Donnerstag, 18.05.2016
Ich weiß, warum ich immer so rechtzeitig dran bin!
Jetzt aber mal alles von vorne. Der Tag der großen Reise über den Teich stand an. USA ich komme! Morgens stand ich sehr rechtzeitig auf um noch packen zu können. In aller Ruhe schaufelte ich mir ein paar Cornflakes rein; Hunger hatte ich vor lauter Aufregung sowieso nicht. Schnell gings noch zur Bank, weil ich keinen Cent Bargeld mehr hatte. Dollar hatte ich mir bereits vor ein paar Tagen eingetauscht.
Noch einmal die ausführliche Packliste durchgegangen, dem Hund einen Kuss gegeben und auf zum Bus. Vor dem Bus hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst. Dorfbusse sind ja nicht gerade für ihre Zuverlässigkeit bekannt. Wenn man ein eigenes Auto hat, nimmt man diese ja sowieso nie in Anspruch. Der Bus war sogar pünktlich und der Türk-Schwabe Yusuf war ein cooler Fahrer. Als er sagte, dass er mir zwar den Preis für mein Gepäck erlassen würde, ich beim Erwischt werden aber 80 € Strafe zahlen müsse, zahlte ich lieber. Ich bin ja ein ehrlicher Bürger und es kostete ohnehin nur 2,15€. Die Fahrt war kurzweilig und wir kamen darauf, dass er mal bei der Firma arbeitete, in der ich jetzt bin.
Die S-Bahn war pünktlich, aber leider kam schon bald die Durchsage: Signalstörung! Na super! Wie ich die Deutsche Bahn liebe. Die Bahn tuckerte also mit nur wenigen km/h vorwärts. Mein Herz schlug immer schneller, je näher wir dem Hauptbahnhof kamen. Den ICE bekomme ich nie!
11:45 Uhr: S-Bahn kommt endlich mit 20 Min. Verspätung am Hauptbahnhof an und Nadine rennt um ihr Leben. Mit dem Gepäck ging`s Treppen rauf, wieder runter, noch schnell einmal fragen wohin und die Beine in die Hand nehmen.
11:50 Uhr: ICE fährt ein und Nadine rennt mit den letzten Kräften zu Gleis 10.
Endlich sitzen. Ich war nervlich fix und fertig und konditionell noch mehr. Hätte ich die letzten Wochen doch mal mehr Intervalltraining betrieben. Der ICE setzte sich gleich in Bewegung und ich atmete auf. Mit den nachfolgenden Zügen wäre ich immer noch total rechtzeitig am Flughafen angekommen, aber hätte 5 Mal umsteigen müssen. Da ist die Chance groß, dass man einen Zug verpasst oder den Weg nicht findet. Vor allem, wenn man mich kennt 😉 Ich lernte zwei nette Anfang 50er kennen, die auch so gerne Reisen. Wir unterhielten uns über viele Länder und führten gute Gespräche. Außerdem hatte ich WLAN im ICE. Leider war die Klimaanlage so kalt eingestellt, dass alle froren. Trotz Jacke war mir kalt. Außerdem regnete es in Strömen.
Kölner Dom
Am Hauptbahnhof in Düsseldorf musste ich noch einmal umsteigen. Da der ICE auch nicht pünktlich ankam, wusste ich, dass ich die S-Bahn nicht mehr erreichen würde. So lief ich gemütlich allen hinterher die Koffer dabei hatten. Das war falsch und da stand nichts vom Flughafen dran. Als ich auf mein Ticket schaute, dann Panik: In einer Minute sollte die Bahn fahren, aber 7 Gleise weiter. Mal wieder rannte ich was das Zeug hielt. Nur weil der Fahrer so nett war und wartete, schaffte ich es noch rechtzeitig. Dann fand ich mich endlich am Flughafen von Düsseldorf wieder. Erst einmal aufatmen.
Melli die in Berlin wohnt, flog von Berlin nach Düsseldorf. Als ich noch im Zug, saß schrieb sie mir, dass sie nicht starten könnten, wegen einem Unwetter in Düsseldorf. Ganz klasse! Da stieg meine Panik vor dem Fliegen gleich noch mehr an. Mit einer Stunde Verspätung flogen sie zum Glück los Richtung Düsseldorf.
Ich bin extra früher an den Flughafen, um Melli Gesellschaft zu leisten. Der Plan ging nicht auf. Dadurch, dass sie ihre Koffer bereits in Berlin aufgegeben hatte, war sie hinter der Sicherheitskontrolle. Ich musste noch warten, bis ich meinen Koffer abgeben konnte und der Schalter machte erst viel später auf. So saßen wir beide am Flughafen, aber getrennt. Bevor ich das wusste und sie anfing zu suchen, landete ich aus versehen in der Sicherheitskontrolle. Dort konnte ich mit meinem Koffer aber natürlich nicht durch. Ich entschuldigte mich und sagte, dass ich noch nie geflogen sei. Daraufhin erklärte mir der Mann wie einem Grundschulkind ganz genau was ich wann tun müsse und wo ich hin muss. Wenn die wüssten, dass ich schon allein auf Weltreise war…
Mitten im Terminal befand sich eine Gruppe junger Männer, die mit ihrer Partymusik das ganze Gebäude beschallten und Bier in sich rein leerten. Daneben war noch Platz und ich ließ mich nieder. Gleich wurde mir ein Bier angeboten, welches ich nicht abschlug. So saßen wir zusammen und hatten witzige Gespräche. Hätte ich nie erraten, aber die Jungs fliegen nach Malle 😉
Der eine Mallebesucher der neben seinem Studium am Flughafen arbeitet, sagte mir wo ich hin müsse zum Koffer abgeben und ich verabschiedete mich. Leider war das die falsche Richtung und ich musste den ganzen Weg zurück.
Da stand ich nun als aller Erste vor der Gepäckabgabe und der Schalter hatte noch nicht mal offen. Plötzlich wurde vor mir ein roter Teppich ausgerollt. Als das Display anging wusste ich, wieso: Ich stand in der Schlange vom Priority Boarding. Die Leute die mittlerweile an den anderen Schaltern standen redeten über mich. „Guck mal, die kann sich das leisten, wow!“, so ein Kommentar. Die Dame am Schalter sagte nichts und ließ mich meinen Koffer abgeben.
Als ich dann ja zum zweiten Mal an der Sicherheitskontrolle stand, löste ich einen Alarm aus. Ganz groß stand da „Stop“, es blinkte rot und machte ein ohrenbetäubendes Geräusch. Alle drehten sich nach mir um. Ich erklärte der Dame am Schalter, dass ich schon mal aus versehen da war. Sie flüsterte mir zu ich solle schnell durch laufen und schaltete den Alarm aus.
Wie jedes Mal musste ich auch diesmal zur Sprengstoffkontrolle. Die haben einen Abstrich meiner Sachen gemacht und dann durfte ich gehen. Jedes Mal komme ich in die Kontrolle und weiß nicht, wieso.
Melli überraschte ich und tippte sie an. Sie freute sich total und wir lagen uns lange in den Armen. Das war ein Wiedersehen mit Freude. Wie die kleinen Kinder standen wir da und freuten uns. Eigentlich wollte ich mir was zu Essen kaufen, aber an diesem doofen Flughafen Düsseldorf gab`s hinter dem Sicherheitsbereich nicht mal einen MC Donalds. Und die 6€ für ein Brötchen werfe ich denen nicht in den Rachen. Melli rettete mich, weil sie ein Käsebrötchen dabei hatte.
Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir boarden, aber leider saßen wir nicht zusammen. In meinem Kopf hatte ich bereits den Satz formuliert um meinen Sitznachbarn zu fragen, ob er tauschen würde, sodass Melli neben mir sitzt. Bis zum Schluss wartete ich, aber es kam keiner. Da fragten wir die Stewardess nach einem Tausch und als sie auf ihrer Liste sah, dass keiner mehr kommt, durfte Melli zu mir kommen. Wir freuten uns wie kleine Kinder und fiepsten, sodass wir von allen Seiten angeschaut wurden. Wir lagen uns wieder in den Armen und konnten es kaum glauben. Der einzige Sitz der noch frei war! Ein Mädel in unserem Alter freute sich für uns mit. Wegen meiner Flugangst will ich immer am Fenster neben den Tragflächen sitzen und zufällig hatte ich diesen Platz bekommen. Dass jetzt auch noch Melli neben mir saß, gab mir ein besseres Gefühl.
Der Start war okay, aber es ruckelte die ganze Zeit leicht und eine Stunde lang leuchteten die Anschnallzeichen. Gleich gab es schon Kekse und zur Beruhigung gönnte ich mir ein kühles Bier. Zum Abendessen gab`s Tortellini mit Käsefüllung (mein Lieblingsessen) mit Tomatensoße, was sehr lecker schmeckte. Außerdem frischen Gouda, Salat, Cracker und Beerencreme. Auch das Bordpersonal war sehr freundlich und aufmerksam. Oft kamen sie mit Getränken. Ein bisschen Angst hatten wir schon; hatte doch AirBerlin in letzter Zeit für viele Negativschlagzeilen gesorgt. Umso mehr wurden wir überaus positiv überrascht. Alles klappte super und ich würde mich immer wieder für AirBerlin entscheiden. Mit dem Film „Lala Land“ vertrieb ich mir die Zeit.
Es war so kalt
New York
Mein Essen
Mellis Essen
Um Punkt 10 Uhr Deutscher Zeit, mussten wir, obwohl es hell war, die Sonnenblenden runter klappen und die Lichter wurden gedimmt. Da fing es leider wieder an zu wackeln und das wurde immer stärker. Teilweise ruckelte es richtig stark. Zum Glück konnte ich trotzdem, wenn es ruhiger wurde, ein bisschen vor mich hin dösen. Die letzten zwei Stunden waren die Anschnallzeichen konstant an und gingen bis zur Landung nicht mehr aus. Leider funktionierten die letzten Stunden die TV`s im Flieger nicht mehr. Auf der anderen Seite sah man ständig Blitze runter gehen. Zum Glück nicht bei uns.
Um halb 10 amerikanischer Zeit (3:30 deutscher Zeit) landeten wir nach siebeneinhalb Stunden in New York. Der Blick auf New York bei Nacht war atemberaubend.
Natürlich waren wir fertig und wollten nur noch ins Bett, aber wir sind ja in Amerika. Die Leute die schon mal das ESTA (Visum) beantragt hatten, sollten in eine Schlange und die, die zum ersten Mal in die Staaten reisten, sollten in die andere Schlange. Da verfiel Melli schon leicht in Panik, weil sich hier unsere Wege trennten. Ich musste an einen Automaten, meine Hand für Fingerabdrücke auflegen, ein Foto machen, meinen Pass auflegen und dann mit dem gedruckten Beleg zum Officer. Dieser fragte warum ich hier sei und wie lange und schon war ich offiziell in die USA eingereist. Das ging ja schnell und super einfach. Mein Backpack kam gleichzeitig mit mir an. Leider hatte Melli da mehr Probleme. Die Schlange war super lang und es gab ganze zwei Mitarbeiter um mehrere Maschinen abzufertigen. Ganze eineinhalb Stunden musste Melli deshalb warten. Ihr wurden viele Fragen gestellt. Wir waren heilfroh als alles geschafft war und machten uns schnell auf den Weg nach draußen. Der Flughafen John F. Kennedy ist total abgewrackt, ekelig und es hat nicht mal WLAN. Selbst in Vietnam findet man an jeder Ecke WLAN und in so einer Weltstadt wie NY gibt es am Flughafen keins…
Leider fuhr das Shuttle so spät nicht mehr, welches uns zum Hostel bringen sollte. So mussten wir nach ewigem Hin und Her einen anderen Bus nehmen. Dieser brachte uns in einer einstündigen Fahrt für 18$ mitten nach Manhattan. Von dort nahmen wir ein Taxi für 14$ ins Hostel. Insgesamt also 25$ pro Person. Es fühlte sich gut an bei diesen immer noch sehr warmen Temperaturen den Kopf aus dem Autofenster zu strecken und einen ersten Eindruck von New York zu gewinnen.
Leider standen wir um 1 Uhr vor verschlossenem Hostel und hatten nicht mal WLAN. Die Rezeption war seit 11 Uhr geschlossen. Eigentlich wollten wir nur noch schlafen und waren verzweifelt. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass ein IPhone auch zum telefonieren da ist und rief Vroni an. Diese machte zum Glück auf und hatte bereits für uns eingecheckt. Wir freuten uns total uns wieder zu sehen und hatten uns viel zu erzählen. Außerdem freute ich mich, endlich Vroni`s Kumpel Berni kennen zu lernen. Da alle im 10-Bett-Zimmer bereits schliefen, saßen wir im Treppenhaus und quatschten eine Weile.
Lange hielten wir es nicht mehr aus und schliefen alle todmüde ein.
Ich freue mich total auf unseren Trip und werde täglich berichten.
Grüße aus New York
Nadine