Country-Music, my first race, Flachswickel and journey to the hospital

Mittwoch, 25.11. – Mittwoch, 02.12.2015

Mit der Familie guckte ich an einem Abend eine TV-Dokumentation an. In dieser ging es um Tom, einen der fünf Brüder meines Chefs. Der reitet Pferde ein, kümmert sich um Problempferde und ist damit sehr erfolgreich. Er hatte seine Farm immer neben James` Farm, aber ist dann nach Westernaustralien gezogen. Die Reportage war total gut und es war absolut faszinierend, wie er mit den Problempferden arbeitet und diese nach kurzer Zeit wieder in den Griff bekommt. James erzählte mir, dass das auch tatsächlich so ist und nicht vom TV-Sender beschönigt wird. Die ganze Zeit über hatte ich Gänsehaut. James sagte ich kann seinen Bruder gerne fragen, ob ich irgendwann für ihn arbeiten darf. Er hat wohl immer viele Backpacker bei sich auf der Farm.
An einem anderen Abend guckten wir youtube-Videos von dem gleichen Bruder. Er ist auch Country-Sänger und hat eigene Musikvideos. Die Musik ist richtig gut und mittlerweile bin ich ein kleiner Countryfan geworden (aber psst 😉 ). Die Kinder können alle Texte in- und auswendig mit trällern. Hier ein paar Videos:

Da sitzt er auf nem Pferd

Das Video ist auf der Farm vor 8 Jahren entstanden:

 

Meinen Chef hab ich das erste Mal ein wenig arg angenervt kennen gelernt. Als ich eine Stute aus der Box holte, blieb diese mit ihrem Bein am Schlauch hängen, geriet in Panik und riss fast den Wasserhahn mit ab. Mich stört es sowieso, dass der Schlauch immer vor den Boxen rum liegt und obwohl ich ja nix dafür konnte, dass der da im Weg ist, machte er mich ein wenig dumm an. Gut nur, dass er nie laut wird und auch nicht gemein. So war das schnell wieder vergessen.
Ich schob es schon lange vor mir, aber diese Woche hatte ich endlich Zeit zu backen. Dazu hatte ich in der Woche davor schon einen Versuch gestartet, aber kein Rührgerät gefunden und laut Rezept sollte ich die Butter schaumig schlagen. Diesmal wusste ich, wo dieses ist, aber es hatte nur einen Rührstab. So wurde das nix mit der Butter. Niedergeschlagen gab ich auf. Als ich nach ein paar Stunden wieder ins Haus kam, hatte sich mein Problem von selbst erledigt. Es war so warm, dass die Butter schwamm. Da die Aussis keinen Hagelzucker haben, musste es mit normalem Zucker gehen. Mein Teig war irgendwie doof und beim Rollen fielen die Dinger immer auseinander. Aus ein paar Rollen machte ich richtige Zöpfe und die anderen wurden einfach nur längliche Teile, weil ich keine Lust und Zeit mehr hatte es wie richtige Flachswickel aussehen zu lassen. Der Familie haben sie trotzdem sehr gut geschmeckt.
An einem Tag musste ich sehr früh aufstehen, weil wir früher als sonst zum Track sind. Da die weibliche Jockey nicht da war, ist James selbst ein paar Pferde geritten. Das war sehr interessant zu sehen. Da James Frau nicht da war, mussten die Kinder mit. Die drei verhielten sich sehr vorbildlich und spielten die ganze Zeit lieb miteinander. Danach brachten wir sie noch mit dem Pferde-LKW in die Schule und alle Kinder kamen um den Truck zu sehen. Auch der Direktor ließ es sich nicht nehmen zu kommen und mit uns zu reden.
Am Mittwoch fuhr James mit seinem besten Pferd zum Rennen. Ich wollte wetten und meldete mich im Internet an. Leider ist das nicht so einfach. Bei Begriffen wie: „Trifecta“ „Quinella“ „Exacta“ usw. blickte ich nicht durch. Das Einzige was ich wollte, ist zu wetten, dass unser Apfel gewinnt. Ein paar Leute fragte ich und benutzte google, aber stieg trotzdem nicht durch. Zum Glück. Ich saß ganz aufgeregt vor dem Fernseher als das Rennen begann. Leider war Apfel irgendwie nicht in Topform und wurde nur Drittletzter.
Ein paar Tage vor den Rennen muss James den Pferden immer eine Salzlösung einflößen. Dazu schiebt er einen langen Schlauch durch die Nase und füllt mit einem Trichter die Flüssigkeit in den Magen. Das sieht sehr ekelig aus und ist bestimmt nicht angenehm. Die Pferde lassen es sich aber immer normalerweise lieb machen. Der Sinn ist, dass die Sportler viel trinken und genug Wasser im Körper haben. Außerdem bekommen sie ein paar Tage vor dem Rennen kein Heu, sodass sie leichter sind und bleiben in den Boxen um genug Ruhe zu haben. Beim Rennen kommt es also auf das kleinste Detail an.
Der spannendste Tag war für mich definitiv der Samstag. Mein Chef fragte mich, ob ich mit seinem Bruder aufs Rennen will. Er ist mit einem Pferd auf ein anderes Rennen gefahren und sein Bruder Lori sollte mit seinem Pferd und mit einem von James nach Gympie fahren. Natürlich fand ich die Idee perfekt und war sofort dabei. Meine Rennlizenz kam gerade noch pünktlich am Freitag.
Ich hatte einen total lustigen und spannenden Tag und Lori ist super cool drauf. Er versuchte während der insgesamt 4 stündigen Fahrt Deutsch zu lernen, kaufte mir was zu Essen und zu Trinken auf dem Rennen und wir verstanden uns super. Weil mich einige Leute darum gebeten haben, habe ich exklusiv für euch ein Video von dem Tag gemacht. Sobald es fertig ist, stelle ich hier den Link ein. Abends machte ich mir noch Pfannkuchen.
Dann hatte ich viel Pech. Als wir vom Rennen kamen war noch alles ok, aber im Laufe des Sonntags wo James nicht da war, fing es an: Mein linker Fuß tat weh. Eigentlich habe ich nichts gemacht, ihn nicht überbelastet oder sonstiges. Als ich am Montag aufwachte, dachte ich er fällt ab. Die linke Außenseite war angeschwollen und hämmerte wie verrückt. Ans Laufen war nicht zu denken. Dumm auch: Mein Chef musste den ganzen Tag in der Schulkantine helfen und hatte eigentlich keine Zeit auf der Farm alles allein zu machen. Hilft ja nix. So schickte er mich ins Krankenhaus.
Was tut man nicht alles für seine Leser: Erst habe ich ein Krankenhaus in Thailand, dann eins in Malaysia, danach eins auf Bali und jetzt eins in Australien für euch getestet. Mein Körper hat sich nun auch seit Juli nichts mehr einfallen lassen und nun wurde es halt mal wieder Zeit. Langweilig kann jeder, aber mein Körper braucht Abwechslung.
Als ich im Krankenhaus von Kingaroy um halb 6 morgens ankam, fand ich es leer vor. Die Dame an der Rezeption gab mir einen Wisch zum Ausfüllen und ich war noch nicht mal fertig als sie mich fragte, ob ich eine „Medical-Card“ hätte. Nein, ich bin von Deutschland, meine Antwort. Sie hätte schlechte Nachrichten. Ich müsse 560$ im Voraus zahlen, bevor ich überhaupt den Doc sehen kann. Nein, das wollte (und konnte) ich definitiv nicht aufwenden. Zumal ich mir ja nicht mal sicher war, ob ich das von meiner Versicherung wieder bekommen würde.
Nächster Versuch dann in einer Arztpraxis. Die 2 und halb Stunden bis diese aufmachte, verbrachte ich im MC. Leider würden diese keine Patienten annehmen, so die Aussage. Eine weitere halbe Stunde später machte die andere Praxis auf, wo ich direkt vorbei fuhr. Ich saß 15 Min. vor dem Ärztehaus, aber niemand war anzutreffen. Als ein Mann kam, fragte ich nach einem Termin. Dieser fragte was ich denn hätte und meinte dann, dass ich bei ihm mit meinem Problem falsch wäre. Die Arztpraxis sei umgezogen. Ich wollte gar nicht wissen, für was ich dort einen Termin bekommen hätte. An der Türe hingen jedenfalls haufenweise Poster mit Hilfe zu Drogenproblemen. Netterweise leitete der Mann mich mit seinem Auto voran zur richtigen Adresse. Trotz Schmerzmitteln hatte ich krasse Schmerzen und humpelte zum dritten Versuch. Die nette Empfangsdame die Dressursiegerin in Queensland ist, arbeitet nebenher auch auf einer Pferdefarm und erzählte mir von der deutschen Backpackerin dort. Glücklicherweise gab sie mir für 11 Uhr einen Termin. Endlich. Die 2 Stunden verbrachte ich im Einkaufszentrum und ging (humpelte) einkaufen, wobei ich viele mitleidige Blicke erntete.
Um 15 nach 11 kam ich schon dran und durfte zu einer indischen Ärztin ins Zimmer. Sie guckte nur kurz drauf, tastete meinen Fuß nicht mal ab und meinte es sei eine große Entzündung und mein Fuß ist geschwollen. Aha, das bringt mich zwar nicht weiter, aber sie verschrieb mir Entzündungshemmer. Für 12$ entstand ich diese in der Apotheke. Die Ärztin gab mir eine Krankmeldung für 2 Tage und ich musste 88$ in Bar zahlen. Außerdem solle ich die nächsten Tage auf Krücken laufen, viel kühlen und den Fuß hoch lagern.
Mit Schmerzen fuhr ich zurück zur Farm (zum Glück ist es der linke Fuß und mein Auto ist Automatik). Mein Chef war froh, dass ich noch einen Termin bekommen habe. Den ganzen Tag lag ich im Bett mit hoch gelagertem Fuß und hoffte auf die Wirkung der Schmerzmittel.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte war klar: Arbeiten ist nicht ! Die Schmerzen waren selbst im Liegen fast nicht auszuhalten, der Fuß pochte wie verrückt und dazu fühlte es sich an als brenne ein Feuer in meinem Magen, weil ich vergessen hatte die Tablette am Vortrag mit Essen einzunehmen. So litt ich den ganzen Tag vor mich hin. Außerdem habe ich nicht mal Empfang oder Internet im Container und es war langweilig. Als ich abends zum Essen ins Haus der Familie kam, eröffneten diese mir, dass sie in den Pub gehen wollen. Na super, dachte ich: Jetzt muss ich auch noch mit diesen Schmerzen was kochen. Schlechtes Timing. Ich fühlte mich hilflos. Da mir sowieso nicht nach Essen war, ließ ich dieses aus. Mit dem Auto fuhr ich wieder zurück zum Container. Eigentlich laufe ich, weil es nur ein paar Meter sind, aber auf einem Bein hüpfend, würde es mir endlos vorkommen. Es hatte die letzten beiden Tage unaufhörlich geregnet und alles war matschig. Mein Auto und ich drifteten ungewollt auf der Koppel rum. Ich hatte nur einen Flip-Flop an und wollte auf einem Bein die eine Stufe vor meinen Container hoch hüpfen. Dummerweise steckte ich mit dem Flip Flop im Matsch und als ich hoch sprang, blieb dieser stecken. Schade (oder zum Glück), dass die Szene niemand gefilmt hat. So landete ich nämlich im Matsch und sah aus wie ein Schwein. Noch nie hab ich mich so hilflos gefühlt. Wie ein Marienkäfer auf dem Rücken saß ich so im Matsch und fluchte. Das Aufstehen war eine Kunst, weil ich den einen Fuß vor Schmerzen nicht mal abstellen konnte. Einbeinig stand ich nach dem Dilemma in der Dusche und versuchte die Sauerei weg zu waschen. Ohne Duschkopf brauchte ich eine Weile um den resistenten Matsch weg zu bekommen. Alles war voll: Das Bad, mein Schuh, der Boden und meine Hose.
Am nächsten Morgen war zumindest mein Magen wieder gut und die Frau von James war so nett und hatte mir Krücken organisiert. Eine Mama vom Dorf gab diese ihrem Kind in den Bus mit und das schmiss diese einfach an unserem Haus raus. Sehr praktisch und sowas geht auch nur auf dem Dorf. Zummindest brauchte ich dann mein Auto nicht mehr um zum Abendessen im Haus zu fahren. Obwohl die Krücken zu groß waren und ich im Matsch Probleme hatte.
Ja, jeder hat mal ne schlechte Woche und diese war meine.

Schmerzliche Grüße
Nadine

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Das verschenken die Kinder in der Schule

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Auf dem Rennen

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Pfannkuchen

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mein Fohlen

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Flachswickel

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Früh aufstehen

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Pferdewetten im Internet

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So siehts im TV aus

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Salzlösung einflößen

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Paddocks

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Meine Rennlizenz

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Das Pferd das in die Box eingebrochen ist

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Wombat und der Hahn

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Skypen mit meinem Hund Lucky

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Kater Smoky in der Wäsche

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Der Himmel sieht nicht real aus

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dicker Fuß

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Kingaroy Krankenhaus

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Arzt alias Suchtstelle

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Arztpraxis

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MC Donalds Frühstück

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