4 hours to go. Border Vietnam to Cambodia

Mittwoch, 08.06.2016

Als ich aufwachte, schien die Sonne und es war ein herrlicher Tag. Es war halb 8 und GoogleMaps sagte mir, dass wir bereits in Ho Chi Minh wären. Nach ein paar Minuten Stadtgegurke kamen wir am Busbahnhof an. Davor hatte ich einen Anruf auf vietnamesisch bekommen, dass mein Bike bereit zur Abholung wäre – Gott sei dank ! Der zweite Busfahrer übersetzte mir dies.

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Die Busfirma sieht mehr aus wie ein großes Paketlager und die Nachtbusse nehmen auch immer Päckchen mit. Keine Ahnung wo ich hin musste und helfen wollte mir keiner. Ein nettes Mädel sah meinen ratlosen Blick und sie konnte zum Glück englisch und half mir. Ich musste meine Namen auf einen Zettel schreiben, in eine Box werfen und wurde dann aufgerufen. Die Box machte keinen Sinn, denn es kamen ja immer mehr Zettel drauf und die Beamten zogen die Zettel von oben. Als ich an der Reihe war, ging das Mädchen mit mir mit und ich stand in einem großen Lagerraum. Nach ein paar Minuten wurde mir tatsächlich Emma hergeschoben. Ich konnte es nicht glauben, dass es geklappt hat, denn hier darf man nichts als selbstverständlich ansehen. Nur denken die Vietnamesen nicht so gut mit. Ein braunes Klebeband klebte quer über dem Sitz und trotz rubbeln, bekamen es die Männer nicht mehr gut weg. Außerdem: wie hätte es anderes sein sollen? fehlte mein Spiegel ! Da ich ziemlich genau 10 Min. später den ersten Interessenten für mein Motorrad hatte und das sehr doof aussieht, machte ich Druck. Drei Busfahrten, jedes Mal ist was anderes kaputt und jedes Mal bezahle ich die Reparatur. Keiner fühlte sich verantwortlich, aber ich gab nicht nach. Endlich kamen sie mit einem anderen Spiegel der zwar nicht meiner war, aber besser als nichts. Total provisorisch schraubten sie ihn fest und er wackelte wie Kuhschwanz. Ich war unter enormen Zeitdruck, weil ich den Interessenten versprochen hatte gestern schon da zu sein was ja nicht ging und sie heute schon auf Tour wollten. Außerdem hatte ich sage und schreibe 4 Stunden um mein Motorrad zu verkaufen, meinen Reisepass bei der Behörde abzuholen, meine deponierten Klamotten bei Jodie abzuholen und ein Busticket um halb 1 nach Phnom Penh zu buchen. Knappe Sache. Nach der Spiegelsache fuhr ich los, aber kam nicht weit. Mein Motorrad ließ sich nicht mehr schalten. Kein bisschen! So drehte ich um und hieß die Angestellten alles. Selbst wenn sie kein Englisch verstehen, mir doch egal ! Sie guckten mich alle mit großen Augen an und als der eine mit mir zur Werkstatt ging erklärte ich ihm, dass ich keinen Cent dafür zahlen würde. Das Problem war, dass sich der Schalthebel in den Seitenständer gerammt hatte (beim Transport). Mit Hammer und Meißel stand der Mechaniker 10 Min. da und musste alle Kraft aufwenden um es wieder hinzubekommen. Der Mensch vom Busunternehmen zahlte es und ich war viel zu spät dran.

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Zumindest wurde dieses Mal mein Sprit drin gelassen und das Hostel des Interessenten war nur 10 Min. weg. Somit fand ich mich das erste Mal im unglaublichen Verkehr von Ho Chi Minh City wieder. Wie überall in Vietnam gilt auch hier die Devise: Wer bremst hat ein Problem. Also einfach fahren ohne Rücksicht auf Verluste und nicht schauen. Das klappte gut und irgendwann fand ich das Hostel der Jungs. Ho Chi Minh ist mit großem Abstand die Stadt mit dem chaotischsten Verkehr in Vietnam (oder in der Welt).

Tanken in Vietnam

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Der eine Typ brauchte ewig bis er vors Hotel kam und der andere kam gar nicht mit. Da der 19 jährige Engländer noch nie zuvor ein Motorrad gesehen hat, geschweige denn eins gefahren ist, konnte er nicht viel sagen. Probefahrt war also auch nicht. Er guckte Emma an, ich erklärte ihm alles und er fragte, ob wegen dem Wechselkurs auch 290 statt 300$ okay wären. Ja wie? Kann das denn wahr sein? Kann ich denn schon wieder so viel Glück haben? Gibts das? Andere Leute versuchen wochenlang ihre Bikes zu verkaufen, müssen sie dann an Mechaniker verschleudern und ich hab 4 Stunden Zeit und der erste Interessent nimmt es. Das beste: Ich habe 200$ bezahlt und 290$ bekommen. Zwar habe ich auch viel reingesteckt, aber bin im Endeffekt einmal kostenlos 4 Wochen durch Vietnam gefahren. Mit dem Bus zahlt man pro Fahrt ja schon 20-30 $ egal wohin. Erst mein Auto in Australien mit dem ich Null auf Null raus komme, dann mein Motorrad in Australien mit dem ich Geld gut mache und nun das ! Ich sollte Fahrzeughändlerin werden.

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Der Freund von dem Motorradkäufer war nun auch gekommen und zusammen gingen wir frühstücken. Nun hatten beide ein Motorrad, überhaupt keine Ahnung wie man es fährt und wollten sofort los fahren. Auf meine Fahrstunden verzichteten sie. Das Frühstück war witzig, ich wünschte den beiden viel Glück und war super traurig meiner Emma (Lemon) ein für alle Mal tschüss sagen müssen. Es war eine coole Zeit die ich nicht missen will, trotz 14 maligem Werkstattbesuch. Ich verkaufe sie nun in dem Zustand wie ich sie gerne gekauft hätte.

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Schnell stoppte ich ein Taxi und ließ mich zur Behörde fahren, zu der ich vor einigen Tagen meinen Reisepass geschickt hatte. Das war mir gar nicht recht gewesen, weil man ja nicht weiß was die damit machen, aber da ich drei Tage länger hier bleibe als mein Visa es erlaubt, hatte ich keine Chance. Leider erfuhr ich erst später, dass das eine Woche zum Verlängern dauert und ich ja heute gehen muss. So musste ich den Pass unbearbeitet wieder holen und alles war umsonst. An der Grenze müsse ich eine Strafgebühr von 10$ am Tag zahlen (somit 30$ insg.) und bei der Verlängerung wären es 35$ gewesen. Also bin ich jetzt günstiger dran. Der Taxifahrer wartete und brachte mich schnell zu Jodies Haus. Diese war arbeiten, aber ihr Security wusste Bescheid und die Putzfrau ließ mich rein. Alles war noch da, aber ich erschrak wie viel das ist. Wo um Himmels willen soll ich das hin packen? Der Taxifahrer lachte mich aus als ich mit dem ganzen Gepäck zurück kam. Das passte fast nicht in den Kofferraum. Über das Internet buchte ich ein Ticket nach Phnom Penh für 19 $ mit dem Unternehmen Giant Ibis. Diese holten mich an einem Hostel ab zu dem ich mich vom Taxifahrer bringen ließ. Mitten auf der Straße saß ich dann und versuchte mein Gepäck umzuräumen und irgendwie unterzubekommen. Bestimmt ein Bild für die Götter und ich zog viele Blicke auf mich. Ein Vietnamese der da stand wollte mir helfen, aber ich dachte er will was klauen. Als ich merkte, dass es der Security ist, ließ ich mir gerne helfen und wir schafften es irgendwie mit viel Gewalt den Rucksack zu schließen. Trotzdem hatte ich nun einen großen und zwei kleine Rucksäcke, eine volle Tüte, einen Hut, meinen Helm und eine kleine Tasche. Woher kommt das alles? Das muss schnell aussortiert werden.

Kaputt

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Der Grenzübergang mit dem Bus von Ho Chi Minh (Vietnam) nach Phnom Penh (Kambodscha)
Ich hatte Horrorstories in Blogs gelesen, Leute hatten mir abgeraten, die Unfallstatistiken nichts Gutes verraten und es gibt die abenteuerlichsten Geschichten vom Grenzübergang. Da ich aber nicht 100$ oder mehr für einen Flug ausgeben wollte, bereitete ich mich seelisch und moralisch auf das Schlimmste vor.
Zu Fuß wurde ich vom Eco Hostel von einem Mann abgeholt und wir liefen zum Bus.
Der Reisebus Bus Giant Ibis ist einer der besten und man zahlt zwar mehr, bekommt aber auch mehr. Man hat sehr viel Platz, der Bus ist groß, es gibt Steckdosen an jedem Sitz, eine Leselampe und sogar kostenloses WLAN. Außerdem wurden 2 Croissants, ein süßes Stückchen und eine kleine Flasche Wasser verteilt und es wird mit Anschnallgurten geworben. Mit an Board war ein englischsprachiger Tourguide der uns alles erklärte. Die Fahrt sollte 7 Stunden dauern und wir würden zweimal anhalten. Leider gab es im Bus keine Toilette und die Steckdosen waren sehr wackelig, aber die Klimaanlage war sehr gut. Wir waren in dem großen Bus nur ca. 15 Leute und hatten allen Platz der Welt.

Als ich im Bus saß konnte ich überhaupt nicht glauben, dass ich das alles in 4 Stunden geschafft hatte. Wie ist mir ein absolutes Rätsel und ich hatte mir schon Tage vorher den Kopf darüber zerbrochen. Mir fiel ein großer Brocken vom Herzen.
Der erste Stopp war nach ca. 2 Stunden zur Ausreise aus Vietnam. Wir mussten im Vorfeld ein Ausreiseformular ausfüllen und unsere Pässe beim Guide abgeben. Wir wurden aufgefordert unsere Wertsachen mitzunehmen und geschlossen in das Gebäude zu gehen. Keiner außer unserem Bus war da und es ging sehr schnell. Nacheinander wurden unsere Namen aufgerufen, wir kamen nach vorne und bekamen einen Ausreisestempel. Bei mir machten sie ein Drama wegen meiner Visa-Überziehung und der Tourguide fragte mich viele Fragen und warum ich das denn gemacht hätte. Ich erklärte ihm, dass ich Vietnam so mag. Dumme Frage. Er war richtig genervt. Zum Glück war es wirklich damit getan, dass ich die 30$ bezahlte und dann durfte auch ich das Land verlassen.

Bilder an der Grenze allerstrengstens verboten. Darauf wurde ich oft hingewiesen

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Wir fuhren noch eine weitere halbe Stunde bis wir die Grenze zu Kambodscha erreichten. Diese macht um 18 Uhr zu, aber bis dahin war noch viel Zeit. Hier dasselbe Spiel: Wir waren die Einzigen, mussten in verschiedenen Reihen anstehen und da ich bereits vorbildlich mein eVisa beantragt hatte kam ich gleich dran und zahlte auch nichts mehr, weil das alles online ging. Hier erneut Tam Tam. Wegen meinem Umlaut in meinem Nachnamen (ä), dachte der unfreundliche Mensch am Schalter da wäre ein Rechtschreibfehler. Damit machen die keine Witze. Mit Händen und Füßen und deuten auf seine Tastatur versuchte ich ihm die Geschichte mit ae anstelle von ä zu erklären, aber er verstand das nicht. Bin ich hier die erste mit einem Umlaut im Namen? Dieses Problem hab ich aber öfter, ich bin’s gewohnt. Nach einer Ewigkeit kam er wieder und ich bekam endlich den Einreisestempel. Auch der Guide war wieder nicht gut auf mich zu sprechen.

Wieder Bilderverbot – mir egal !

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Im Internet stand, dass man sein ganzes Gepäck zur Kontrolle über die Grenze tragen muss, aber davon wollte hier keiner was wissen.
Statt dessen konnten wir in einem guten Restaurant mit normalen Preisen neben dem Duty free Shop essen.

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Bus

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Somit war das Horrorszenario Grenzübergang aus meinem Kopf gebannt und einfacher hätte es wohl nicht gehen können. An jedem Flughafen ist das komplizierter.
Der Guide gratulierte uns, dass wir nun in Kambodscha wären. Hinter mir saßen 3 Engländer mit denen ich mich die ganze Zeit super unterhielt und auch sonst waren wir nur Touris im Bus. Die Straße in Kambodscha ist sehr schlecht und total ruckelig und der Fahrer machte mich verrückt, obwohl fast kein Verkehr herrschte. An die Süd-Ost-Asiatische Fahrweise kann und will ich mich nicht gewöhnen. Wegen dem starken Regen war es Mittags noch sehr überflutet und ich hoffte der Regen würde verschwinden.

Bilder: Facebook

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Nach ziemlich genau 7 Stunden erreichten wir dann Phnom Penh und ich schnappte mir gleich ein Tuk Tuk. Diese sind die beste (wenn auch nicht Sicherste) Erfindung in Süd-Ost-Asien. Motorräder ziehen ein Gespann wo ca. 4 Leute reinpassen. Von 5$ konnte ich auf 3$ runter handeln, aber das war bestimmt noch zu viel. Vietnam hat keine Tuk Tuks und ich habe es total vermisst ! Der Fahrer der gut englisch konnte, fand das Hostel ewig nicht und wollte mir eine Stadtrundfahrt andrehen. Ich fragte einfach Leute nach dem Weg und guckte auf die Straßenschilder bis wir es fanden. Er sagte, wenn ich ihn morgen nochmal buchen würde könne er sich seine Englischschule leisten und gab mir seine Nummer. Mir fiel gleich auf, dass hier im Gegensatz zu Vietnam fast keiner einen Helm trägt und der Tuk Tuk Fahrer musste 6$ Strafe zahlen, weil er ohne erwischt wurde.

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Das Hostel „Base Villa“ das Lena rausgesucht hatte, sah im Dunkel sehr schön aus und hat einen Pool. Lena kenne ich von Zuhause vom Reiten und sie kommt ursprünglich aus meinem Nachbardorf, deswegen sah man sich immer auf vielen Festen und Reitturnieren. Als sie vor ein paar Monaten hörte, dass ich nach Kambodscha will, buchte sie einen Flug, was ich total cool fand. Schon die ganze Zeit freute ich mich auf sie und wo es erst noch 90 Tage waren, ist sie jetzt schon da. Sie kam wenige Stunden vor mir mit dem Flieger aus Deutschland hier an. Lena war auch schon mal in Süd-Ost-Asien und Australien und kennt sich mit dem Reisen aus.
Als ich ins Zimmer kam, freuten wir uns total uns zu sehen. Außerdem hatte sie mir meine GoPro Hero 4 und mein neues Objektiv mitgebracht, das ich übers Internet gekauft hab und nach Hause schicken ließ.
Wir beide hatten Hunger, bestellten Essen im Hostel und stießen ganz traditionell mit ein paar Bier auf die deutsche Wiedervereinigung an. Wir hatten uns sehr viel zu erzählen und es war ein witziger Abend unter Schwaben. Ich glaube das werden coole kommende Wochen. Wir redeten bis wir uns nicht mehr wach halten konnten und ins Bett gingen.

Liebe Grüße aus Kambodscha
Nadine

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