Donnerstag, 30.06.2016
Es war 5 Uhr morgens, als der Bus nach 560 km anhielt und uns gesagt wurde, dass wir aussteigen sollten.
Da befanden wir uns mitten im nirgendwo. Eigentlich hatten wir es uns fast schon gedacht, dass es mal wieder so laufen würde, obwohl uns der Ticketverkäufer gesagt hatte, wir würden in die Stadt gefahren werden. Wie immer stand schon ein Minivan für uns bereit. Der Fahrer wollte uns sage und schreibe 5$ pro Person abknöpfen, was hier total viel ist. Jetzt fragt sich bestimmt manch einer, was wir denn wegen solchen Beträgen groß rum machen. Erstens geht es ums Prinzip und zwar darum, dass wir uns nicht abzocken lassen und zweitens macht Kleinvieh auch Mist und wenn man jedes Mal so viel zahlt, dann geht das irgendwann sehr ins Geld und wir reisen alle auf einem Budget. Also sind wir los gelaufen, um ein anderes Taxi zu suchen, denn bis in die Stadt waren es über 40 km. Es war noch ein Pärchen von England da, die zufällig ins gleiche Hotel mussten.
So versuchten wir andere Vans anzuhalten, aber leider ohne Erfolg. Wir liefen immer weiter und waren genervt von dieser Masche der Busunternehmen oder von wem das auch immer aus geht. Für den Bus hatten wir nämlich auch schon 25$ hin geblättert.
Endlich hielt ein Van der voller Leute war. Dieser ist kein offizielles Taxi, aber die Leute die alle von der gleichen Firma waren, nahmen uns mit. Bis das ganze Gepäck in den vollen Bus gequetscht war, dauerte es und einige der Leute mussten auf dem Dach Platz nehmen, aber es geht alles. Nach ca. 20 km stoppte dieser Bus und jeder von uns zahlte 1$. Nun ging die Suche nach einem anderen Taxi erneut los. Lena und die Engländer fanden beide jeweils ein anderes Taxi und nun standen wir in der Mitte. Wir wollten erst mit dem einen Taxi mit, aber dann stritten sie sich um uns und gingen mit dem Preis immer mehr runter. Wir quetschten uns zu 6. in ein 4 Personen Taxi und Lena lag quer über den anderen. Ich entschied mich für den Kofferraum wo das ganze Gepäck drin war.
Wir freuten uns, als die Fahrt vorbei war und zahlten jeder 1$. Na also geht doch auch günstiger !
Zum Glück hatte unser Hotel Bagan Nova Erbarmen mit uns und ließ uns schon einchecken. Mir wurde sogar wieder mein Koffer die Treppe hoch getragen. Wir hatten zwei Zimmer mit Einzelbetten und die Zimmer hier sind schön und sauber und es gibt ein richtiges Bad mit richtiger Dusche – yippi!
Wir legten uns nochmal für ein Schläfchen hin und trafen uns dann zum Frühstück. Fast neben dem Hotel wurden wir fündig und hatten ein sehr leckeres Essen (ohne Reis).
Vom Städtchen Bagan (historische Königsstadt) waren wir alle ziemlich enttäuscht. Wir dachten es sei eine Stadt wie Yangon, aber statt dessen war es nur ein sehr kleines Kaff wie die anderen Orte an denen wir bereits waren. Bagan ist vor allem für seine Tempel bekannt, von denen es hier über 3.000! gibt. Bagan ist eine der größten archäologischen Stätten in Südostasien. Es ist unterteilt in New-, und Old-Bagan (Neues-, und Altes-Bagan). Im alten Teil wohnen vorwiegend die Burmesen und alles ist traditionell und im neuen Part sind vorwiegend die Hotels und die Touristenrestaurants. Viele vergleichen die Tempel in Bagan mit Angkor Wat in Kambodscha.
Die einfachste, coolste und günstigste Methode die Tempel zu erkunden ist, sich ein Elektrobike auszuleihen. Diese findet man an jeder Ecke und überall wird mit kostenlosem waschen der Wäsche geworben, wenn man ein Bike mietet. Da unsere Wäsche das wieder nötig hatte, gaben wir sie gleich ab. Für sage und schreibe 4$ bekamen wir ein Bike für zwei Tage und unsere Wäsche gemacht. Normalerweise wäre das Waschen allein schon teurer gewesen. Die eBikes sehen aus wie Roller, aber sind batteriebetrieben und fahren max. 40 km/h. Als Tourist ist es in Myanmar nämlich wegen der Unfallgefahr nicht erlaubt einen Roller zu fahren.
Für mich ein gutes Zeichen: Lena wagte sich wieder bei mir mitzufahren.
Unterwegs trafen wir viele andere Touris mit eBikes. Es war total spaßig mit diesen langsam Krücken rum zu bummeln und man konnte sich alles genau anschauen. Man weiß gar nicht so recht welche Tempel man sich anschauen soll, denn es gibt so viele davon. Sie sind einfach überall: Am Straßenrand, sehr weit abseits und direkt in dem Städtchen drin.
Wir waren gerade in einem kleinen Dörfchen als Biancas Bike den Geist aufgab. Wir mussten die Leute von der Vermietung anrufen (zum Glück stand die Nummer auf dem Bike). Ein Burmese versuchte dem Vermietungsmensch zu erklären wo wir gerade sind. Nach 10 min. kam einer, wechselte die Batterie und weiter ging`s.
Wir hielten an ein paar größeren Tempeln und waren nicht überrascht, dass in jedem von diesen ein Buddha saß. Teilweise sind die Tempel sehr dreckig und vermüllt und wie immer muss man barfuß rum laufen. Wir trafen einen Burmesen der an einem Tempel wohnt und er zeigte uns stolz seine Malereien die er im Tempel vorgenommen hat. Er stellte eine sehr instabile Bambusleiter an die Tempelwand und sagte wir können hoch. Das war alles andere als ungefährlich und eine Stufe war schon halb gerissen. Da wird einem ganz anders, wenn man da hochklettert, aber man wird mit einer coolen Aussicht belohnt. Wir kletterten wieder runter, verabschiedeten uns nett und weiter ging`s.
Zu den ganz großen Tempeln gingen wir nicht, denn die kosten 25$ Eintritt, was mal wieder viel zu viel ist. Das war keiner von uns bereit zu zahlen, aber alle Tempel wo wir hin sind waren kostenlos und kein Mensch dort. Über 2.000 der Tempel haben gar keinen Namen.
Wir trafen während dem Fahren einen jungen Mann der sagte er zeige uns einen Geheimtipp. Wir folgten ihm mit den Bikes über Stock und Stein, Sandwege und Holperpisten bis wir an einen abgelegenen Tempel kamen. Innen gab es eine Treppe wo es stockdunkel war. Diese kletterten wir hoch und Lena haute sich gleich mal den Kopf an, aber zum Glück hatten wir alle noch unsere Helme auf und so war es halb so schlimm. Draußen mussten wir an einer Ziegelsteinwand hochklettern und hatten den besten Ausblick über viele andere Tempel. Der junge Mann erzählte uns viel und sagte, dass er nie in der Schule war, weil seine Eltern kein Geld hatten. Wir erfuhren, dass nach einem schweren Erdbeben die Spitzen neu auf die Tempel gemacht werden mussten. Unser „Guide“ würde Bilder malen um Geld zu verdienen und fragte ganz schüchtern, ob er uns seine Bilder zeigen dürfe. Die waren echt schön und er malt mit Naturfarben. Dafür nimmt er verschiedene Pflanzen als Farbe und Baumwolle als Untergrund.
Es war noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang und leider kannten den „Geheimtipp“ noch mehrere denn es kamen noch ein paar andere Backpacker die auch alle einen Einheimischen dabei hatten. Wir fragten uns, ob die Geld von uns wollen oder wir ein Kunstwerk kaufen sollten oder warum der junge Mann und die anderen das machten.
Der Sonnenuntergang war nicht gerade spektakulär, denn es waren wieder viele Wolken am Himmel, aber es war es trotzdem Wert es anzuschauen. Im Sommer fahren hier viele Heißluftballons mit den Touristen, wovon es das meist bekannte Bild von Myanmar gibt. Leider hatten wir Pech und jetzt in der Regenzeit gibt es keine Heißluftballons.
Wieder sicher runter geklettert, wollte unser „Guide“ uns seine Kunstwerke verkaufen. Keiner von uns wollte 15$ aufbringen und beleidigt zog der Nachwuchskünstler ab. Wir rannten hinterher und gaben ihm 2$ Trinkgeld für seine Mühe. Diese wollte er nicht annehmen, aber wir ließen nicht nach.
Auf dem Rückweg hielten wir an einem guten Restaurant und wurden alle sehr satt. An diesem Abend konnte man mit uns nicht mehr viel anfangen, weil wir alle noch total müde von der langen, anstrengenden Reise waren.
Als Lena und ich zurück ins Zimmer kamen, machte Lena einen Satz zur Seite. Eine riesige Huntsman Spinne saß unschuldig auf unser Wand. Lena die keine Spinnen mag, war schneller aus dem Zimmer draußen als ich gucken konnte und ich versuchte das Tier wieder einzufangen. Leider war sie so schnell, dass ich sie nicht fangen konnte. Lena holte die Jungs von der Rezeption die gleich zur Stelle waren. Dem jungen Burmesen der vielleicht gerade mal 16 war gelang es auch nicht. Zwei andere junge Mädels kamen mit einem Besen dazu. Ich warnte eindringlich, dass keiner die ungefährliche Spinne töten solle. Die Spinne krabbelte auf den Besen, aber war dort genau so schnell wieder unten und verkroch sich hinter dem Bett. Die drei Jungen Leute und ich lagen in der Zwischenzeit fast auf dem Boden vor lachen. Ich filmte die wilde Verfolgungsjagd und es wurde immer interessanter. Sie mussten das halbe Zimmer auseinander nehmen und letztendlich fing der Junge das Krabbeltier mit einer Plastiktüte ein und setzte sie vor die Tür. Lena musste ich versprechen den Raum auf Spinnen abzusuchen bevor sie wieder rein kam. Als die Luft spinnenrein war konnten wir schlafen.
Liebe Grüße von Bagan
Nadine