes Pferd vier Mal einbandagiert und bekommt die frisch gewaschenen Decken wieder drauf. Das nimmt bei so vielen Pferden unglaublich viel Zeit in Anspruch und man ist hinterher nasser als die Pferde. Gut, dass ich in weiser Voraussicht meine Regenjacke angezogen hatte. Freitags gings früh ins Bett um fürs Turnier fit zu sein.
Liebe Grüße von der neuen Farm
Nadine
Laufband (walker)
Fohlen